Opfer erkennt Silvester-Täter im TV Taoufig M. prahlte im Fernsehen mit seinen Taten

Düsseldorf · Im Januar brüstete sich ein Marokkaner vor Fernsehkameras als "König der Taschendiebe". Seit dem Wochenende sitzt er unter dem Verdacht in U-Haft, in der Silvesternacht eine Frau in Düsseldorf angegriffen zu haben.

 In einer „Spiegel-TV“-Sendung über das sogenannte Maghreb-Viertel in Düsseldorf meint eine 18-Jährige ihren mutmaßlichen Peiniger aus der Silvesternacht erkannt zu haben. Der 33-jährige Marokkaner Taoufig M. (l.) sitzt nun in Untersuchungshaft.

In einer „Spiegel-TV“-Sendung über das sogenannte Maghreb-Viertel in Düsseldorf meint eine 18-Jährige ihren mutmaßlichen Peiniger aus der Silvesternacht erkannt zu haben. Der 33-jährige Marokkaner Taoufig M. (l.) sitzt nun in Untersuchungshaft.

Foto: spiegel tv

Der Jahreswechsel war für eine 18-jährige Mönchengladbacherin eine schlimme Nacht. Sie hatte auf der Bolkerstraße in Düsseldorf gefeiert, als sie und eine Freundin plötzlich von einer Gruppe junger Männer umringt und massiv bedrängt wurden. Es gelang den jungen Frauen, sich aus der Gruppe zu befreien, doch als die 18-Jährige wenig später kurz allein auf der Straße war, soll sich einer der Männer ihr erneut genähert, ihr unter den Rock gegriffen und, als sie sich wehrte, nach ihr geschlagen haben. Daran sollen ihn Passanten gehindert haben.

Die junge Gladbacherin erstattete zunächst keine Anzeige. Erst als sie eine Reportage bei "Spiegel TV" sah, änderte sie ihre Haltung. Denn in der Sendung, in der es um nordafrikanische Straftäter im so genannten Maghreb-Viertel in Düsseldorf ging, sah sie ihren Angreifer, der sich vor den Fernsehkameras als Dieb outete und nicht ohne Stolz über seine Taten sprach. Zwei Tage nach Ausstrahlung der Sendung ging die junge Frau zur Düsseldorfer Polizei. Am vergangenen Wochenende nahmen die Beamten Taoufig M. in der Düsseldorfer Altstadt fest. Einen Haftbefehl wegen des Verdachts der sexuellen Nötigung und der versuchten Körperverletzung hatte die Staatsanwaltschaft bereits erwirkt - der 33-jährige Marokkaner sitzt nun in U-Haft.

An einem polizeibekannten Treffpunkt überwiegend nordafrikanischer Taschendiebe in der Düsseldorfer Altstadt hätte man Taoufig M. womöglich schon eine Woche früher verhaften können. Bloß hatte der mehrfach vorbestrafte angeblich Asylsuchende für die Karnevalstage ein Betretungsverbot für die Altstadt erhalten. Denn M. ist der Polizei schon lange auch als Anlaufstelle für Kriminelle aus ganz Deutschland bekannt.

Ein Jahr lang hatte die Düsseldorfer Polizei Diebstahlsdelikte, insbesondere durch das so genannte Antanzen auf den Straßen der Altstadt, und andere Straftaten auf Zusammenhänge mit dem Maghreb-Viertel im Stadtteil Oberbilk analysiert. Im Abschlussbericht dieses intern "Casablanca" genannten Projekts war die Rede von 2244 Straftätern mit nordafrikanischen Wurzeln, die als angeblich asylsuchend in Flüchtlingsheimen in ganz Deutschland wohnen und sich in dem Düsseldorfer Viertel treffen. Taoufig M. war in der "Casablanca"-Akte als einer von zwei Kontaktmännern der Szene genannt.

M. ist seit zwei Jahren in Deutschland, lebte vorher in Italien. In Düsseldorf wohnt er in einem Flüchtlingswohnheim. Zurzeit steht er unter Bewährung - er hatte in einem Geschäft Hemden für 280 Euro und bei einem Discounter Rasierklingen gestohlen, wurde zu sieben Monaten Haft verurteilt. Eine Anklage wegen Schwarzfahrens ist offen, wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung wird ermittelt. Sorgen macht ihm das offenbar nicht, dem Fernseh-Team sagte er: "Wenn ich ausgewiesen werde, bin ich nach einer Woche wieder da."

Aus dem Maghreb-Viertel berichten Insider von Diebstahl auf Bestellung. Demnach gingen Täter mit Listen durch Kaufhäuser, geben die Beute zum halben Kaufpreis an die Auftraggeber weiter. Nach einer Razzia im Viertel hatte M. bei "Spiegel TV" behauptet, er stehle, um sich Essen zu kaufen, von einer Organisation wollte er nichts wissen. "Wir klauen zu zweit, das ist doch keine Bande, das ist nicht einmal eine Gruppe."

Silvester aber soll er in einer Gruppe unterwegs gewesen sein, die Polizei geht davon aus, dass zuerst etwa 20 Männer die Mönchengladbacherin bedrängten. In Düsseldorf sind nach der Silvesternacht 107 Übergriffe angezeigt worden, bislang hat die Polizei zwölf Verdächtige identifiziert und mit M. nun den dritten mutmaßlichen Täter in U-Haft gebracht.

In Köln, wo mehr als 1000 sexuelle Übergriffe durch Tätergruppen angezeigt worden waren, ermittelt die Polizei gegen 73 Beschuldigte, bei denen es sich laut Staatsanwaltschaft "weit überwiegend" um Asylsuchende oder Menschen, die sich illegal in Deutschland aufgehalten hätten. Die meisten kämen aus Marokko und Algerien. 15 Verdächtige sitzen in U-Haft, die meisten wegen Diebstählen. Nur einem von ihnen legen die Kölner Ermittler ein Sexualdelikt zur Last.

(RP)
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