Düsseldorf Ein Oberrabbiner für die Gemeinde

Düsseldorf · Raphael Evers stellt sich bei einer Buchpräsentation in der Gedenkstätte vor.

Beinahe wäre Raphael Evers Unternehmensberater geworden. Doch in der zweiten Bewerbungsrunde bei einer der weltweit führenden Firmen dieser Branche schied er aus. "Ich sagte, ich wolle nur zwei bis drei Stunden am Tag arbeiten, mich ansonsten mit den heiligen Schriften befassen. Kurz darauf kam die Absage", erinnert er sich. Das mit den Schriften erwies sich als richtige Entscheidung. Denn der 62-jährige Amsterdamer wurde zu einem hoch dekorierten Gelehrten. Seit drei Monaten ist er Oberrabbiner der Jüdischen Gemeinde.

In der Mahn- und Gedenkstätte sprach der 62-Jährige, der auch "Dajan" (Richter) ist, bei der Vorstellung des Buches "Die Düsseldorfer Rabbiner" von Sebastian Fleermann erstmals öffentlich über seine Beweggründe, nach Düsseldorf zu kommen. "Ich konnte Amsterdam erst nach dem Tod meiner kürzlich verstorbenen Mutter verlassen." Und was motiviert ihn, nach sechs Jahrzehnten aus Holland wegzugehen? "Dass ich in einer deutschen Stadt Rabbi sein darf, ist ein tiefgreifendes Symbol.

Es zeigt, dass wir Hitler überwunden haben." Evers und seine Frau haben zehn Kinder, fünf leben in Israel, ein Sohn in London, die anderen in Amsterdam. Evers hat neben Recht auch Psychologie und Konfliktlehre studiert und rund 30 Bücher in Hebräisch und Niederländisch veröffentlicht. Seine Mutter hatte den Holocaust überlebt, sie war mit demselben Zug wie Anne Frank nach Auschwitz deportiert worden.

(jj)
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