Serie 11 Freunde Ein Fanclub wächst über sich hinaus

Düsseldorf · Wir überbrücken die Zeit bis zur EM mit Fußballgeschichten. Heute: Wie eine Gruppe Fortuna-Fans fast Meister geworden wäre.

 Für den Pokal hat es für das Team von Virus 95 mit dem Vorsitzenden Pierre Fienhold (hinten links) nicht ganz gereicht.

Für den Pokal hat es für das Team von Virus 95 mit dem Vorsitzenden Pierre Fienhold (hinten links) nicht ganz gereicht.

Foto: Sky Deutschland

Im Profifußball wird kaum etwas dem Zufall überlassen. Kleinigkeiten können auf hohem Niveau bereits über Sieg und Niederlage entscheiden, heißt es oft. Dass Teamgeist manchmal wichtiger sein kann als Geld und Talent, hat im Profibereich zuletzt der englische Meister Leicester City bewiesen. Doch auch im Amateurbereich gibt es immer wieder solche Beispiele. Von einem weiß Pierre Fienhold, Vorsitzender des Fortuna-Fanclubs Virus 95, zu berichten. Mit seinen Kollegen hat er bei der Deutschen Fanclubmeisterschaft in Essen teilgenommen. An einem Tag erlebten er und seine Mitstreiter Dinge, die gut und gerne ein mehrwöchiges Turnier hätten ausfüllen können.

Die Gegner: Anhänger der übrigen Mannschaften aus der ersten und zweiten Bundesliga. Eine Vorbereitung auf das Turnier gab es für Virus 95 praktisch nicht. Der Fanclub, der sich 2015 bei einem Biergartenbesuch gegründet hat, hat vergangenen Sommer bei einem Turnier in Garath den zweiten Platz belegt, bei einem Hallenturnier im Januar holte das Team sogar den Sieg. Das war's an gemeinsamer Spielerfahrung. Umso erfreuter war Pierre Fienhold, als er feststellte, dass es auf dem Platz richtig gut funktionierte: Gleich im ersten Spiel gewann Virus 95 gegen die Vertreter von Eintracht Frankfurt mit 5:4.

Der Start war geglückt, und so wurde eine Entwicklung in Gang gesetzt, die Sport-Berichterstatter gerne mit dem Schlagwort "Turniermannschaft" bezeichnen. Ein Team, das über begrenzte Möglichkeiten verfügt, aber mit einer Mischung aus Mannschaftsgeist und Einsatz diese Beschränkungen vergessen macht. Und so gewann Virus 95 das nächste Spiel gegen die Vertreter des Karlsruher SC mit 6:1. Der SC Freiburg wurde anschließend sogar mit 11:1 vom Platz gefegt. "Spätestens da wussten wir, da geht was", sagt Fienhold.

Was folgte, war wohl das emotionalste Spiel, das der Fanclub je bestritten hat. Im Viertelfinale traf Virus 95 auf die "MSA Borussen", ein Fanteam von Borussia Dortmund, das auf die Unterstützung von rund 40 Fans angereisten Fans zählen konnte. Das Spiel wogte hin und her. Auf einen 2:1-Rückstand folgte eine 3:2-Führung, dann geriet Virus 95 wieder mit 3:4 ins Hintertreffen. In der Nachspielzeit schaffte Virus 95 in der letzten Minute noch den Ausgleich und rettete sich ins Neunmeterschießen. Da gelang den Fortunen dann ein 8:7-Erfolg und sie zogen ins Halbfinale der Fanmeisterschaft ein. "Es war ein hochemotionales Spiel", sagt Fienhold.

Noch eine Partie trennte die Mannschaft, deren Mitglieder überwiegend das beste Fußballeralter schon überschritten haben, vom Einzug ins Finale. Gegen den VfB-Stuttgart- Fanclub "Loutsen" deutete alles auf ein erneutes Neunmeterschießen hin. Doch in der letzten Minute musste Virus 95 den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen. Eine Chance auf einen Ausgleich gab es nicht mehr. Dass der Fanclub nicht mehr das Glück hatte, das anschließende Neunmeterschießen um Platz 3 zu gewinnen, schmerzt Pierre Fienhold nicht wirklich: "Es wäre mehr drin gewesen, aber Platz vier ist eine grandiose Leistung. Wir sind hochzufrieden." Nicht zuletzt der Leistung des Trainers und Vizepräsidenten Thomas Bartoschek sei der Erfolg zu verdanken.

Was bleibt, sind Erinnerungen an eine Beinahe-Sensation. Und die Hoffnung, nächstes Jahr wieder Fortuna Düsseldorf vertreten zu dürfen.

(RP)
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