Düsseldorf Wie Kids-Reporter ihre Schule erklären

Düsseldorf · Interviews vorbereiten, Dreharbeiten auf dem Gelände umsetzen und nicht zuletzt der Schnitt am Computer: Das sind nur einige der Herausforderungen, denen sich Grundschüler bei einem Filmprojekt des Offenen Ganztags stellen.

 Julia von der katholischen Grundschule in Niederkassel und Henri von der Thomas-Schule in Derendorf interviewen Schulleiterin Imke Hankammer.

Julia von der katholischen Grundschule in Niederkassel und Henri von der Thomas-Schule in Derendorf interviewen Schulleiterin Imke Hankammer.

Foto: Andreas Endermann

Julia (10) hat keine Scheu, vor der Kamera zu stehen. Nervös ist die Viertklässlerin auch nicht, denn sie möchte sowieso später einmal auf eine Schauspielschule gehen. Routiniert arbeitet die Grundschülerin ihren Fragenkatalog ab, zu dem Imke Hankammer bereitwillig Rede und Antwort gibt. Warum sie Schulleiterin der katholischen Grundschule Niederkassel geworden sei, oder was damit für Aufgaben einhergehen, wird sie unter anderem in dem halbstündigen Video gefragt, ehe Julias Mitschüler Henri die Leiterin des Offenen Ganztags, Anna Löbecke, ins Kreuzverhör nimmt.

Der neunjährige Henri erklärt in einem anderen Video, warum er der Derendorfer Thomas-Schule, die er besucht, in einer Bewertung glatt zehn von zehn Punkten in der Bewertung geben würde. "Weil die Lehrer hier besonders nett sind", sagt der Drittklässler. Nach dem professionellen Schnitt und einigen Übergangssequenzen vom Schulhof informieren seine Mitschüler Emil und Emilia die Zuschauer schließlich über den Namensgeber der Schule, den Kirchenlehrer Thomas von Aquin.

Das sind nur einige Auszüge aus zwei kleinen Filmen, bei denen Regie, Produktion und Schnitt komplett von den Grundschülern bestritten wurden. "Willkommen an der Grundschule Niederkassel" und "Das Geheimnis der sieben Kidsreporter" heißen die Titel der Filme, an denen insgesamt dreizehn Jungen und Mädchen aus beiden Schulen acht Wochen intensiv gearbeitet haben. "Die Grundidee war, dass die Kinder den Schulalltag aus ihrer Perspektive darstellen und dabei spielerisch den Umgang mit Mikrofon, Kamera und Stativen erlernen", sagt Davorka Bukovcan, die als Abteilungsleiterin der Arbeiterwohlfahrt für den Offenen Ganztag das Filmprojekt initiierte. Ausgesucht wurden Schüler aus den dritten und vierten Klassen, die nicht kamerascheu sind und Talent für so ein Projekt haben könnten. Je zwei Nachmittage in der Woche, an denen andere lieber auf dem Schulhof spielten, wendeten die Schüler für ihr Projekt auf.

Fragen sammeln zur Vorbereitung eines Interviews, Dreharbeiten auf dem Gelände umsetzen und nicht zuletzt der Schnitt am Computer - das waren nur einige Herausforderungen, die die Jungreporter meistern mussten. "Das Schneiden war nicht leicht, weil man dabei sehr genau sein muss", sagt Henri. Tatkräftige Unterstützung erhielten die Reporter von einem professionellen Filmemacher. Bruno Neurath-Wilson brachte den Kindern vor allem das technische Know-how bei. "Wir haben den kompletten Prozess des Filmemachens durchlaufen, damit die Kinder auch den Aufwand dahinter kennenlernen. Umgesetzt haben es die Kinder aber alleine", sagt Neurath-Wilson. Gedreht wurde mit Hilfe der schuleigenen Tablets. "Wir haben auch gelernt, wie wichtig das Licht für die Aufnahmen ist und wie man das beeinflussen kann", sagt Julia. Das Ergebnis fanden alle Beteiligten so gut, dass zur Premiere mit dem "Cinema" gleich ein ganzes Programmkino angemietet wurde. Zu Recht, denn die knapp 200 Plätze waren restlos ausverkauft. "Wir haben eine Urkunde bekommen und eine DVD unseres Films. Das war richtig cool", sagt Henri rückblickend.

Nun hoffen die jungen Filmemacher auf den Gewinn eines Wettbewerbs. In der vergangenen Woche endete die Ausschreibung des Deutschen Jugendfilmpreises, der vom Deutschen Kinder- und Jugendfilmzentrum ausgeschrieben wird. Die besten Filme werden auf dem "Bundes.Festival.Film" in Hildesheim präsentiert. Die Schulgemeinden drücken dafür die Daumen.

(RP)
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