NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf will autofreien Sonntag

Düsseldorf · Die Landeshauptstadt will ein Zeichen für mehr urbane Lebensqualität setzen und belebt eine Idee wieder, die vor über 40 Jahren aus der Not geboren wurde. Über die Details wird von Mittwoch an beraten.

 So sah der autofreie Sonntag im Dezember 1973 in Düsseldorf aus.

So sah der autofreie Sonntag im Dezember 1973 in Düsseldorf aus.

Foto: dpa

Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt könnte bald an ausgewählten Sonntagen für den Autoverkehr gesperrt werden. Die Straßen sollen dann ausschließlich Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung stehen. Die Düsseldorfer Stadtpolitik diskutiert im zuständigen Ausschuss über die Einführung des ersten autofreien Sonntags seit der Ölkrise 1973. Die Idee dazu stammt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Düsseldorf, der einen entsprechenden Antrag eingereicht hatte.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) zeigt sich aufgeschlossen für den Vorschlag. Er könnte sich vorstellen, einen autofreien Sonntag mit einem gleichzeitig stattfindenden Großereignis in der Stadt zu koppeln. "Beim Grand Départ der Tour de France sind ohnehin viele Straßen gesperrt, deshalb wäre das ein denkbarer Anlass für einen autofreien Sonntag", so das Düsseldorfer Stadtoberhaupt. "Auch der Japan-Tag mit Millionen Besuchern könnte ein dafür geeignetes Großereignis sein", sagte Geisel. Dadurch ließe sich die Aufenthalts- und Lebensqualität in der Stadt deutlich steigern. Er betonte zugleich, dass es ihm nicht darum gehe, Autos in der Stadt zu verhindern. Er sei kein Freund solcher Symbol-Politik.

Unterstützung für das Vorhaben kommt auch von NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). "Wir begrüßen alle Aktionen, bei denen eine umweltfreundliche und emissionsfreie Mobilität im Mittelpunkt steht", sagte Remmel unserer Redaktion. In die Planung und Durchführung dieser Aktion wolle er sich aber nicht einmischen.

Auch für den Naturschutzbund BUND ist ein autofreier Sonntag sinnvoll. "Dadurch wird in der Bevölkerung das Bewusstsein für umweltfreundlichere Technologien geschärft", sagte BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, der im Düsseldorfer Rathaus den Antrag gestellt hat, argumentiert, dass der Rad- und Fußgängerverkehr immer mehr an Bedeutung gewinnt und die Zahl der Haushalte mit eigenem Auto auch in Düsseldorf sinkt. Der Verein verweist auch auf Paris, wo es 2015 den ersten autofreien Sonntag in der Innenstadt gegeben hat. Die Aktion war so erfolgreich, dass die Stadt in diesem Jahr gleich an zwei Tagen autofrei sein wird. In Köln gibt es bereits seit 2013 jeweils in einem Stadtteil einen autofreien Tag.

Das Düsseldorfer Amt für Verkehrsmanagement macht in einer schriftlichen Einschätzung des ADFC-Antrags Einschränkungen: Die Straßenverkehrsordnung ermögliche nicht flächendeckende Innenstadtsperrungen oder pauschale Fahrverbote an einzelnen Tagen. Dies müsse mit einer Veranstaltung verbunden und räumlich klar umgrenzt sein. Zudem müsse der Veranstalter die Autosperrungen organisieren und die Kosten tragen. Dass es schon 2016 mit einem autofreien Sonntag in Düsseldorf klappt, wird in der städtischen Verwaltung aber nahezu ausgeschlossen, denn es sei mit einer Vorlaufzeit von etwa einem Jahr zu rechnen.

In vielen anderen Städten in NRW wird das Vorhaben in Düsseldorf mit großem Interesse beobachtet. In Duisburg würde man dem gerne folgen. Dort will man prüfen, wie man einen solchen autofreien Tag realisieren kann. "Voraussetzung dazu ist auf jeden Fall ein Konzept, in das begleitende Veranstaltungen und Informationen einzubeziehen sind. Denkbar wäre dies beispielsweise im Rahmen der Duisburger Umwelttage", sagte Umweltdezernent Ralf Krumpholz.

(RP)
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