Spenden-Aktionen im Internet Viele Düsseldorfer wollen Bedürftige beschenken

Düsseldorf · Immer mehr Privatleute starten im Netz kleine Initiativen, um Bedürftigen zu Weihnachten eine Freude zu machen. Der eine verschenkt eine Spielekonsole, der andere bietet einen Neuanstrich für die Wohnung an.

Sarah Opdenberg und Tochter Anna-Milena (11) sammeln fleißig Geschenke. Im Dezember wollen sie sie an Bedürftige verteilen.

Sarah Opdenberg und Tochter Anna-Milena (11) sammeln fleißig Geschenke. Im Dezember wollen sie sie an Bedürftige verteilen.

Foto: Anne Orthen

Sarah Opdenberg hat am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn Weihnachten kommt und das Geld hinten und vorne nicht reicht. Zwei Jahre ist es her, da wünschte sie sich nur eins: ihrer damals neunjährigen Tochter Anna-Melina ein richtiges Weihnachtsfest ermöglichen zu können. In ihrer Verzweiflung schrieb sie einen Beitrag in die Facebook-Gruppe "Nett-Werk". "Daraufhin hat mich eine sehr nette Dame angeschrieben", erzählt sie. "Sie hatte eine Barbie zu verschenken." Die Dame kam vorbei - eine Begegnung, von der Sarah Opdenberg heute schwärmt. "Sie hatte eine so herzliche Art. Das hat uns unheimlich viel Kraft gegeben." Mal abgesehen davon, dass die Tochter sich riesig über das Weihnachtsgeschenk freute. Eine Bekannte spendete außerdem einen Weihnachtsbaum und ein Festessen. "Für uns war das ein kleines Wunder."

Inzwischen ist Anna-Melina elf Jahre alt und hat sich dieses Jahr gegen Mamas leise Bedenken durchgesetzt: Mutter und Tochter haben - ebenfalls im Nett-Werk - eine Spendenaktion gestartet. Sie sammeln Geschenke, Süßigkeiten und Gutscheine, die sie im Dezember an Menschen verteilen wollen, die in finanzieller Not sind. Wer sich und seinen Kindern diese Weihnachten nichts Schönes gönnen kann, kann sich einfach bei Sarah Opdenberg melden.

Sie will aber auch zur Essensausgabe der Düsseldorfer Tafeln in Rath gehen, einer netten Kinderärztin vor Ort Spielsachen fürs Wartezimmer schenken und - wenn das Ordnungsamt es genehmigt - einen kleinen Stand in der Nachbarschaft betreiben, wo es heißen Kakao und kleine Geschenke für Kinder geben soll. So lange der Vorrat reicht. Und der besteht bereits aus etwa 15 Umzugskartons voll Gaben - vom Kinderspielzeug über Kleidung, Make-up bis zum Grill. Sarah Opdenberg lagert das alles in ihrer Wohnung und teilt sich deshalb vorübergehend das Schlafzimmer mit ihrer Tochter. "Es darf aber gerne noch mehr werden", sagt sie. "Wir haben noch Platz." Ihre anfänglichen Bedenken vor der vielen Organisationsarbeit ist der Begeisterung für die gute Sache gewichen.

Auch andere wollen helfen

Kurz vor Weihnachten haben offenbar viele Düsseldorfer den Wunsch, etwas für ihre weniger begüterten Nächsten zu tun. Das kann man gut im Netz beobachten. Da bietet ein Maler und Lackierer an, Menschen eine Freude zu machen, die sich keinen Profi leisten können: Er will ihnen umsonst einen Raum streichen oder tapezieren. "Und nein, ich habe nicht zu viel Zeit", schreibt er. "Ich hab einfach nur ein gutes Herz." Über tausend Nutzer reagierten, fast 150 kommentierten den Beitrag. "Respekt. Klasse Aktion!", schreibt einer. "Ich bin gerührt. Das ist wirklich eine großartige Aktion", eine andere.

Vielfach posten Pferdebesitzerinnen und bieten Kindern an, Zeit mit ihren Tieren zu verbringen - inklusive Striegeln, Füttern und Reiten. Eine andere Nutzerin schreibt daraufhin, sie habe zwar kein Pferd, finde die Aktion aber super und wolle nun auch selbst etwas anbieten - nämlich eine Spielekonsole, die bei ihr im Schrank nur verstaube. Wieder eine andere Frau möchte mit ihrer Familie Adventskalender spenden und fragt in die Runde, welche Heime, Vereine oder andere Institutionen Interesse haben.

Gemeinsam haben all diese Aktionen, dass sie privat organisiert sind, ohne größere Organisation im Rücken, spontan und meistens recht unkompliziert - und dass es erkennbar nicht in erster Linie darum geht, materielle Güter zu verteilen, sondern menschliche Wärme zu verbreiten. Das bestätigt Sarah Opdenberg: "Für uns war damals die Barbie wichtig", erinnert sie sich. "Aber fast noch wichtiger war es zu wissen: Jemand denkt an uns und ist für uns da."

(hpaw)
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