Kurden-Demos in Düsseldorf aufgelöst Demonstranten attackieren Polizisten - mehrere Verletzte

Düsseldorf · Für die Polizei bedeutete der Sonntag in Düsseldorf Schwerstarbeit: Rund 400 Personen hatten sich zunächst im Flughafen versammelt, es kam zu Konflikten mit der Polizei. Später blockierten 200 überwiegend kurdische Frauen die Straßenbahngleise am Hauptbahnhof. Dort blieb es friedlich.

Keine Straßenbahn fuhr am Sonntagnachmittag mehr am Hauptbahnhof in Düsseldorf. Es kam zu massiven Verspätungen von einer Stunde und mehr, betroffen waren die Linien 704, 707 und 709. Sie konnten den Hauptbahnhof nicht wie gewohnt anfahren, wurden gekürzt oder umgeleitet. Auch diverse Buslinien mussten Umwege in Kauf nehmen. Rund 200 überwiegend kurdische Frauen hatten mit Unterstützung einiger deutscher Sympathisanten auf den Straßenbahngleisen eine Sitzblockade durchgeführt. Sie demonstrierten gegen das Vorrücken der türkischen Armee auf die nordsyrische Stadt Afrin, skandierten "Erdogan ist ein Terrorist".

Sie sangen und klatschten, es blieb friedlich. Passanten, vielfach Fortuna-Fans, die vom Auswärtsspiel aus Duisburg zurückgekommen waren, zeigten nur wenig Verständnis. Es kam zu der skurrilen Situation, dass sich unter die vielen "Öcalan"-Rufe auch nicht minder lautstarke Anfeuerungen für den Zweitliga-Spitzenreiter mischten. Die anfangs nur spärlich vertretene Polizei wurde schnell durch eine Hundertschaft mit Einsatzkräften der Landespolizei verstärkt, auch Beamte der Bundespolizei waren an dem Einsatz beteiligt.

Gegen 18 Uhr machten die Frauen die Schienen wieder frei. Zehn Minuten später erklärte die Polizei die Versammlung für aufgelöst, ließ die Demonstrantinnen aber nicht gehen, bevor nicht alle Identitäten klar waren, da sie sich des Landfriedensbruchs schuldig gemacht hatten. Der Einsatz endete um 21.30 Uhr. Mehrere Linien der Rheinbahn mussten während der Demonstration umgeleitet werden.

Kurden demonstrieren am Düsseldorfer Hauptbahnhof
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Kurden demonstrieren am Düsseldorfer Hauptbahnhof

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Foto: Anne Orthen

Tumulte am Flughafen

Zu tumultartigen Szenen und Auseinandersetzungen mit der Polizei kam es hingegen zuvor am Flughafen, wo sich ungefähr 400 Kurden im Abflugbereich versammelt hatten, auch hier war der Grund der Protest gegen die Türkei und die Solidarität mit Afrin. Laut Polizei war zeitweise eine von drei Bordkartenkontrollen geschlossen, im Abflugbereich waren Teile des Flughafens gesperrt.

Polizeieinsatz bei Kurden-Demo am Flughafen Düsseldorf
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Polizeieinsatz bei Kurden-Demo am Flughafen Düsseldorf

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Foto: dpa, htf

Entgegen anderslautenden Meldungen sei es jedoch nicht zu offen ausgetragenen Konflikten zwischen Erdogan-Anhängern und -gegnern gekommen, wie eine Polizeisprecherin bestätigte. Dennoch wurden mehrere Personen verletzt, da die Polizei sich genötigt sah, Pfefferspray einzusetzen, um Demonstranten zu trennen. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Beamten zum Teil massiv angegangen.

Der Einsatz von Pfefferspray ist auf Videos dokumentiert, die auf Facebook kursieren. Einige Personen wurden vorläufig festgenommen. Am späteren Nachmittag hatte die Polizei die Demonstranten aus dem Flughafengebäude gedrängt, auch hier wurden sämtliche Personalien aufgenommen, ein Polizist wurde verletzt. Der Einsatz am Flughafen war gegen 18 Uhr beendet. Nach Auskunft des Flughafens konnte der Flugbetrieb normal weiterlaufen. Angemeldet waren beide Demonstrationen nicht, wie die Polizei mitteilte.

Bereits am Samstag waren kurdische Demonstranten mit der Polizei aneinandergeraten. Zuerst hatten sich einige unter die Teilnehmer einer Kundgebung zum Frauentag gemischt und dabei unerlaubte Fahnen gezeigt. Das war ihnen verboten worden. Mit eingerollten Fahnen hatten sich die Demonstranten später in den Hafen begeben und vorm WDR-Haus versammelt, waren am späten Abend dann im Flughafen aufgetaucht. Als die Polizei sehr schnell mit einem Großaufgebot anrückte, waren die rund 150 Demonstranten freiwillig abgezogen.

Gegen die Militäroffensive in dem kurdischen Gebiet in Syrien gab es am Wochenende in verschiedenen deutschen Städten spontane Proteste. So kam es in Hamburg, Kiel, Saarbrücken und Kaiserslautern zu Demonstrationen. Aber auch in Großbritannien kam es an den Bahnhöfen in Manchester und London zu erheblichen Störungen im Zugverkehr. Der zentrale Piccadilly-Bahnhof in Manchester war am Nachmittag vorübergehend geschlossen, nachdem eine Gruppe von Protestierenden die Gleise gestürmt hatte. Am Abend kam auch der Zugbetrieb am Londoner Bahnhof King's Cross wegen der Proteste zum Erliegen, wie das Unternehmen Virgin Trains mitteilte.

( ing / felt)
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