Anschlag in Düsseldorf V-Mann jobbte bei mutmaßlichem Wehrhahn-Bomber

Düsseldorf · Ein V-Mann hat bis kurz vor dem Wehrhahn-Anschlag im Juli 2000 dem Verfassungsschutz über den jetzt verhafteten mutmaßlichen Bombenleger Ralf S. berichtet. Die Polizei soll davon erst zwölf Jahre später erfahren haben.

So sieht der S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf heute aus
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Foto: dpa, mku

Im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags hat Dietmar Wixfort, der neun Jahre lang die Ermittlungen zum Düsseldorfer Wehrhahn-Anschlag geleitet hat, vergangene Woche viele Fragen beantwortet. Nur eine hatte die Abgeordnete der Grünen, Monika Düker, gar nicht erst stellen dürfen: Über ein Treffen des Ermittlers mit Verfassungsschützern im Februar 2012, für das er sich sogar einer erweiterten Sicherheitsprüfung unterziehen musste, sollte nicht in öffentlicher Sitzung gesprochen werden. Seinerzeit war Wixfort damit beschäftigt, die gesamte Ermittlungsakte zum Wehrhahn-Anschlag auf eine mögliche Verbindung zu den Verbrechen des kurz zuvor aufgedeckten Neonazi-Trios NSU zu untersuchen,

Tatsächlich hatte das Landesamt für Verfassungsschutz vor 17 Jahren auch in der Düsseldorfer rechtsextremen Szene Informanten, die insbesondere über die Aktivitäten der neonazistischen "Freien Kameradschaft" und anderer Gruppierungen berichteten. Eine dieser Quellen hatte seinerzeit gelegentlich als "Wachmann" für den Sicherheitsdienst gearbeitet, den Ralf S. damals aus seinem Militaria-Laden heraus betrieb. Die Polizei hatte den Mann nach dem Anschlag als Zeugen vernommen.

V-Mann trug den Decknamen "Apollo"

Von seiner V-Mann-Tätigkeit erfuhren die Ermittler allerdings erst zwölf Jahre später, berichtet "Spiegel-Online" unter Berufung auf einen geheimen Aktenvermerk. Demnach habe der Verfassungsschutz die Zusammenarbeit mit dem V-Mann "Apollo" bereits vor dem Anschlag beendet. Dieser soll sich im September 2000 noch einmal gemeldet haben, um sich zu dem Sprengstoffanschlag zu äußern. Seine Informationen seien aber "unergiebig" gewesen. Mit der Rolle des Verfassungsschutzes im Fall des Wehrhahn-Anschlags will sich der Untersuchungsausschuss in seiner nächsten, nicht öffentlichen Sitzung am Freitag befassen.

Bei dem Sprengstoffanschlag am 27. Juli 2000 waren zehn überwiegend jüdische Einwanderer aus den GUS-Staaten teils schwer verletzt worden, eine schwangere Frau verlor ihr ungeborenes Baby. Bereits wenige Stunden nach der Tat war S. ins Visier der Ermittler geraten, der in der Nähe des Tatorts seine Wohnung und seinen Laden hatte. Das Geschäft für Survial- und Militaria-Artikel galt als Treffpunkt vor allem militanter Neonazis. S. hatte seinerzeit ein Alibi präsentiert. Erst nachdem er 2014 während einer Gefängnisstrafe einem Mitgefangenen gegenüber mit der Tat geprahlt hatte, waren die Ermittlungen gegen ihn wieder in Gang gekommen und hatten letztlich am 31. Januar zu seiner Verhaftung geführt.

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