Düsseldorfer Salafist festgenommen Samir E. war kein Unbekannter

Düsseldorf · Im Düsseldorfer Stadtteil Bilk ist ein Salafist festgenommen worden, der möglicherweise zum Umfeld der Attentäter von Brüssel gehört. Gegen ihn wird jetzt ermittelt.

Anti-Terror-Einsatz in Bilk
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Foto: Hans-Juergen Bauer

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion, dass am späten Donnerstagabend ein polizeibekannter Mann festgenommen wurde, der nun in Untersuchungshaft sitzt.

Der festgenommene Samir E. ist nach Informationen unserer Redaktion 28 Jahre alt, gebürtiger Düsseldorfer und deutscher Staatsangehöriger mit Migrationshintergrund. Er wohnt im Stadtteil Bilk und steht im Kontakt mit anderen in der Landeshauptstadt lebenden Salafisten. Diese haben in Düsseldorf kein Zentrum, sind aber mit Salafisten in Nachbarstädten verbunden. Samir E. hat sich nach Angaben von Ermittlern widerstandslos festnehmen lassen.

Gegen ihn wird wegen Eigentumsdelikten ermittelt und wegen des Verdachts gegen den Straf-Paragraphen 89a (Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat) verstoßen zu haben. Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" über die Festnahme berichtet.

Dabei geht es um den Absatz 2a des Paragraphen, nachdem sich auch derjenige strafbar macht, der aus der Bundesrepublik in ein Land reist, in dem Menschen für staatsgefährdende Straftaten ausgebildet werden. Konkret soll der Mann versucht haben, nach Syrien zu gelangen, ist dabei aber nicht über die Türkei hinausgekommen.

Die Polizei vollstreckte einen Haftbefehl, weil bei E. nach einer Verurteilung wegen Bandendiebstahls, die noch nicht rechtskräftig war, Fluchtgefahr bestand. Er ist der Polizei als Teil der Salafistenszene bekannt. Anhaltspunkte für eine akute Gefahr, etwa in Form konkret geplanter Anschläge, lägen derzeit nicht vor, heißt es aus Ermittlerkreisen. Die Polizei untersucht nun unter anderem den Computer und die Unterlagen des Festgenommenen sowie dessen Wohnung. Dort wird auch nach Fingerabdrücken anderer Verdächtiger gesucht.

Nach dpa-Informationen war E. am 1. März wegen gewerbsmäßigen Diebstahls aus Autos zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Mann gilt demnach als Randfigur der salafistisch-dschihadistischen Szene in NRW, die er mit dem Erlös aus seinen Diebstählen finanziell unterstützt habe.

Das Landeskriminalamt in Düsseldorf hat inzwischen eine Ermittlungskommission eingerichtet. Der festgenommene Mann sitzt in U-Haft und soll noch an diesem Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Er war wegen eines Bandendiebstahls zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden, die er nun abbüßen muss.

Derzeit gebe es "keine konkreten Hinweise auf aktuelle Kontakte zur islamistischen Szene in Brüssel, Paris oder anderswo", sagt e ein LKA-Sprecher unserer Redaktion. Die Polizei gehe aber allen Hinweisen nach, um mögliche Verbindungen zu Islamisten aufzudecken.

Nach "Spiegel"-Informationen sei Samir E. ebenso wie der Brüsseler U-Bahn-Attentäter Ibrahim El Bakraoui im Sommer 2015 von den türkischen Behörden im Grenzgebiet zwischen der Türkei und Syrien aufgegriffen worden.

Die türkischen Behörden hätten beide verdächtigt, sich auf der Seite der Islamisten am syrischen Bürgerkrieg beteiligt zu haben oder noch beteiligen zu wollen. Beide seien daraufhin nach Amsterdam abgeschoben worden, dem Ausgangspunkt ihrer Reise.

Im Raum Düsseldorf sei E. am Donnerstagnachmittag von einem Spezialeinsatzkommando der Polizei festgenommen worden. Die Behörden wollten nun untersuchen, ob sich E. und Bakraoui näher gekannt hätten oder gemeinsam in der Türkei unterwegs gewesen seien.

Auch im Großraum Gießen soll laut "Spiegel" ein Mann festgenommen worden sein, bereits am Mittwochabend. Er soll zwei verdächtige SMS vom Tag der Brüsseler Anschläge auf seinem Telefon gehabt haben. Eine davon enthalte den Namen von Khalid El Bakraoui. Eine weitere Nachricht bestehe nur aus dem französischen Wort "fin" (deutsch: Ende) und sei gesendet worden drei Minuten bevor sich Bakraoui in die Luft sprengte.

Das sind die Attentäter und Terroristen vom Anschlag in Brüssel
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Foto: dpa

Bei den Anschlägen auf den Flughafen und die U-Bahn in Brüssel waren am Dienstagmorgen 31 Menschen getötet und rund 300 verletzt worden. Auch in Brüssel hatte es am Donnerstagabend in Verbindung damit weitere Festnahmen gegeben.

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses Ansgar Heveling (CDU) hat alarmiert auf die Festnahme von Salafisten in Deutschland reagiert. "Es zeigt sich nun, dass das Netzwerk des islamistischen Terrors in Europa offensichtlich sehr engmaschig ist und innerhalb Europas feste Verbindungen in der islamistischen Szene bestehen", sagte Heveling unserer Redaktion.

Festnahmen wie die in Düsseldorf seien jetzt für die Sicherheitsbehörden wichtig, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wie eng das Netzwerk der Islamisten in Europa schon ist und wie es arbeitet. "Die Festnahmen, Überprüfungen und Verhöre der Gefährder helfen auch, mögliche weitere Terrorpläne aufzudecken."

Alle aktuellen Informationen zu den Entwicklungen nach den Anschlägen in Brüssel erhalten Sie hier.

(hdf/qua/hebu/hüw/dpa/afp)
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