Christopher Ney "Düsseldorf kann Start-up-Metropole sein"

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Investor Droege hat zuletzt Weltbild gekauft. Jetzt ist die Droege Group auf der Suche nach erfolgversprechenden Neugründungen. Der Risikokapital-Experte spricht über die innovative Stadt.

 Christopher Ney sagt, dass Düsseldorf viele Vorteile im Vergleich zu Berlin hat. Die Stadt müsse sie nur nutzen.

Christopher Ney sagt, dass Düsseldorf viele Vorteile im Vergleich zu Berlin hat. Die Stadt müsse sie nur nutzen.

Foto: Andreas Bretz

Herr Ney, es gibt in Deutschland eine steigende Anzahl von Venture Capital Unternehmen, warum braucht ein Familienunternehmen wie Droege auch eins?

Ney Wir sind kein klassisches Venture Capital Unternehmen, das über einen Fonds Kapital von externen Investoren in Start-ups investiert und kurz- oder mittelfristig finanzielle Rendite realisieren muss. Das Selbstverständnis unseres Venture Programms als Teil der Droege Group ist ein anderes. Als Familienunternehmen verfolgen wir eine langfristige Strategie und suchen Ideen und Innovationen, die strategisch zu einem Portfolio-Unternehmen der Gruppe passen. Wo sich Geschäftsmodelle ergänzen oder erweitern lassen, werden wir aktiv und versuchen mit den Gründern gemeinsam deren Idee zu skalieren; ob dies in Form einer Kooperation in Vertrieb oder Logistik, einer strategischen Partnerschaft oder darüber hinaus in einem finanziellen Engagement mündet, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Sie haben ein buntes Portfolio - von Medizintechnik über ITK-Logistik bis zu Weltbild und wollen einen zweitstelligen Millionen-Betrag in junge Unternehmen investieren. Wie findet man gute Start-ups?

Ney Die Gründerszene ist sehr aktiv. Man trifft sich auf Veranstaltungen oder wird über verschiedene Kanäle, beispielsweise durch erfahrene Business Angels oder die Gründer selbst, kontaktiert. Das Netzwerk ist im Bereich Ventures von sehr hoher Relevanz und ermöglicht direkte und schnelle Kontaktaufnahmen. Zudem veranstalten wir eigene Gründerwettbewerbe gemeinsam mit den Unternehmensplattformen der Gruppe, die kluge Ideen suchen und auszeichnen. Auf so einem Wettbewerb haben wir zum Beispiel Secucloud, ein junges Start-up aus Hamburg, kennengelernt, das ganzheitliche IT-Security Lösungen für mobile Geräte entwickelt. Heute hat das Unternehmen einen exklusiven Distributions-Vertrag mit ALSO, einem großen ITK-Logistiker aus unserem Portfolio - solche Kooperationen sind jenseits von frischem Kapital extrem wichtig für junge Unternehmen, weil sie ihnen direkte Umsätze und damit Wachstum sichern.

Neulich beklagten Start-up Anwälte in unserer Zeitung, Düsseldorf als Standort sei weniger attraktiv als Berlin. Sehen Sie es auch so?

Ney Natürlich ist Berlin für Gründer und Kreative ein attraktiver Standort. Die Stadt hatte auch gute Voraussetzungen, es zu werden! Berlin ist nun mal Hauptstadt, ist sehr international, hat eine günstige Wohnungsmarktsituation und hat gerade für junge Leute eine tolle Ausgehszene. Klar, dass sich dies zu einer interessanten Gründungsatmosphäre entwickelt. Aber man sollte nicht Berlin mit Düsseldorf, Köln oder Aachen isoliert vergleichen, sondern hier größer und überregional denken. Dies ist doch gerade ein besonderer Standort-Vorteil: man ist von Düsseldorf in weniger als einer Stunde in Ruhrgebiet und Rheinland, wir haben eine attraktive Kulturszene, Universitäten, hohe Lebensqualität. Und in einem wichtigen Aspekt sind wir Berlin weit voraus - wir haben hier nach wie vor viel Industrie und große Unternehmen aus attraktiven Branchen, die sich der jungen Szene mehr und mehr öffnen. Start-ups, die mit ihren Ideen mittelfristig Zugang zur Industrie brauchen, sind hier am richtigen Ort.

Düsseldorf hat sich vorgenommen, die Stadt zur Gründermetropole zu machen und eine Start-up Initiative vorgestellt. Wie sehen Sie es?

Ney Man wird sicher nicht über Nacht zur Gründermetropole. Die aktuelle Initiative der Stadt geht aber in die richtige Richtung, weil sie eine Plattform zum Austausch zwischen Gründern, Kapitalgebern und Unternehmen als Kooperationspartner schafft. Wie gesagt, Kooperationen und Plattformen sind für junge Unternehmen extrem wichtig, um wachsen zu können. Auch eine Zusammenarbeit mit den Hochschulen ist von größter Bedeutung. Das hat uns Silicon Valley voraus - exzellente Vernetzung zwischen Universität, Unternehmen und Start-ups.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort