Kinderbetreuung Düsseldorf setzt weiter auf Tagesmütter

Düsseldorf · Mehr als 2500 Kinder werden jenseits klassischer Kitas betreut. Düsseldorf kann auf dieses Standbein nicht verzichten.

Düsseldorf setzt weiter auf Tagesmütter
Foto: RP/Radowski

Die Stadt kann bei der Betreuung kleiner Kinder auf den Einsatz von Tagesmüttern vorerst nicht verzichten. "Im Unterschied zu anderen Gemeinden sind Tageseltern jenseits der klassischen Kita auch weiterhin eine unverzichtbare Säule, um Nachfrage und Angebot beim Thema Kinderbetreuung zur Deckung zu bringen", sagt Jugendamtsleiter Johannes Horn. Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Ausgangslage Gemessen an den Vormerkungen im Kita-Navigator fehlen zum Start des neuen Kindergartenjahres am 1. August - zumindest rein rechnerisch - bis zu 1500 Betreuungsplätze, vor allem für Kinder unter drei Jahren. Insgesamt werden in Düsseldorf rund 24 000 Jungen und Mädchen in Kitas, bei Tageseltern oder in anerkannten Spielgruppen betreut. Etwa 17 000 Kinder sind zwischen drei und sechs Jahre alt (Ü3), mehr als 7000 jünger als drei Jahre (U3). Der Ausbau der Kita-Plätze schreitet voran (1000 neue Plätze im Kita-Jahr 2015/16), das Angebot hinkt aber der wachsenden Nachfrage hinterher.

Kinder Am 1. Juli dieses Jahres besuchten 2554 Düsseldorfer Mädchen und Jungen eine Tagespflege, davon waren 2059 Kinder jünger als drei Jahre. 21 waren zwischen drei und sechs Jahre alt, 227 gingen bereits zur Schule. Für sie ist die Tagespflege ein Hort-Ersatz. Zum Vergleich: Am 1. Mai dieses Jahres lag die Zahl der Tagespflegekinder noch bei 2395. "Ein beachtlicher Anstieg", sagt Horn.

Betreuer An 611 Standorten arbeiten in Düsseldorf aktuell 922 Tagespflegepersonen. Die Zahl der betreuenden Männer liegt bei rund 20. An 611 Standorten (an einigen arbeiten mehrere Kräfte) werden unterschiedlich viele Jungen und Mädchen betreut: An 35 Standorten ist es nur ein Kind, an 106 sind es bis zu drei Kindern, an 302 bis zu fünf Kinder, an 168 Stellen sind es mehr als fünf Kinder (Großtagespflege).

Kitastreik: Demonstration vor dem Landtag
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Foto: dpa, mjh sab

Betreuungszeit Das Gros der Eltern lässt seinen Nachwuchs zwischen 15 und 40 Stunden pro Woche bei der Tagesmutter. Aktuell fallen 1330 Kinder in diese Gruppe. 849 sind zwischen 41 und 45 Stunden bei ihrer Betreuerin. Mehr als 45 Stunden bleiben nur 25 Kleinkinder, dagegen benötigen 340 weniger als 15 Wochenstunden.

Kosten Rund 28 Millionen Euro kostet die Tagespflege pro Jahr. "17 Millionen Euro zahlt die Stadt, etwa elf Millionen steuert das Land bei. Der Landeszuschuss pro Kind und Jahr liegt bei 758 Euro", sagt Horn. Die Tageseltern erhalten ihr Geld direkt von der Stadt, die Eltern entrichten ihren einkommensabhängigen Beitrag an das Jugendamt. Aktuell liegt der Lohn für eine bereits erfahrene Tagesmutter bei 5 Euro beziehungsweise 5,50 Euro pro Stunde und Kind.

Die Geister-Kitas von Düsseldorf
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Foto: Endermann, Andreas (end)

Perspektiven Horn gibt sich betont optimistisch ("ohne Tageseltern wird es in Düsseldorf nicht gehen"), viele der Betreuer sind da deutlich skeptischer. "Warten Sie mal ein, zwei oder drei Jahre - dann sind wir weg vom Fenster - auch in Düsseldorf", sagt Heike Kröll. Seit knapp 16 Jahren arbeitet die 43-Jährige, die selbst drei Kinder hat, als Tagesmutter. Ihre These: Die Politik forciert den Ausbau klassischer Kita-Plätze. "Sobald dieses Angebot die Nachfrage deckt, braucht uns niemand mehr. Ich denke schon jetzt über einen neuen Job nach."

(RP)
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