Düsseldorf Ein Knigge für die Campus-Messe

Düsseldorf · Der "Career Service" der Heinrich-Heine-Universität versteht sich als Vermittler zwischen Wirtschaft und Hochschule. Und trainiert mit Absolventen für deren Messebesuch.

 Ilke Kaymak leitet den "Career Service", der den Uni-Absolventen Berufsmöglichkeiten aufzeigt.

Ilke Kaymak leitet den "Career Service", der den Uni-Absolventen Berufsmöglichkeiten aufzeigt.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Der steingraue Anzug fühlt sich noch fremd an, aber am morgigen Mittwoch kommt er zum Einsatz. Das ist beschlossene Sache. Dann will Johannes S. (25), Jurastudent kurz vor dem Ziel, die Weichen für seine Zukunft stellen. Denn auf der Campus Messe der Düsseldorfer Uni, will er ihn kennenlernen, seinen künftigen Arbeitgeber. Und gleich einen guten Eindruck machen - im feinen Zwirn.

Die Hochschule und die Wirtschaft, sie sind in letzter Zeit enger zusammengerückt. Das Bindeglied heißt "Career Service" - eine Anlaufstelle für beide Seiten, für Absolventen oder Studenten, die Jobs mit Zukunftspotenzial oder Praktikumsplätze suchen, und für Unternehmen, die um die Fach- und Führungskräfte von morgen werben. Damit diese beiden Seiten zusammentreffen, organisiert Ilke Kaymak, Leiterin des "Career Service", mit ihrem Team mehr als 60 Termine im Jahr.

"Wege in den Job" heißt eine Reihe, bei der sich Firmen regelmäßig donnerstags, begrenzt auf eineinhalb Stunden, auf dem Campus vorstellen oder aber zu Exkursionen ins Unternehmen einladen. Da berichtet der Rewe-Konzern, was er unter Nachhaltigkeit versteht und welche Karrierechancen er bietet. L'Oréal bietet Einblicke in den Alltag eines Weltmarktführers der Kosmetikbranche - und Praktikumsplätze. McKinsey stellt sein "Sprungbrett Unternehmensberatung" vor, das Auswärtige Amt informiert über die Diplomatenlaufbahn, und zwei Mitarbeiter des Japanischen Kulturinstituts Köln berichten von ihrem grenzüberschreitenden Alltag.

"Dadurch erfahren unsere Absolventen oft von Berufsmöglichkeiten, an die sie vorher nie gedacht haben", so Ilke Kaymak. Denn welcher Philosophie-Student zieht in Erwägung, in einem Wirtschaftsunternehmen zu arbeiten, und ahnt, dass man genau dort seine Art zu denken besonders schätzt? "Gerade für die Geisteswissenschaftler erweitern sich die Perspektiven", so die Chefin der Service-Stelle. Unternehmen seien durchaus daran interessiert, in ihren Personalabteilungen auch Psychologen oder Pädagogen zu beschäftigen, und Banken würden auch Philosophen einstellen.

Der Karriere-Service der Uni versteht sich als Vermittler von Informationen und Kenntnissen. In Workshops können Absolventen trainieren, wie sie sich in einem Vorstellungsgespräch verhalten sollten und wie eine perfekte Bewerbungsmappe aussieht - inklusive Foto. Dabei hat Ilke Kaymak einen Trend beobachtet: "Bewerbungsmappen sind aufwendiger und individueller geworden und ihre Gestaltung immer wichtiger."

Im Vorfeld der nächsten Campus-Messe am 4. Mai hat sie einen Messe-Knigge entwickelt, der Studierenden bei der gründlichen Vorbereitung helfen soll. Auch bot sie Termine, um die Messe-Situation zu trainieren: "Der Andrang war groß." Dieser Messetag ist vor allem als Möglichkeit geplant, sich zwanglos kennenzulernen. Aber im Internet werden zurzeit alle teilnehmenden Unternehmen vorgestellt, auch mit deren Stellenangeboten. Wer sich für eine solche Offerte interessiert, kann mit einer kompletten Bewerbungsmappe zur Messe kommen. Johannes S., der künftige Jurist, hat beim Messe-Knigge auch erfahren, dass je nach angestrebter "Zielposition" ein Anzug eine gute Wahl ist. Den hat er nun, jetzt muss der Rest noch klappen.

(RP)
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