Erfinderregion Rheinland Düsseldorfs digitale Erfinder

Düsseldorf · Längst hat sich das Rheinland zu einem Zentrum für Innovationen aus dem Digitalbereich entwickelt. Hier wird etwa das Handy der Kanzlerin abhörsicher gemacht. Innovationstreiber ist vor allem die Düsseldorfer Mobilfunkbranche.

 Secusmart-Mitgründer Hans-Christoph Quelle (l.), Donald Tusk, Präsident des Europäischen Rates, und Kanzlerin Angela Merkel mit ihrem Handy.

Secusmart-Mitgründer Hans-Christoph Quelle (l.), Donald Tusk, Präsident des Europäischen Rates, und Kanzlerin Angela Merkel mit ihrem Handy.

Foto: secusmart

Die Digitalisierung ist dabei, die Welt zu verändern. Heute 18-Jährige können sich gar nicht vorstellen, dass man mal zum Telefonieren ein kleines, wetterfestes, gelbes Gebäude aufsuchen und dort für ein kurzes Gespräch Münzen einwerfen musste. Oder dass man Passanten fragte, wenn man den Weg nicht fand in einer fremden Stadt.

Heute ist der minutenlange Ausfall von WhatsApp, Facebook oder gar der ganzen mobilen Internetverbindung eine echte Katastrophe, die das Zeug hat, es auf die Seiten jeder Tageszeitung zu schaffen. Und die Digitalisierung schreitet in einem rasanten Tempo voran. Ende der 1990er Jahre kam der PDA (Personal Digital Assistant) des US-Herstellers Palm auf den Markt. Ein kleiner Computer im Taschenformat, mit Terminkalender und Notizen. War bei Managern total schick. Braucht heute keiner mehr, kann jedes Handy. Auf "Pagern" konnte Menschen unterwegs eine Rufnummer übermittelt werden, die sie dann umgehend anrufen sollten. Alles Schnee von gestern.

Heute gilt das Silicon Valley in Kalifornien als weltweiter Hotspot für digitale Innovationen. Doch auch in Düsseldorf haben sich Firmen etabliert, die Innovationen aus dem Digitalbereich wie am Fließband produzieren. Etwa das Düsseldorfer Unternehmen Secusmart. Die Gründer der Firma, Hans-Christoph Quelle und Christoph Erdmann, waren viele Jahre bei Nokia tätig, bevor sie 2007 das Start-up im Keller des Wohnhauses von Quelle gründeten. Damals hatte man die Idee, mobile Sprache zu verschlüsseln. Für Nokia war dieses Geschäft jedoch zu klein - das war der Hauptgrund, warum die drei im Jahr 2007 die Firma Secusmart gegründet hatten. Hier konnten sie auf der Basis des gemeinsamen Hintergrundes dieses Konzept ausbauen und marktfähig machen. Heute ist die Düsseldorfer Secusmart weltweit führender Experte für abhörsichere mobile Sprachkommunikation. Größter Triumph: Das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird mit Software der Düsseldorfer Innovationsschmiede vor Abhörangriffen geschützt. Bei der Hannovermesse besuchte Merkel den Stand der Düsseldorfer und ließ sich mit dem Secusmart-Handy öffentlichkeitswirksam ablichten. Und warum Düsseldorf? "Globale Player wie Vodafone sitzen in Düsseldorf oder nicht weit entfernt die Deutsche Telekom in Bonn. Was zudem hinzukommt: Von der Lebensqualität her ist Düsseldorf ein wunderschöner Fleck in Deutschland", sagen die Gründer heute.

Vodafone selbst ist ebenfalls unverändert eine Innovationsschmiede für Digitales. So sichert sich der Mobilfunker immer wieder durch Patente neue Techniken und Problemlösungen. "Das Europapatent EP 2 219 105 B1 schützt ein bestimmtes Verfahren, beziehungsweise die Art und Weise, einen Touchscreen zu entsperren", sagt Vodafone-Sprecherin Sarah Rötzer. Ein anderes aktuelles und in Düsseldorf entwickeltes Verfahren wurde von Vodafone zum Patent angemeldet, das laut Protokoll "Vorrichtung und Verfahren für kontaktlose Kurzstreckenkommunikation" heißt. "Patent EP 2704 121 B1 betrifft die Übertragung von Fahrzeug- Fahrgastdaten - natürlich nur wenn gewollt - zum Zwecke der Nachverfolgung, etwa für Autovermietungen, Familien oder Versicherungen", sagt Rötzer.

Im Gefolge der großen Mobilfunker im Rheinland siedeln jetzt vor allem chinesische Unternehmen ihre Forschungszentren in Düsseldorf an. Erst kürzlich vergrößerte der chinesische Handykonzern Huawei seine Mitarbeiterzahl. Telefonbauer ZTE forscht ebenfalls digital in Düsseldorf.

(tb.)
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