Düsseldorf Düsseldorf spurtet für die Tour de France

Düsseldorf · Oberbürgermeister Thomas Geisel will den Prolog des Radsportspektakels nach Düsseldorf holen. In Kürze soll ein Gutachten vorgelegt werden, das den Millionenaufwand rechtfertigt.

 In Utrecht fanden dieses Jahr am 4. Juli der Prolog und ein Einzelzeitfahren der Tour de France statt, hier Alberto Contador auf der Zielgeraden des Einzelzeitfahrens.

In Utrecht fanden dieses Jahr am 4. Juli der Prolog und ein Einzelzeitfahren der Tour de France statt, hier Alberto Contador auf der Zielgeraden des Einzelzeitfahrens.

Foto: Imago

Die Unternehmensberater von Deloitte sind Experten in der Kosten-/Nutzenanalyse des Leistungssports. Die Stadtspitze will von den Fachleuten möglichst schnell wissen, was das Gastspiel der Tour de France in Düsseldorf der Stadt bringen könnte. Denn die Bewerbung um den "Grand Départ" der Tour ist mit dem Einsatz mehrerer Millionen Euro verbunden. Allein vier Millionen Euro sind für Lizenzgebühren fällig, hinzu kommen Marketingmaßnahmen sowie Umbau- und Absperrmaßnahmen im Stadtgebiet. Schon zum Ende dieser oder nächste Woche soll das Gutachten vorgestellt werden, ist aus dem Umfeld des Rathauses zu hören.

Düsseldorf will sich eigentlich um den Tourstart 2018 bewerben. Wegen des Rückzugs von London hat Tour-Direktor Christian Prudhomme bei Oberbürgermeister Thomas Geisel angefragt, ob die Landeshauptstadt nicht ein Jahr früher ins Rennen gehen wolle. Diesen Herbst wird entschieden. Dabei reicht für einen Zuschlag bloße Begeisterung oder die Lust aufs Marketing nicht aus. Die Bewerberstädte müssen zeigen, dass sie nachhaltig etwas für den Radrennsport und das Fahrradfahren tun wollen. Das stößt nicht nur bei den Organisatoren des Radrennens rund um die Kö auf offene Ohren, auch der radaffine Verkehrsdezernent Stephan Keller soll neue Ideen zur Förderung des Radverkehrs in Düsseldorf einbringen.

Tatsächlich ist das Gastspiel der Tour de France begehrt. Neben Düsseldorf haben auch Münster und Mannheim Interesse angemeldet. Utrecht, das dieses Jahr den Prolog (sechs Kilometer durch die Stadt) und die erste Etappe ausrichtete, hatte sich zwölf Mal hintereinander beworben, bevor es mit dem Zuschlag klappte. Die niederländische Stadt bilanzierte trotz teils schlechten Wetters mehr als eine Million Besucher. Die fast 200 Fahrer und ihre 22 Teams belegten mindestens 2500 Hotelzimmer. Für mehr als 600 Medien kamen 2000 Journalisten nach Utrecht. Übertragen wurde der Grand Départ nach Angaben der Stadt in fast 200 Länder.

Tour de France 2015: André Greipel verpasst dritten Etappensieg nur knapp
8 Bilder

Greipel verpasst dritten Etappensieg nur knapp

8 Bilder
Foto: dpa, yv mr

Die Bank ING berechnete für Utrecht Effekte in Höhe von 34 Millionen Euro. Die Stadt bilanzierte Gesamtkosten von 16 Millionen Euro, darunter die Gebühren für den Veranstalter, Kosten für Sicherheit und Strecke (3 Mio.) sowie Organisation (8 Mio.). Die Hälfte der Kosten übernahmen Sponsoren. Sechs Millionen Euro zahlte die Stadt, 2,5 Millionen Bund und Provinz. Als Düsseldorf 2008 eine Bewerbung für 2010 diskutierte, wurden 5,9 Millionen Euro Zuschuss ermittelt - der damalige Oberbürgermeister Dirk Elbers wollte keinesfalls mehr als sechs Millionen etatisieren. Als die Tour in den Dopingsumpf fuhr, stoppte Elbers die Bewerbung.

Aus dem schlimmsten Schlamassel ist das Radspektakel heraus, die TV-Präsenz nimmt auch wieder zu. Aber wie attraktiv wäre die Tour de France für Düsseldorf? Die Parteien im Rathaus hat Geisel noch nicht intensiv eingebunden. Der Ampel-Partner FDP ist kritisch. Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagt, Düsseldorf sollte den Event nur durchführen, wenn man Geld dafür bekomme.

Oppositionsführer Rüdiger Gutt (CDU) argumentiert ähnlich, das Spektakel passe wegen der Haushaltssituation nicht in die Zeit. SPD-Fraktionschef Markus Raub hofft auf eine Finanzierung allein durch Sponsoren, sein Amtskollege von den Grünen, Norbert Czerwinski, meint auch, deswegen dürfe man nicht auf einen einzigen Kita-Bau verzichten. Die Linke will einen Antrag einbringen, der sicherstellt, dass kein städtisches Geld dafür ausgegeben wird.

Lesen Sie dazu auch ein Pro und Contra:
- Das bringt der Stadt nichts

(ujr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort