Düsseldorf Wer steckt hinter Investor Hines?

Düsseldorf · Ein amerikanischer Investor kauft gefühlt halb Düsseldorf. Erst war es das Benrather Karree, dann die Deutsche Bank an der Königsallee. Jetzt folgten das frühere Commerzbank-Gebäude an der Kasernenstraße und die Bilker Arcaden.

 Dieses Gebäude an der Kasernenstraße hat die Commerzbank kürzlich an Hines für einen nicht genannten Preis verkauft.

Dieses Gebäude an der Kasernenstraße hat die Commerzbank kürzlich an Hines für einen nicht genannten Preis verkauft.

Foto: Andreas Bretz

Düsseldorf ist in den vergangenen Monaten und Jahren ein begehrtes Pflaster. Das gilt nicht nur für Wohnungen und Häuser, die angesichts des anhaltenden Zuzugs nach Düsseldorf preislich in immer größere Höhen steigen. Das gilt auch für große Investments. Viele Fondsgesellschaften, Versorgungswerke oder Versicherungen kaufen Immobilien für viele Millionen Euro in der Landeshauptstadt. Sie bündeln das Geld vieler Sparer oder Versicherten. So erklärt sich, wie sie die teilweise gigantischen Summen zusammenbekommen.

Aber es gibt auch ganz andere Investoren. Einer, der in Düsseldorf seit Kurzem herausragt, ist der Amerikaner Gerald Hines. Der inzwischen 90-jährige Mann aus Houston, Texas, regiert bis dato eines der größten Immobilienunternehmen der Welt. Es trägt den Namen: "Hines Interests Limited Partnership" In Düsseldorf geht der rüstige Amerikaner gerade auf Einkaufstour. Angefangen hatte er Anfang der 2000er Jahre in der NRW-Landeshauptstadt. Damals entwickelte er das Benrather Karree in der Innenstadt. Vor einigen Jahren hat er es wieder verkauft, sicher nicht ohne Gewinn. Neuer Eigentümer ist der Sparkassenfonds Deka.

Mitte 2014 dann erwarb Hines dann ein Kronjuwel: die Deutsche Bank an der Königsallee mit der größten Schalterhalle Deutschlands. Bei Hines spricht man nicht von Deutscher Bank, sondern vom Kö-Quartier, sagt Benjamin Biehl, Hines-Niederlassungsleiter in Düsseldorf. Der Bank war die Lage an der teuersten Straße Düsseldorfs zumindest für einige Verwaltungsarbeitsplätze zu teuer, sie wurden in die Friedrichstadt zur früheren WestLB verlagert. Heute sind mit der BB Bank und der Bank of Tokyo Mitsubishi und natürlich der Deutschen Bank gleich drei Kreditinstitute im Kö-Quartier.

Das Nachbargebäude hat sich Gerald Hines vergangene Woche auch gesichert. Der von dem berühmten Architekten Paul Schneider-Esleben entworfene weiße Turm an der Kasernenstraße und die Häuser daneben erwarb Hines nun auch - von der Commerzbank. "Wir wollen das denkmalgeschützte Haus revitalisieren, nicht abreißen", sagt Biehl. Nur die Fußgängerbrücke, die über die Straße zur alten Commerzbank reicht, hätte er gerne weg. Doch Hines liebt nicht nur alte Bankpaläste. Ebenfalls vergangene Woche wurde bekannt, dass der Konzern die Bilker Arcaden gekauft hat.

Hines, darauf ist man ganz stolz, ist bis heute ein reines Familienunternehmen. Projekte werden meist als Joint-Venture abgewickelt. Und immer ist Hines teilweise mit eigenem Geld und eigenem Risiko dabei, das ist das Unternehmensprinzip.

Gerald Hines wurde im ländlichen US-Bundesstaat Indiana geboren. Mit 23 Jahren, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, zog Hines nach Texas. Seine Eltern kamen aus der kanadischen Provinz Nova Scotia in die USA und entstammen einer einst der britischen Krone treu verbundenen Familie.

Der junge Ingenieur eröffnete ein Immobilienbüro. Seine ersten Aufträge waren meist Geschäfte, Warenhäuser oder kleinere öffentliche Gebäude. 1967 zog er den ersten großen Fisch an Land und baute für Shell mitten in der Innenstadt von Houston eine neue Zentrale. Es folgten mehr als 400 Firmenzentralen in den USA, darunter auch seine eigene, der Williams Tower in Houston. Viele seiner Häuser wurden von Star-Architekten entworfen, darunter Frank Gehry, der auch die nach ihm benannten Bauten im Düsseldorfer Medienhafen errichtete. Die Architektur liegt Hines bis heute am Herzen. So stiftete er etwa der Universität seiner Wahlheimat ein Architektur-College, das seinen Namen trägt.

Hines managt heute Immobilien im Wert von 84,9 Milliarden Dollar. Seit der Eröffnung seines Standorts in Deutschland 1991 hat Hines insgesamt 32 Immobilien mit einer Gesamtfläche von knapp 1,6 Millionen Quadratmetern für Hines oder im Kundenauftrag akquiriert oder entwickelt, darunter das Sony-Center in Berlin.

(tb.)
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