Düsseldorf Ein Job-Lotse für Flüchtlinge

Düsseldorf · Rachid El Mellah berät bei der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf kleine und mittelständische Unternehmen, wie sie Asylbewerber besser ausbilden können.

 Rachid El Mellah kümmert sich auch privat ehrenamtlich um Flüchtlinge.

Rachid El Mellah kümmert sich auch privat ehrenamtlich um Flüchtlinge.

Foto: Andreas Bretz

Rachid El Mellah, in Marokko geboren, ist 1986 als Zwölfjähriger mit seinen Eltern nach Düsseldorf gekommen. Mit seiner Familie, er ist verheiratet und hat drei Kinder, lebt der Sozialpädagoge gern in der Stadt und fühlt sich als Düsseldorfer. Willkommenskultur und Integration sind ihm sehr wichtig, deshalb ist seine neue Aufgabe als Willkommenslotse für ihn viel mehr als nur ein Job. "Ich kümmere mich schon seit einiger Zeit ehrenamtlich um Flüchtlinge und weiß, dass die meisten, gerade die aus Kriegsgebieten Geflüchteten hochmotiviert sind", erzählt der 42-Jährige. "Sie bringen großes persönliches Engagement mit und wollen unbedingt arbeiten, um hier bei uns selbstbestimmt leben zu können."

Schon während seiner Zeit als Bildungsbegleiter bei der Jugendberufshilfe Düsseldorf gehörte es zu seinen Aufgaben, sich um berufsvorbereitende Maßnahmen für Menschen mit Förderbedarf zu kümmern, und zwar immer in enger Zusammenarbeit mit den Betrieben. Als Willkommenslotse sind die Tätigkeiten nun ganz ähnlich. Einerseits geht es darum, kleine und mittelständische Unternehmen zum Thema Ausbildung und Beschäftigung von Flüchtlingen zu beraten und andererseits Flüchtlinge bei allen Fragen rund um Praktika, Einstiegsqualifizierung und Ausbildung zu unterstützen.

"Ich möchte die Unternehmen dafür sensibilisieren, Arbeits- und Ausbildungsplätze für Flüchtlinge anzubieten", erklärt er. Zwar gebe es in manchen Unternehmen zunächst einmal Bedenken, aber die Mehrheit reagiere offen und positiv. Dies sei insbesondere dann der Fall, so El Mellah, wenn er sie auf die Möglichkeiten aufmerksam mache, unterschiedliche ausbildungsbegleitende Maßnahmen in Anspruch zu nehmen.

Eine solche Maßnahme ist beispielsweise die so genannte Einstiegsqualifizierung, ein von der Bundesagentur für Arbeit gefördertes Langzeitpraktikum von sechs bis zwölf Monaten. In dieser Zeit kann der Ausbildungsbetrieb den jungen Flüchtling kennenlernen, seine Leistungsfähigkeit einschätzen. Der wiederum kann seine Fähigkeiten erweitern und zudem während dieser Zeit seine Deutschkenntnisse ausbauen. "Viele Unternehmen nutzen die Einstiegsqualifikation, in rund 80 Prozent der Fälle mündet sie in eine betriebliche Ausbildung", berichtet El Mellah. Dann könne ein halbes Jahr des Praktikums auf die Ausbildung angerechnet werden. Aufgrund dieser Vorschaltmaßnahme bekomme nun ein junger Syrer beim Capitol Theater die Möglichkeit, ein Praktikum zum Veranstaltungstechniker zu beginnen - spätere Ausbildung wahrscheinlich.

Eine weitere Möglichkeit, so der Willkommenslotse, sei die Assistierte Ausbildung. Dabei werden förderungsbedürftige junge Menschen während ihrer Ausbildung von Pädagogen unterstützt. Beispielsweise erhalten sie Hilfen zum Abbau von Sprachdefiziten oder bei Problemen im Betrieb und in ihrem sozialen Umfeld. Asylberechtigte und geduldete Flüchtlinge können dies in Anspruch nehmen, die Kosten trägt die Bundesagentur für Arbeit. Überhaupt, so El Mellah, sei der Aufenthaltsstatus der Flüchtlinge entscheidend bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen. Deshalb sei die seit August für Auszubildende geltende "3+2-Regel" so wichtig. Sie besagt, dass deren Duldung für die gesamte Dauer der Ausbildung gilt und bei anschließender Beschäftigung noch für zwei weitere Jahre.

Zu seinen Aufgaben gehört es auch, Unternehmen beim Aufbau einer Willkommenskultur zu unterstützen, denn, so El Mellah, nur so könne die betriebliche Integration der Flüchtlinge wirklich gelingen.

(RP)
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