Düsseldorf Düsseldorf wächst, die Rheinbahn nicht

Düsseldorf · Das Verkehrsunternehmen steht wirtschaftlich gut da. Allerdings verzeichnet es nicht mehr Passagiere - trotz höherer Einwohnerzahl.

 Rheinbahn-Chef Michael Clausecker lässt untersuchen, wie die Rheinbahn mehr Fahrgäste gewinnen kann.

Rheinbahn-Chef Michael Clausecker lässt untersuchen, wie die Rheinbahn mehr Fahrgäste gewinnen kann.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Rheinbahn zählte 2015 etwas weniger Fahrgäste als in den Vorjahren. Auch die Zahl der Abonnenten sank, und das sogar zum zweiten Mal in Folge. Dabei wollen Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP eigentlich mehr Menschen zum Umstieg auf Bus und Bahn bewegen. Die Entwicklung der Stadt würde in jedem Fall für Wachstum sprechen: Die Einwohnerzahl steigt, die Zahl der Pendler nimmt ebenfalls zu.

Warum die Rheinbahn davon bislang nicht profitiert, kann auch die Firmenleitung nicht so einfach beantworten. Der zur Jahreswende angetretene Chef Michael Clausecker vermutet, dass man eine spürbare Zahl von Abonnenten an das Fahrrad verloren hat, die am stärksten wachsende Art der Fortbewegung.

Vor zwei Jahren hatten noch 210.000 Menschen eine Monatskarte, im Jahr 2015 waren es nur noch 202.000 - trotz höherer Einwohnerzahl. Vorstand Klaus Klar verweist auch auf die niedrigeren Kraftstoffpreise. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Fahrgäste mit 218 Millionen sogar um zwei Millionen gesunken; für den Rückgang allerdings sieht die Rheinbahn-Führung rechnerische Gründe, man stellt das Abo-System für Großkunden um.

Eine aussagekräftige Analyse zu den Gründen soll im Sommer vorliegen - und auch Wege aufzeigen, wie die Rheinbahn attraktiver werden kann. "Es fehlen uns noch Daten, die wir jetzt systematisch erheben", sagte Clausecker bei der Präsentation der Bilanz. Die Beraterfirma Goetzpartners soll helfen, eine Strategie zu erarbeiten. Im September werden die Ergebnisse dem Aufsichtsrat vorgestellt. Dann wird sich auch eine erste Tendenz erkennen lassen, wie viele neue Passagiere die Wehrhahn-Linie bringt.

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Foto: Joris Hielscher

Bei den Anstrengungen zu mehr Wachstum wird der Rheinbahn helfen, dass sie wirtschaftlich gut dasteht. Die Umsatzerlöse - zum überwiegenden Teil sind das Einnahmen durch Fahrscheine - erhöhten sich auf 226,5 Millionen Euro (2014: 219). Ein wichtiger Grund waren höhere Fahrpreise. Düsseldorf und die umliegenden Kommunen, in deren Auftrag die Rheinbahn unterwegs ist, müssen 54,6 Millionen Euro (2014: 48,5) zusteuern. Das entspricht einer Kostendeckung von 83 Prozent (2014: 84). "Das ist ein Top-Wert", meint Clausecker. Einen harten Schlag musste die Rheinbahn aber hinnehmen: Der Wert der 5,7 Millionen RWE-Aktien in Firmenbesitz wurde wegen des gesunkenen Kurses korrigiert - ein Verlust von rund 88 Millionen Euro an Eigenkapital.

Clausecker muss eine ganze Reihe von Herausforderungen angehen, um den Nahverkehr zu stärken. Ein Vorhaben, von dem sich die Rheinbahn viel verspricht, ist die Beschleunigung von Strecken. In einem Pilotprojekt auf der Grafenberger Allee werden Ampeln optimiert, es wird sogar eine bislang von Autos genutzte Spur für Bahnen reserviert (zwischen Arbeitsagentur und Burgmüllerstraße). Das war früher undenkbar, Vorstand Klar schwärmt von einer "Zeitenwende".

Wehrhahn-Linie: Das passiert an den alten Strecken
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Foto: Stadt Düsseldorf

Zudem braucht das Unternehmen mittelfristig einen weiteren Betriebshof. Der Aufsichtsrat beauftragte die Führung gestern, einen Standort zu suchen. Die Wiederbelebung des Steinbergs ist vom Tisch, da die Hallen umgebaut werden müssten. Dort sollen aber dauerhaft die Oldtimer-Bahnen bleiben.

(arl)
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