Nach Unfall in Düsseldorf Sollen Pferde weiter in Umzügen laufen?

Düsseldorf · In Gerresheim ist eine Begleiterin der Schützenparade von einem Pferd am Kopf verletzt worden, Köln hat die Auflagen für Pferde im Rosenmontagszug verschärft. Beides hat eine neue Debatte in Düsseldorf ausgelöst.

Düsseldorf: Schützenumzüge in Bilk, Gerresheim und Wittlaer
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Schützenumzüge in Bilk, Gerresheim und Wittlaer

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Die Gerresheimer Schützern erhielten am Montag frohe Kunde: Die junge Frau, die beim Umzug am Sonntag von einem Pferd verletzt worden ist, befindet sich auf dem Weg der Besserung. Sie soll das Krankenhaus verlassen haben. Der Vorfall, wegen dem der Umzug unterbrochen werden musste, führt im Verein zu Gesprächen - und befeuert die laufende Debatte um Tiere im Brauchtum.

Die Vereinsspitze und der Pferdehalter erhielten am Montag mehr Klarheit, was kurz nach Beginn des Umzugs passiert ist. Demnach hatte die Pferdebegleiterin offenbar versucht, eine Bremse zu verscheuchen. Dabei fasste sie dem Pferd unter den Bauch - der Kaltblüter erschreckte sich und trat aus. Die Frau, die sich unvorsichtig unter das Pferd gebückt haben soll, stürzte zu Boden. Es bestand Verdacht auf eine Gehirnerschütterung.

"Einen solchen Unfall kann man natürlich nicht ausschließen", sagt Friedhelm Tillmann, aus dessen Gestüt das Pferd kommt. Der erfahrene Reiter aus dem Verein hatte nicht mehr eingreifen können. Sorgen um eine Gefahr durch Pferde im Brauchtum findet Tillmann trotzdem nicht angebracht. "Es passiert so gut wie nie was", sagt er. Das Tier sei auch nicht gestresst gewesen. Er suche seine Pferde speziell aus. "Ein Tier mit unsicherem Wesen kommt nicht auf die Straße", sagt Tillmann.

Das Ja zu Pferden unterstützen die Spitzenvertreter des Brauchtums - auch wenn es wachsende Kritik gibt. Nach dem Kollaps einer Stute beim Kölner Rosenmontagszug arbeitet man dort an strengeren Auflagen, heute sollen sie verkündet werden. In Düsseldorf ist das kein Thema. "Das ist eine schöne Tradition und fernab von Tierquälerei", so Schützenchefin Britta Damm, die selbst reitet. "Es wird gezielt Rücksicht auf die Pferde genommen, die Kapellen spielen etwa leiser."

Tierschützer sprechen sich hingegen für ein Verbot von Pferden in Umzügen aus. "Zum einen ist das Unfallrisiko extrem hoch, zum anderen bedeuten solche Veranstaltungen so großen Stress, dass vielerorts verbotenerweise mit Sedativa nachgeholfen wird, damit die Pferde es überhaupt ertragen können, ohne durchzugehen", sagt Peter Höffken, Referent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei "Peta".

Die Karnevalisten haben sich nach ihrer Session erneut ausgetauscht. "Nach jetzigen Stand sind Pferde, Reiter und Veranstalter gut vorbereitet", sagt Sven Gerling, der im Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) für die Sicherheit zuständig ist. "Die Gefahr durch Pferde ist in all den Jahren nicht größer geworden." Das CC hat mit der Stadt die Standards weiterentwickelt. Pferde haben beim Zoch einen eigenen Aufstellplatz. Dort schauen Amtstierärzte sie an. Wenn diese vermuten, dass illegal Beruhigungsmittel verabreicht wurden, dürfen sie Blutproben nehmen. Die Karnevalisten stehen zudem im Austausch mit den anderen Hochburgen. "Da wird es sicher auch um Pferde gehen", sagt CC-Sicherheitsexperte Gerling.

In den Vereinen geraten derweil die Fähigkeiten der Reiter in den Fokus: Die Gerresheimer Schützen haben sich vorgenommen, mehr zu kontrollieren, ob diese genug Praxis haben - auch wenn das diesmal nicht die Ursache war. "Wer auf Umzügen reitet, muss trainieren", sagt der 2. Chef Stephan Friedel. Das befürwortet auch Schützenchefin Damm. Viele Vereine schreiben 25 Reitstunden pro Jahr vor.

(RP)
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