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Kolumne Auf Ein Wort Ein Geschmack vom Himmel

Düsseldorf · So sehen Sieger aus!", sangen die Menschen Land auf Land ab, als die deutsche Fußballnationalmannschaft am 13. Juli 2014 in Rio de Janeiro endlich den WM-Titel holte. Das Land schwelgte im Siegesrausch und für einen Abend war wahr, was Helene Fischer sang: "Wir sind heute ewig". Es war ein großes Fest. Menschen, die normalerweise überhaupt nichts mit Fußball am Hut haben, fühlten sich für einen Moment irgendwie getragen. Bis auf die, die sowieso immer konsequent gegen Fußball sind. Deutschland hatte gemeinsam etwas Großes geschafft. Und dabei waren an der sportlichen Höchstleistung genau genommen elf Männer beteiligt und vielleicht die Trainer, Ärzte, Masseure, Vereine und Funktionäre. Der Rest hat zugeschaut. Und trotzdem lag für ein paar Tage der Geschmack von Ewigkeit in der Luft.

 Autorin Judith Uhrmeister ist Vikarin an der evangelischen Johanneskirche in der City.

Autorin Judith Uhrmeister ist Vikarin an der evangelischen Johanneskirche in der City.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als Jesus in Jerusalem einzieht, so wird es berichtet, herrscht eine knisternde Atmosphäre. Es ist eine Stimmung, als würde etwas Großes passieren. Jerusalem hat sich herausgeputzt. Es soll ein Fest stattfinden. Menschenmassen strömen in die Stadt. Jesus eilt ein Ruf voraus. Man erzählt sich, dass er Menschen heilt und Rettung bringt. Und an diesem Tag, so munkelt man, soll eben dieser Superstar in die heilige Stadt einziehen. So, wie es sonst nur Könige tun. Das will sich keiner entgehen lassen. Sie säumen die Straßenränder. Und dann kommt er, zwar nicht ganz standesgemäß, nur auf einem Esel, aber für die Leute, für die Fans, ist er der Sieger. Er zieht ein, so wie Sieger eben einziehen. Die Menschen jubeln ihm zu. Hosianna. Für einen Moment scheint alles möglich. Jesus zieht ein und mit ihm das Gefühl, es könnte wirklich etwas dran sein, an dem, was Helene Fischer rund 2000 Jahre später singen wird: "Wir sind heute ewig".

Die Christenheit weltweit zelebriert diesen einmaligen Moment jedes Jahr am Palmsonntag. Der Palmsonntag ist der Auftakt zur Karwoche, in der Jesu Tod gedacht wird. Vielleicht, weil es, bevor man sein Kreuz auf sich nimmt, so etwas wie einen Geschmack vom Himmel braucht. Einen Appetithappen, der die Hoffnung auf die Ewigkeit anregt.

(RP)
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