Düsseldorf Der Venezickenclub

Düsseldorf · Der Streit zwischen Vereinsspitze und der früheren Präsidentin Angela Erwin eskaliert. Im Club bilden die Erwin-Gegner eine Mehrheit, außerhalb formieren sich die Unterstützer - mit empfindlichen Konsequenzen.

Das ist der Venetienclub in Düsseldorf
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Foto: Bretz, Andreas

Die Stimmung scheint eindeutig gewesen zu sein. Bei seiner jüngsten Sitzung hat der Venetienclub darüber abgestimmt, ob gegen die frühere Präsidentin Angela Erwin ein Ausschlussverfahren eingeleitet wird. Nach RP-Informationen haben 12 der 14 Anwesenden dafür votiert, zwei Venetien sollen sich enthalten haben. Präsidentin Ute Heierz-Krings wollte sich am Montag zum Inhalt der Sitzung nicht äußern: "Wir fungieren als Verein nur in Absprache mit den Mitgliedern und wir wollen unsere schmutzige Wäsche besonnen waschen", sagte sie. Erwin, die bei der Sitzung wegen des Todes ihres Großvaters Willi Schüßler nicht dabei sein konnte, erklärte sechs Tage später, dem Ausschluss durch Austritt zuvorzukommen.

Der Zoff unter den ehemaligen jecken Regentinnen hat erste Konsequenzen nach sich gezogen: Giuseppe Saitta tritt als starker Sponsor ab und auch als Ehrenmitglied aus. "Das alles zeigt, dass ein falsches Team am Ruder ist. Die müssen sich neu sortieren und einen Neuanfang machen", sagte Saitta. Seiner Ansicht nach wird der Verein von Geschäftsführerin Heidrun Leinenbach für andere Zwecke genutzt. Sie habe auf der Vereinsseite 2015 ein Interview veröffentlicht, in dem es darum ging, dass sie bei den Vorstandswahlen der Düsseldorfer CDU gegen den amtierenden Vorsitzenden Thomas Jarzombek kandidierte. Schon damals habe er interveniert, so Saitta. Die jetzige Eskalation sieht er als Fortsetzung davon. "Auch die Präsidentin sollte einschreiten, wenn der Verein als politische Plattform genutzt wird."

Auch Füchschen-Chef Peter König, gerade im Urlaub, denkt darüber nach, seine Ehrenmitgliedschaft abzugeben. "Ich möchte aber erst mal ein Gespräch mit den Damen im Vorstand führen." König ist erschüttert über die Vorwürfe gegen Angela Erwin. "So geht man nicht mit Menschen um." Der Vorstand wirft Erwin unter anderem vor, sie habe sich vereinsschädigend verhalten, weil sie König darauf aufmerksam gemacht haben soll, dass bei einer von ihm mitermöglichten Veranstaltung nicht Füchschen, sondern Schumacher-Alt ausgeschenkt wurde. König ist darüber tatsächlich verärgert, hat aber nach eigenen Angaben nie mit Erwin darüber gesprochen. "Das ist erlogen", sagte König.

Die übrigen Unterstützer (Brillen Müller, Haaner Felsenquelle, Party-Discount) bleiben dem Club treu. "Wir haben ein gutes Verhältnis, und ich würde gerne einmal mit einigen Damen sprechen", sagte Gabriele Römer, Geschäftsführerin der Haaner Felsenquelle. "Unsere Unterstützung gilt dem Venetienclub generell und nicht einzelnen Personen", so René Georg, Geschäftsführer des Party- & Karneval-Discount.

Die Liste der Vorwürfe gegen Erwin ist lang - und klingt bisweilen bizarr: Sie soll gedroht haben, die Spendengelder der Familie abzuziehen, wenn bestimmte Forderungen nicht erfüllt werden. Sie soll zu einem Brunch nicht die richtigen Leute eingeladen haben, E-Mails nicht in Kopie an Heierz-Krings und Leinenbach geschickt haben. Und sie soll sich nicht an die Garderobe-Vorgaben gehalten, sich also nicht wie vereinbart einen pinkfarbenen Rock haben schneidern lassen.

Für Zündstoff sorgte dann auch noch, dass Leinenbach sich in der WhatsApp-Gruppe des Venetienclubs despektierlich über Andreas Hartnigk, den Vize-Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion und guten Freund von Angela Erwin, geäußert haben soll: Konkret soll sie es als "Höchststrafe" bezeichnet haben, bei einer Karnevalsveranstaltung mit Hartnigk an einem Tisch gesessen zu haben. Angela Erwin soll den Geschmähten davon in Kenntnis gesetzt haben. "Daran ist unter Freunden nichts Verwerfliches", sagt Hartnigk. Er habe versucht, die Sache in einem persönlichen Gespräch mit Leinenbach zu klären. "Sie hat versucht, sich zu entschuldigen."

(RP)
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