70 Jahre NRW Düsseldorfer Stahlhof ist "Geburtsort" Nordrhein-Westfalens

Düsseldorf · Einen Steinwurf von der Düsseldorfer Königsallee entfernt befindet sich der "Geburtsort" Nordrhein-Westfalens. In dem roten Sandsteinbau wurde von den Alliierten vor 70 Jahren das neue Bundesland entworfen.

 Seit 45 Jahren ist das Verwaltungsgericht im Stahlhof untergebracht.

Seit 45 Jahren ist das Verwaltungsgericht im Stahlhof untergebracht.

Foto: dpa, fg ve

Grimmig dreinschauende Adler und muskelbepackte nackte Männerkörper aus rotem Sandstein recken sich aus der Fassade. Das Baudenkmal an der Bastionstraße in Düsseldorf ist nur einen Steinwurf von der Königsallee entfernt. In goldenen Lettern prangt "Stahlhof" an der Nordseite, was auf den ersten Besitzer des 108 Jahre alten Gebäudes, den Stahlverband der mächtigen Ruhrbarone, hinweist.

Doch nach dem Zweiten Weltkrieg hatten in dem Gebäude andere die Macht: Die britische Militärregierung herrschte von hier aus und hielt in holzvertäfelten Räumen mit Parkettboden die entscheidenden Besprechungen ab für Dekret Nr. 46: die Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen am 23. August 1946.

Schon vorher, am 6. August, kam im Stahlhof die erste zivile Regierung des neuen Bindestrich-Landes unter NRW-Ministerpräsident Rudolf Amelunxen erstmals zusammen. Amelunxen war nur wenige Monate im Amt, als er 1947 von Karl Arnold (CDU) abgelöst wurde.

Heute wird hinter der roten Fassade täglich Recht gesprochen: Rund hundert Richter des Verwaltungsgerichts huschen über die Flure und achten auf die Einhaltung des Gesetze. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf ist seit 45 Jahren im Stahlhof untergebracht. Hausherr ist Gerichtspräsident Andreas Heusch: "Wir sind gerne hier. Uns ist bewusst, dass das ein besonders geschichtsträchtiges Gebäude ist." Auf seiner Webseite hält das Gericht die Geschichte des Gebäudes nachlesbar.

Heusch lobt den landeseigenen Immobilienbetrieb BLB: "Das Haus ist bis vor fünf Jahren mit sehr viel Liebe saniert worden. Der BLB war sehr darauf bedacht, es als Schmuckstück zu erhalten."

Eine aufwendige Kupfer-Kuppel ziert das Dach mit seinen bunten Schindeln, die bei der denkmalgerechten Instandsetzung ein kleines Vermögen verschlangen. Zum 70. Jubiläum des Landes NRW öffnet das Gericht am 27. August für einen Tag der offenen Tür, kündigt Gerichtssprecherin Yvonne Bach an.

Der Ort hat aber nicht nur eine industrielle und politische, sondern auch eine militärische Vergangenheit. Einst war auf dem Gelände ein Exerzierplatz für die dort kasernierten kurpfälzischen Truppen. Düsseldorf war Ende des 19. Jahrhunderts noch Garnisonsstadt.

Die Kasernen wurden nach 1900 abgerissen. 1904 beschloss die "Stahlwerkverband Aktien-Gesellschaft", der Zusammenschluss der deutschen und luxemburgischen Eisen- und Stahlindustrie, den Bau eines eigenen Verwaltungsgebäudes. Die Bauzeit für den Stahlhof betrug 27 Monate. Im Jahre 1908 wurde das Gebäude fertiggestellt. Es kostete 2,3 Millionen Goldmark. Mit der Ansiedlung des Stahlwerkverbandes begann Düsseldorfs Aufstieg zum "Schreibtisch des Ruhrgebiets".

(lnw)
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