Düsseldorf Düsseldorfer Ehepaar schützt Pottwale

Düsseldorf · Die karibische Insel Dominika hatte für den Walfang gestimmt. Andrea und Wilfried Steffen und ihr Verein Pottwale konnten die Meinung der Regierung ändern. Auch die Bevölkerung setzt sich nun für den Schutz der Wale ein.

 Andreas Steffen filmt einen Pottwal beim Tauchen.

Andreas Steffen filmt einen Pottwal beim Tauchen.

Foto: Peter Allinson

Größer als 20 Meter können Pottwale werden. Für das Düsseldorfer Ehepaar Andrea und Wilfried Steffen kein Grund, Angst zu haben. Im Gegenteil: "Wer einmal in die schönen Augen eines Wals geschaut hat, wird sein Leben verändern", sagt Andrea Steffen. So war es auch bei ihr und ihrem Ehemann. Vor mehr als 25 Jahren nahm das Ehepaar als Touristen an einem Whale-Watching teil. Von einem Boot aus beobachtete es die riesigen Tiere und beschlossen, sich für den Schutz der Wale einzusetzen. Denn weil der Wal in der Vergangenheit gejagt wurde und auch noch immer im Visier von einigen Fängern ist, sind die Wal-Bestände bedroht. Statt aber vom Rhein aus sich theoretisch um die Meeressäuger zu kümmern, gehen die Steffens direkt dahin, wo die Wale leben: in die Karibik.

"Die Insel Dominika ist der einzige Ort, an dem Pottwale das ganze Jahr über leben", sagt Andrea Steffen. Dominika trägt wegen ihrer vielen Pflanzen und Tiere den Beinamen "The nature Island" (die Naturinsel). Die Insel-Regierung aber beschloss, in der internationalen Walfangkommission für den kommerziellen Walfang zu stimmen. Die Steffens wollten das nicht akzeptieren und legten sich mit der Regierung an. In vielen Diskussionen versuchten die Düsseldorfer, die Verantwortlichen zu überzeugen, ihre Meinung zu ändern - ohne Erfolg. "Letztlich bekam ich sogar ein Einreiseverbot nach Dominika", erzählt die resolute Andrea Steffen, die sich aber nicht abschrecken ließ. Ein Jahr später waren die Steffens wieder da und führten ihre Lobby-Arbeit fort - diesmal mit der Bevölkerung statt auf Regierungsebene. Denn zu ihrer völligen Verblüffung hatte das Paar festgestellt, dass die Bewohner der Insel nicht viel von dem reichhaltigen Leben vor ihren Küsten wussten und es daher auch nicht zu schützen wussten. Die Arbeit der Steffens nahm Fahrt auf: "Mit unserer Aufklärungsarbeit in Schulen erreichten wir viele Menschen." Zudem organisierten die Steffens regelmäßig Touren auf's Meer, was sich die Schüler und Lehrer kaum leisten konnten. Eine pfiffige Idee war auch, den Kindern Shirts mit der Aufschrift "We save the Whales" zu schenken. Das Engagement zahlte sich aus: Die Regierung zieht sich von ihrem Einsatz für den Walfang zurück. "Unser Traum ging in Erfüllung und eines unserer Lebensziele war erreicht", sagt Andrea Steffen.

Für ihren Einsatz wurden die Steffens mit einem gut dotierten Preis ausgezeichnet. Das Geld investierten sie in die Gründung des Düsseldorfer Vereins Pottwale e.V. "Nun können wir wesentlich mehr tun und größere Projekte verwirklichen." Das Erforschen des Verhaltens der Wale zum Beispiel, die Einrichtung von Schutzzonen ohne Schiffsverkehr und die Einführung von verbindlichen Regeln bei Walbeobachtungen gehören zu den Vereinszielen. Inzwischen nähern sich die Steffens auch mit der Inselregierung wieder an. "Wir verhandeln nun über den Bau eines Forschungszentrums mit einem Museum", erzählt Andrea Steffen. "Es sieht so aus, dass die Verantwortlichen unser Projekt unterstützen möchten." Und das, obwohl Dominika im August 2015 von einem Tropensturm verwüstet wurde und erst einmal eine neue Infrastruktur aufbaut. "Wir müssen nun Geduld haben, bis wir mit unseren Museumsplänen weiter arbeiten können."

Andrea und Wilfried Steffen sind einmal im Jahr auf der Insel, manchmal dann mehrere Monate lang. Ihre Arbeit finanzieren sie ehrenamtlich, durch eigenes Geld sowie durch Spenden und Sponsoren. Wilfried war IT-Berater in Düsseldorf und ist inzwischen im Ruhestand, Andrea arbeitet in Düsseldorf als Steuerberaterin. Oft folgen sie auch Einladungen von Museen, Umweltverbänden und Universitäten, um Vorträge zu halten. "In der übrigen Zeit sind wir aber in Düsseldorf, denn diese Stadt ist immer noch unsere Heimat."

(RP)
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