Video Die schrägen Kostüme von Porno al Forno

Düsseldorf · Falls Kleider wirklich Leute machen, sind die Jungs aus der Düsseldorfer Partyband "Porno al forno" echte Goldjungs. Und zwar mit Paillettenaufnähern, Brokatborte und Echthaarbesatz. Denn bei ihren Bühnenoutfits gilt: Mehr ist mehr. Unsere Autorin hat ihnen in den Kleiderschrank geschaut.

Für Mikko Leandros (Name nicht von der Redaktion, sondern von ihm selbst geändert) ist klar: Ein Leben als verdreckter Straßenmusikant im speckigen Kapuzenpulli käme für ihn nicht in Frage. "Glamour und Glanz machen einfach Spaß", sagt der Schlagzeuger von Porno al Forno. "Wir in der Band spielen auch alle Polo. Einfach, weil es teuer ist."

Fakt und Fiktion sind bei dieser Kult-Partyband traditionell fließende Konzepte. Dass die Bandmitglieder, die nach Aussage des Trommlers gerade alle gleichzeitig 25 geworden sind, tatsächlich in ihrer Freizeit auf Pferden mit Bällen spielen, ist unwahrscheinlich. Aber eine wunderbare Vorstellung. Die Musiker tragen Fantasienamen inklusive erdachter Biografien - so hat Mikko Leandros kurz nach seiner Geburt begonnen, in Mexiko Musik zu unterrichten. Und sie tragen Fantasiekostüme, jedes liebevoll handgefertigt. Zwei werden pro Auftritt zur Schau gestellt, die Sänger wechseln noch öfter die Garderobe.

Da wäre das Modell "Evel Knievel", ein weißer Anzug mit kirschroter Glitzerhose, nur echt mit blauen Paillettensternen auf Brust und Rücken. Dazu passt ein 60er-Jahre-Motorradhelm, stilecht in den Farben des Star-Spangled Banner. "Warum ich dieses Outfit mag?", fragt Leandros. "Es steht für Gefahr, Thrill und immer auf die Fresse." Ganz klar.

Kein gutes Bühnenoutfit kommt ohne Cape aus. Ein leider bereits ausgemustertes Ensemble war mal goldglänzend. Der Overall ist inzwischen allerdings zu sanftem Beige ausgeblichen, durch Musikerschweiß. Das verwundert wenig, wenn man schon mal einen Porno-al-Forno-Auftritt gesehen hat, live oder im Netz: Normalerweise tropft dort das Kondenswasser von den Zeltwänden. Das Cape jedenfalls sieht weiterhin glänzend aus, bis hin zum babyblauen "P" auf dem Rücken.

Im "Wrestler" dagegen schwitzt man eher nicht. Der Oberkörper bleibt angenehm frei, was auch heftige Bewegungen beim Schlagzeugspielen unterstützt. Das Kostüm, das in einen kleinen Schuhkarton passt, besteht aus roten Lurex-Hosen, zwei Manschetten mit Stacheln, einem roten Knöpf-Kragen und einer goldenen Pailletten-Fliege. Kein Hemd - wozu auch?

Normalerweise tragen alle Bandmitglieder gleiche oder ähnliche Kostüme. "Aber bei den Wrestlern haben wir alle unsere eigenen Entwürfe gemacht", erzählt der Drummer. Sogar die Pressefotos wurden getrennt geschossen. "Es war echt cool, zu sehen, was die anderen designt hatten."

Leandros' Kleiderschrank enthält neben den säuberlich auf Bügel gezogenen Kostümen natürlich auch das entsprechende Schuhwerk - von Wrestlingschuhen bis zu mit Silberglitter überzogenen Herrenstiefeletten. Auch ein Regalbrett mit Kopfbedeckungen und eins mit Perücken darf nicht fehlen, denn Porno-al-Forno-Outfits sind Gesamtkunstwerke.

Und sie entstehen als Gemeinschaftswerk. "Wir überlegen uns die Grundidee und gehen dann zu unserer Schneiderin." Die heißt Simone Zenger und betreibt in Oberkassel ein Geschäft namens "Zenger Couture".

Seit 15 Jahren stammen alle Outfits der Band von ihr - bis auf das erste. Das kam - bitte nicht erschrecken - von der Stange, aus Holland. Und bestand - bitte wiederum nicht erschrecken - aus einem hellblauen Pumpblouson unter einem Kuhfellmantel. Modesünden? Das Wort kennt Porno al Forno nicht. "Wir sehen so aus, weil wir so fühlen", sagt Mikko Leandros schlicht.

Wie jedes Jahr wird es auch 2016 ein neues Outfit geben. Zum Entwurf wird allerdings nichts verraten. "Großes Kino" ist der einzige Hinweis, den sich Mikko Leandros nach langem Drängen entlocken lässt. Sicher ist: Auch dieses Kostüm wird - pornös.

(hpaw)
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