Düsseldorf Ein Gymnasium als Talentschmiede

Düsseldorf · Antonietta Zeoli koordiniert den Neuanfang des geplanten Gymnasiums an der Schmiedestraße. Mit einem international ausgerichteten Konzept und Kollegen, die Spaß am Aufbau einer Schule haben, wirbt sie für den Standort.

 Antonietta Zeoli plant im Gymnasium an der Schmiedestraße auch Chinesisch als Fremdsprache anzubieten.

Antonietta Zeoli plant im Gymnasium an der Schmiedestraße auch Chinesisch als Fremdsprache anzubieten.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als Antonietta Zeoli vor einiger Zeit gefragt wurde, ob sie den Aufbau des Gymnasiums an der Schmiedestraße übernehmen möchte, da ist sie erst einmal durch das Oberbilker Viertel gelaufen, hat sich umgeschaut. "Was ich gesehen habe, hat mich positiv überrascht", sagt sie. In den ruhigen Seitenstraßen entdeckte sie sanierte Altbauten, nette Cafés und Läden, kreative Initiativen. "Hier passiert ganz viel, Oberbilk boomt", sagt sie. Und Zeoli suchte das Gespräch, mit der Bürgerinitiative, den Schützen und den Gemeinden. "Ich habe dabei immer erfahren, dass dieses Viertel das Gymnasium möchte. Wir sind willkommen." Aus der Politik gab es für die Schule einen einstimmigen Beschluss. Und so war für die ehemalige kommissarische Leiterin des Görres-Gymnasiums schnell klar: "Ja, ich mache das".

Dass ein neues Gymnasium kein Selbstläufer ist, hatten in diesem Jahr die geringen Anmeldezahlen für die Schmiedestraße gezeigt, die ursprünglich in diesem Schuljahr starten sollte. Zeolis Aufgabe ist es nun, dieser Schule Leben einzuhauchen, mit einem modernen anspruchsvollen Konzept, und Kollegen, die sich dafür engagieren. Weil in der leerstehenden ehemaligen Hauptschule die Handwerker arbeiten - wie in vielen anderen Düsseldorfer Schulen - , schlägt Zeoli einen kleinen Spaziergang vor, um draußen vor der "Trinkhalle" unter einem Sonnenschirm und mit einem kühlen Getränk von ihren Plänen zu erzählen. Der Kiosk-Inhaber begrüßt sie, scherzt, macht ihr für das Wasser einen guten Preis. Man kennt sich.

Eine familiäre Atmosphäre könnte auch ein Vorteil des neuen Gymnasiums sein. Denn mit den angestrebten 75 Schülern in drei Klassen hat sie zumindest anfangs die Dimension einer Zwergenschule. Da der Standort gut an das Netz öffentlicher Verkehrsmittel angeschlossen ist, sei er auch gut für Schüler aus anderen Stadtteilen erreichbar, so die Überlegung von Zeoli. Denn von den umliegenden Grundschulen gehen nur wenige Kinder auf das Gymnasium. Außerdem ist das Lessing-Gymnasium nicht weit, hat allerdings einen Sportschwerpunkt. An der Schmiedestraße liegt deshalb ein Schwerpunkt auf kultureller Bildung, daneben sind digitales Lernen und Mitbestimmung charakteristisch für das Profil. Zielgruppe ist eine Schülerschaft, deren Eltern Bildung wichtig ist.

Wichtig findet Zeoli, die Schüler von Beginn an, bei der Suche nach ihren Stärken und Interessen zu unterstützen. "Wer die kennt, startet auch besser sortiert ins Studium." Dafür gibt es in der Woche eine Doppelstunde "Talentschmiede". Dazu kooperiert die Schule mit Partnern wie dem Tanzhaus und dem Jungen Schauspielhaus ebenso wie mit Autoren, Künstlern, Musikern und Dramaturgen. Die verschiedenen Stärken und Fähigkeiten - vom künstlerischen Gestalten bis zum Programmieren - können beispielsweise beim Thema Robotik miteinander verbunden werden. Nach einem spielerischen und experimentellen Einstieg in ein Thema ist im Laufe der Zeit eine intensive Auseinandersetzung ähnlich einer Forschung angestrebt.

Eine andere Besonderheit der Schule ist das Sprachenangebot. Nach Englisch in der fünften Klassen können die Schüler in der sechsten zwischen Italienisch und Französisch wählen. In der achten schließlich ist neben Latein auch Chinesisch eine Option, was in Düsseldorf bislang eine Premiere ist. Dabei ist die chinesische Gemeinde in den vergangenen Jahren gewachsen. Zwei chinesische Vereine hätten sofort Interesse und die Bereitschaft zur Unterstützung signalisiert, berichtet Zeoli. Interessant sei das Angebot auch für Familien, die eine Zeit lang in China gelebt haben.

Klar, dass es für den Aufbau einer neuen Schule Lehrer braucht, die Lust haben etwas mitzugestalten. Von den Vieren, die bereits verpflichtet wurden, gibt es ein Gruppenbild, auf dem sie hoffnungsfroh in die Kamera strahlen.

Und auch Eltern und Schüler werden an der Schmiedestraße die Möglichkeit zum Mitentscheiden haben, zum Beispiel bei Kaufentscheidungen. "Wenn die Schüler meinen, dass eine Datenbrille von einem privaten Zuschuss gekauft werden sollte, müssen sie gute Argumente dafür oder dagegen finden", sagt Zeoli.

Das Datum für den Tag der offenen Tür steht bereits fest: Samstag, 26. November, 11 bis 16 Uhr. Kollegen haben bereits ihre Unterstützung beim Programm angekündigt. Ein Informationsabend ist für Montag, 16. Januar 2017 geplant.

(RP)
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