Düsseldorf Düsseldorf trägt Dirndl

Düsseldorf · In der Landeshauptstadt wird vielfältig das Oktoberfest gefeiert - und zwar in der passenden Kleidung.

 Annette Sandt verkauft seit fünf Jahren Trachten.

Annette Sandt verkauft seit fünf Jahren Trachten.

Foto: Hans-jürgen Bauer

Eines muss man den Niederkasseler Schützen zugute halten: Als sie vor zehn Jahren das erste Oktoberfest in Düsseldorf feierten, waren sie ihrer Zeit voraus. "Oh ja, unser erstes Niederkasseler Oktoberfest musste noch kräftig beworben werden", erinnert sich Britta Damm, Vorsitzende des Schützenvereins Düsseldorf-Niederkassel. "Heute, zehn Jahre später, sind wir nach nicht ganz fünf Minuten ausverkauft."

Fünf Jahre nach dieser Premiere schloss sich das Schlösser Quartier Bohème mit einem Oktoberfest an. Heute Abend ist es wieder soweit, dann wird auf der Ratinger zünftig gefeiert. "Den Rheinländer kann man mit dem Münchener vergleichen. Er hat eine gewisse Feierkultur, er liebt und pflegt Traditionen, Brauchtum und ist sehr kommunikativ", sagt Christian Erdmann, Mitglied der Geschäftsleitung des Schlösser Quartier Bohème. Seiner Meinung nach sind die Oktoberfeste im Rheinland die besten deutschen Ableger des Originals.

Seitdem das bayrische Fest sich in der Landeshauptstadt etabliert hat, sind im Spätsommer in den Schaufenstern auch immer mehr Trachten zu sehen. Der Kaufhof an der Kö hatte zur Ankündigung der Saison gleich sieben Fenster mit Trachten und Accessoires dekoriert. Das Warenhaus bietet von der Mode über die Herzchentasche bis zum Maßbierkrug alles rund um das Oktoberfest an. "Das ist ein Trend, der sich immer weiter ausrollt", sagt Geschäftsführer Thomas Seybold, der selbst eine Lederhose besitzt.

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"So gut wie jeder erscheint mittlerweile in Dirndl und Lederhosen, die Vielfalt ist groß. Die Menschen legen größeren Wert drauf. Das war früher nicht so", sagt Erdmann, der Lederhose und Trachtenhemd eigens in München gekauft hat. Nötig ist das mittlerweile nicht mehr. Denn auch in Düsseldorf ist das Angebot an Trachten groß. An der Mauerstraße in Derendorf hat vor fünf Jahren die gebürtige Münchnerin Annette Sandt ihr Geschäft Sandtwerk eröffnet. "In diesem Jahr ist die Mode etwas traditioneller, Leinen und Seide sind der Renner", sagt Sandt, die selbst 15 Dirndl im Schrank hat. Die sehr festlichen Trachtenkleider kosten bis zu 1200 Euro. Wenn die Düsseldorfer Damen der Gesellschaft auf der "Damen-Wiesn" bei Regine Sixt eingeladen sind, schaut Sandt darauf, dass nicht zwei Kundinnen von ihr dort mit dem gleichen Kleid erscheinen.

Das passiert den Kundinnen von Simone Zenger-Uhle aus Oberkassel garantiert nicht. Denn sie stellt maßgeschneiderte Trachtenmode her. Auch wenn der Ansturm auf Trachtenmode gestiegen ist, viel mehr produzieren kann sie nicht. "Die Qualitätsansprüche meiner Kunden sind sehr hoch. Ein Dirndl erfordert viel Zeit und Inspiration, und viele Schmuck- und Ziertechniken sind sehr aufwendig zu nähen", sagt die Schneiderin. Solch eine individuell angefertigte Tracht kostet daher auch mehrere Hundert Euro.

Natürlich gibt es die Trachten auch günstiger - ob bei Deiters, Aldi oder C&A. Im Kaufhof an der Kö nutzten in den vergangenen Tagen junge Frauen die Mittagspause, um Schnäppchen bei den letzten herabgesetzten Trachten zu machen. Caroline Brech, 27, war beim Münchner Oktoberfest und hatte dort in den Second-Hand-Läden umgeschaut. "Die Dirndl kosten da immer noch 300 bis 400 Euro", sagte sie und zog glücklich mit einem pinken Kleid für 80 Euro zur Kasse.

(RP)
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