Düsseldorf Eigenheime sind Luxusobjekte

Düsseldorf · Eine neue Studie der Hypo-Vereinsbank zeigt die Trends des städtischen Immobilienmarktes. Seit Jahren sind die Zinsen historisch niedrig. Die Preise für Eigentums- und Mietwohnungen steigen. Eigenheime sind kaum noch verfügbar.

 Neue Zweifamilienhäuser wie dieses Gebäude an der Jahnstraße in Friedrichstadt werden in Düsseldorf immer mehr zur Rarität.

Neue Zweifamilienhäuser wie dieses Gebäude an der Jahnstraße in Friedrichstadt werden in Düsseldorf immer mehr zur Rarität.

Foto: Rehfeld

Der Düsseldorfer Wohnungsmarkt gilt laut der Studie als "solide". Eine beständig wachsende Einwohnerzahl, steigende Quadratmeterpreise und wenig Möglichkeiten zum Baulandgewinn durch Erschließung oder Nutzungsänderung in der Stadt sorgen dafür, dass private Anleger aus aller Welt ihr Geld durch Immobilien sichern können. Der Mangel an Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment steht dem gesättigten Spitzensegment entgegen. Die Studie zeigt aber auch, dass schon das klassische Eigenheim diesem Segment angehört.

Angesichts "historisch niedriger Zinsen" ist das laut Ulrike Lamm, Leiterin der Hypo-Privatkundenbank NRW, wenig überraschend. Seit 2010 nimmt der Druck privater Investoren auf den städtischen Wohnungsmarkt konstant zu, die Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen in den besten Lagen liegen mittlerweile im hohen vierstelligen Bereich; Düsseldorf zählt damit zu den teuersten Städten Deutschlands. Dies liegt Lamm zufolge weniger an einem Mangel an Wohnraum in teuren Vierteln wie Ober- und Niederkassel, Kaiserswerth und Golzheim, sondern an fehlender Marktdynamik: Wer sich einmal in Düsseldorf eingekauft habe, der verkaufe nicht mehr.

Den Düsseldorfer Wohnungsmarkt dominieren laut Stephan Müller, Finanzierungs-Experte der Hypo-Vereinsbank, kleine Investoren aus den skandinavischen Ländern. In den letzten Jahren seien vermehrt auch Käufer aus Russland, Israel und sogar Island hinzugekommen. Interessenten müssten laut Müller in Zukunft immer mehr Geld in die Hand nehmen, von einer Immobilien-Blase wolle er allerdings nicht sprechen.

Dennoch dürften Mieter, die derzeit 80 Prozent der Haushalt in Düsseldorf stellten, auch in Zukunft die Marktentwicklung deutlich zu spüren bekommen. Die Wohnungsnachfrage wächst - auch durch Zuzügler - bei einem gleichbleibenden Angebot in der Stadt. Ausgenommen davon sind laut Müller auch die Randgebiete nicht: Dortige Immobilien würden immer mehr von jungen Familien aus Düsseldorf bezogen. Entlastung bringt das der Innenstadt nicht, denn viele ältere Menschen zögen gleichzeitig aus dem Umland wieder ins Zentrum.

Neben den Miet- und Kaufpreisen für Wohnungen wirkt sich die Platznot in Düsseldorf auch auf die Bodenpreise aus. Laut der Studie ist die Landeshauptstadt unter den "sechs höchstverdichteten Städten" Deutschlands. Um den teuren Grundstückspreisen zu begegnen, greifen Investoren bei der Planung von Neubauten mit sogenannten "Town-Houses" - mittelhohe Wohngebäude mit vergleichsweise geringer Grundfläche wie etwa im "Quartier Central" oder "Grafental" - in die Trickkiste. Die Möglichkeiten der Stadt, durch Umwandlung ehemaliger Industrie- in Wohnbaugebiete zu reagieren, sind laut Müller begrenzt.

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Foto: Werner Gabriel

Besonders betroffen von der Entwicklung sind Einfamilien- und Doppelhäuser. Müller zufolge sei es in Düsseldorf kaum noch möglich, ein Eigenheim zu erwerben. Auch der Neubau wird für viele Menschen in Düsseldorf kaum eine Alternative sein. Die Studie spricht von mehr als drei Preissteigerungen für Bauland um zehn Prozentallein in den letzten vier Jahren. Aus diesem Grund sind laut Müller Immobilienkäufer in Zukunft weniger an einer Wertsteigerung als einer Wertbeständigkeit interessiert.

(RP)
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