Spielplätze, Busse, Restaurants Es wird eng für Familien in Düsseldorf

Düsseldorf · Die rasant wachsende Stadt stellt Planer und Bürger vor enorme Herausforderungen. Volle Schulklassen, Spielareale, Restaurants und Parks prägen inzwischen den Alltag ebenso wie fehlende Kita- und schulische Ganztagsplätze.

 Auf dem Gelände rund um das Café am Südpark kann es gerade an sonnigen Wochenenden sehr voll werden.

Auf dem Gelände rund um das Café am Südpark kann es gerade an sonnigen Wochenenden sehr voll werden.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Düsseldorf wächst rasant, die Stadt hat nun mehr als 630.000 Einwohner. In den 20 Jahren bis 2012 lag das jährliche Plus bei rund 2400 Menschen, im vorigen Jahr bei 8800, natürlich auch wegen des Flüchtlingszustroms. Für die Stadtspitze ist es eine Herausforderung, die insgesamt erfreuliche Entwicklung zu bewältigen. Beispiel Schulen: Bis 2020/21 rechnet die Stadt mit 6400 zusätzlichen Schülern. Derzeit liegt die Zahl bei 48.500 (ohne Kollegs). Gleiches gilt für Kitas: Leben heute 35.170 unter Sechsjährige in der Stadt, werden es 2022 rund 37.600 sein. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen wächst, doch jedes Jahr bleibt trotz zahlreicher Neubauten eine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Allein die Ausgaben für die vier aktuellen Schulbau-Pakete schätzt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche auf 640 Millionen Euro. In Zeiten von knappen Kassen und Kreditaufnahmen eine enorme Summe. Die Auswirkungen der boomenden Metropole spürt man aber auch an anderen Stellen:

 In den Bussen und Bahnen haben Mütter wie Jessica Florschütz mit ihren Kinderwagen regelmäßig Platzprobleme.

In den Bussen und Bahnen haben Mütter wie Jessica Florschütz mit ihren Kinderwagen regelmäßig Platzprobleme.

Foto: Andreas Bretz (2), Andreas Endermann

Rheinbahn Es wird enger in Straßenbahnen und Bussen. Jessica Florschütz hat sich einen besonders schmalen Kinderwagen gekauft. "Erfahrung macht klug", sagt sie. Sie stelle sich stets in die Mitte des Bahnsteigs, damit sie schnell die richtige Tür finden kann. Der Platz für Kinderwagen befände sich mal vorne und mal ganz hinten. Anke Korth hat es oft erlebt, dass sie mit ihrem Kinderwagen nicht mehr in eine Bahn passt. "In den neuen Bahnen befinden sich diese Plätze oft genau vor dem Fahrkartenautomaten. Ich löse dann Fahrscheine für die, die wegen des Kinderwagens nicht an das Gerät kommen", erzählt sie. "Wir kennen die Probleme", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Das Unternehmen habe die zunehmende Zahl an Kinderwagen im Blick, aber auch Rollatoren, E-Rollstühle oder Rollkoffer benötigten Extra-Platz. Die neuen Gelenkbusse hätten nicht einen, sondern zwei Multifunktionsbereiche, und auch die 43 neuen Stadtbahnwagen, die ab 2017 ausgeliefert werden, sollen mehr Bereiche mit Klappsitzen haben und so flexibler nutzbar sein.

Spielplätze Kinder-Betreuerin Kristine Steiger (28) sieht manche Spielplätze in Düsseldorf bereits an der Grenze ihrer Kapazitäten. "Das ist mir schon im vergangenen Sommer aufgefallen. Düsseldorf wird immer voller", sagt sie. Auch Dorothee Großkraumbach (42) weiß um das Gedränge an den beliebtesten Spielgeräten. "Noch ist aber genug Platz", meint sie, während sich ihre beiden Zwillinge Anton und Federico (2) im Sandkasten des Spielplatzes im Hofgarten austoben. Wie man volle Stadt buchstabiert, wissen auch die Mitarbeiter im Südpark. Weil die Kinder rund um das Café der Werkstatt für angepasste Arbeit perfekt spielen können, ist das Gedränge an Tagen mit gutem Wetter enorm. "Das hat zugenommen. Oft müssen wir im Café den Außer-Haus-Verkauf komplett stoppen", sagt Mitarbeiterin Ines Lübeck. Und Thorsten Schaefer, der seit 20 Jahren im Südpark arbeitet, warnt Familien davor, in die Straße "In den großen Banden" überhaupt hineinzufahren. "Wer nach 17 Uhr weg will, steht 20 Minuten und mehr in einer Blechlawine, bis er überhaupt auf die B 8 einbiegen kann."

 Und auch auf den Spielplätzen ist einiges los, wie Dorothee Großkraumbach mit ihren Zwillingen Anton und Federico erzählt.

Und auch auf den Spielplätzen ist einiges los, wie Dorothee Großkraumbach mit ihren Zwillingen Anton und Federico erzählt.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Gastronomie Kürzlich erst hatte der Fall eines italienischen Restaurants Schlagzeilen gemacht, das wegen der räumlichen Enge anbietet, Kinderwagen von Gästen im Keller sicher zu parken. Beim Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wird die zunehmende Zahl von Kindern nicht als Problem gesehen. "Grundsätzlich heißen wir alle Gäste gleichermaßen willkommen, ob mit oder ohne Kind", sagt Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig. Es gebe ein breites gastronomisches Angebot in Düsseldorf, so dass jeder etwas für seine Bedürfnisse finden könne. Begrenzter Platz könne im Einzelfall zwar ein Problem sein, "aber Gastronomie ist eben ein sozialer Raum und erfordert gegenseitige Rücksichtnahme".

(RP)
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