Düsseldorf Düsseldorfs Bau-Meister feiert seinen 90.

Düsseldorf · Der Architekt Walter Brune plante unter anderem die Schadow Arkaden und die Kö-Galerie. Noch mit über 80 schuf er in Brandenburg aus einer alten Stasi-Immobilie ein Wellness-Hotel.

 Der Architekt und Stadtplaner Walter Brune bei einer Veranstaltung im Jahr 2014. Morgen wird sein 90. Geburtstag groß gefeiert.

Der Architekt und Stadtplaner Walter Brune bei einer Veranstaltung im Jahr 2014. Morgen wird sein 90. Geburtstag groß gefeiert.

Foto: jürgen moll

Das Lebenswerk des Walter Brune wird mit Füßen getreten, jeden Tag. Und zwar von Hunderttausenden Füßen. Denn er hat eine nicht mehr überschaubare Anzahl von Gebäuden geschaffen, durch die täglich viele Menschen gehen. Oder sie leben und arbeiten dort. Sein Lebenstraum ist Lebensraum, hat einmal über einer Würdigung für ihn gestanden. Und das ist auch so.

Brune ist jetzt 90. Morgen wird sein Geburtstag groß gefeiert. Der 1926 in Bremen als Sohn eines Architekten geborene Mann zeigte schon sehr früh sein Talent und wurde mit großen Aufträgen bedacht. Er baute im Ruhrgebiet Verwaltungsgebäude und Zechen, die Karstadt-Zentrale in Essen ist sein Werk, es folgten viele weitere Kaufhäuser und die Villen der großen Lenker des deutschen Wirtschaftswunders. Ihnen setzte er seinerzeit moderne Bungalows auf große Areale - durchweg derart ungewöhnlich, dass sie häufig in internationalen Architekturzeitschriften gepriesen wurden. Sich selbst und seiner Familie setzte er ein solches Denkmal schon in den 1950er Jahren an den Düsseldorfer Stadtrand nahe Ratingen, wo er heute noch lebt. Das Gebäude ist sowohl innen wie außen von zeitloser Eleganz und Pragmatismus, gilt immer noch als Highlight kühlen Hausdesigns.

Der Rhein-Ruhr-Raum wurde früh wichtigste Region seines Schaffens. Nachdem er in den 1970er Jahren das Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim realisiert hatte, wuchs bei Brune die Erkenntnis der Unverträglichkeit solcher Zentren im Verhältnis zu gewachsenen Stadtkernen. Brune sah sich nicht mehr nur als Architekt, sondern auch als Gestalter von Städten. Der Mensch und seine Bedürfnisse - daran habe man sich zu orientieren, war sein Credo. In Düsseldorf gab er der City rund um die Kö eine noch heute erkennbare Optik. Er baute in den 1980er Jahre in eigener Regie die seinerzeit beachtete Kö-Galerie.

Befürchtungen, diese Konzentration von Geschäften könnten den Rest der Straße veröden lassen, bestätigten sich nicht - im Gegenteil: Die Kö-Galerie war für Düsseldorfs Prachtmeile wie eine Initialzündung. Sie lockte in unmittelbarer Nähe weitere Geschäfte mit großen Namen an und steigerte die Attraktivität der Allee beträchtlich. Zumal sie dafür sorgte, dass die Verkaufsfläche sich in die zweite Reihe oder in Nebenstraßen ausweitete. Auch mit dem Bau der Schadow Arkaden bewies Brune ein Gespür für künftige Entwicklungen. Das Ladenzentrum lag mitten in wichtigen Laufwegen und ist heute wie ein Teilchenbeschleuniger zwischen Altstadt, Königsallee, Schadowstraße und Kö-Bogen.

Mit den Jahren wurde es ruhiger um Brune, der über verschiedene Firmen aber immer noch im Immobiliengeschäft mitmischt. Als die Stadt seinerzeit in Bilk die Düsseldorf Arcaden plante und am Ende baute, war Brune wütender Gegner dieses Projektes. Auch die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Kö-Galerie mochte er nicht einfach so hinnehmen: Das Zentrum, nicht mehr in seinem Besitz, zeigte zuletzt Schwächen und musste umgebaut werden.

Bereits über 80, ging Brune noch ein ganz anderes Vorhaben an: Bei Madlitz in Brandenburg schuf er aus einer ehemaligen Stasi-Immobilie das Wellness-Hotel Gut Klostermühle in Traumlage direkt am See, dabei sowohl viel Geld wie auch Herzblut investierend. Er selbst lebt dort - manchmal - in einem umgebauten Haus, das einst Stasi-Chef Erich Mielke gehörte.

Zuletzt ist es ruhiger geworden um den regen Bau-Meister, was am Alter liegen mag.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort