Flughafenbahnhof Düsseldorf verteilt 24.000 Flüchtlinge

Düsseldorf · Am Mittwoch kamen bereits zum 50. Mal Flüchtlinge zur Umverteilung am Düsseldorfer Flughafen an. Die Lage ist vergleichsweise entspannt. In Zukunft bekommen die Helfer Unterstützung aus dem Ruhrgebiet.

Dolmetscher Mohammed Khalaf vor der Bilderwand in der Ankunftshalle für Flüchtlinge am Flughafen. Er freut sich über die zusätzliche Hilfe aus Essen.

Dolmetscher Mohammed Khalaf vor der Bilderwand in der Ankunftshalle für Flüchtlinge am Flughafen. Er freut sich über die zusätzliche Hilfe aus Essen.

Foto: Bretz

Mohammed Khalaf und Achmed Djellilic begegnen sich am Eingang der großen Halle im Fernbahnhof des Düsseldorfer Flughafens. Djellilic hat Wachdienst. "Puh", sagt er und atmet dabei hörbar aus. "Meinst du, die sind heute halbwegs pünktlich?" Khalaf, der im Begriff ist, die Halle zu betreten, hält an und schüttelt den Kopf. "Glaube nicht", sagt er. "In der Lagebesprechung war von 30 Minuten Verspätung die Rede." Djellilic blickt etwas unglücklich drein und tritt aus dem Weg. "Immer dieses Warten."

Das lange Warten auf die Züge - teilweise mehrere Stunden - ist nur eine von vielen Herausforderungen, mit denen die beiden Männer seit dem 8. September regelmäßig zu tun haben. Sie waren von Anfang an dabei, als das Drehkreuz zur Flüchtlingsverteilung am Düsseldorfer Flughafen vor drei Monaten seinen Betrieb aufnahm.

Gestern war der Fernbahnhof des Flughafens bereits zum 50. Mal Schauplatz einer solchen Umverteilung. Zwei Züge aus Passau kamen in Düsseldorf an, einer mit mehr als 300 Personen an Bord, der andere mit etwa 60. "Das waren schon mal viel mehr", sagt Miriam Koch, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt. "In den letzten Wochen ist es ein bisschen ruhiger geworden." Koch nahm den Tag zum Anlass, einmal Revue passieren zu lassen, was sich in den vergangenen Monaten eigentlich getan hat. Sie sei wirklich zufrieden, sagt sie. "Dass die Infrastruktur hier funktioniert, hat sich relativ schnell herausgestellt. Danach waren nur noch Feinabstimmungen nötig, und jetzt läuft das hier eigentlich so gut wie reibungslos." Mittlerweile hätten rund 24.000 Flüchtlinge das Drehkreuz am Flughafen durchlaufen.

In Zukunft könnte sich die Situation für die Düsseldorfer Helfer sogar weiter entspannen. Bis vor zwei Tagen waren Vertreter aus Essen zu Gast, die sich vor Ort ansehen wollten, wie die Arbeit im Drehkreuz funktioniert. Ab Februar sollen die Essener den Betrieb dann zur Hälfte übernehmen. "So wären wir nur noch alle vier Tage gefordert", sagt Koch. Auslöser für diesen Vorgang waren Bestrebungen der Landesregierung, die Drehkreuzfunktion auf weitere Schultern zu verteilen. In diesem Zusammenhang ist sie an die Stadt Essen herangetreten. Als sich dann aber herausgestellt hat, dass es unmöglich ist, am Essener Hauptbahnhof die notwendige Infrastruktur zu schaffen, musste eine andere Lösung her. "Essener Institutionen den Betrieb hier übernehmen zu lassen, war dann ein naheliegender Vorschlag." Die Organisation von bis zu 170 Helfern und hunderten Flüchtlingen sei aber eine besondere Herausforderung. "Deshalb haben wir die Kollegen von Feuerwehr, Ordnungsamt und Institutionen wie dem Roten Kreuz zu uns eingeladen, damit sie sich vorbereiten können."

Mohammed Khalaf ist seit Monaten als Dolmetscher für das Drehkreuz am Flughafen tätig und begrüßt die zusätzliche Hilfe. "Jede helfende Hand ist willkommen - Entlastung sowieso", sagt er. Überlastet, und das betont der 24-Jährige, seien sie aber nicht. Auch nicht nach mittlerweile 50 Umverteilungen. "Wir sind hier personell wirklich gut aufgestellt", sagt er. "Wir haben zum Beispiel rund 100 Dolmetscher." Achmed Djellilic pflichtet ihm bei: "Es läuft", sagt er und grinst. "Wenn nur das Warten nicht wäre."

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(RP)
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