Streit um Düsseldorfer Schauspielhaus "Da kann man schon depressiv werden"

Riesenandrang bei der Podiumsdiskussion zur Zukunft des Düsseldorfer Schauspielhauses: Der große Saal in der Ausweichspielstätte Central war mit 400 Menschen voll besetzt, die Diskussion wurde zu weiteren knapp 200 Besuchern in den Nachbarsaal übertragen.

Düsseldorf: Der Streit um das Schauspielhaus dauert an
Foto: dpa, mg cul ve

Schauspielhaus-Intendant Wilfried Schulz, der schon in der Vorstellrunde großen Applaus bekam, wertete die allgemeine Anteilnahme an der Debatte als Beleg dafür, dass die Bürger Düsseldorfs sich entschieden hätten: für den Erhalt des Schauspielhauses an seinem Stammsitz am Gründgensplatz. "Die Grundübereinkunft sollte doch stehen, dass wir das Schauspiel am Gründgensplatz zukunftssicher machen wollen", sagte Schulz. Nun müssten die Kosten der Sanierung genau erhoben und ein politisch vertretbarer Zeitplan für die Arbeiten erstellt werden.

Doch auf diesen Konsens wollte sich Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) nicht verpflichten lassen. Das Schauspielhaus sei zwar ein Leuchtturm in der Düsseldorfer Kulturlandschaft, stehe aber nun mal nicht allein. Er sei Oberbürgermeister aller Düsseldorfer und müsse auch andere Interessen berücksichtigen. "Bevor wir eine finanziell weitreichende Entscheidung für die Sanierung des Schauspielhauses treffen, müssen wir diskutieren, ob wir uns das Schauspielhaus wirklich nirgendwo anders als am Gründgensplatz vorstellen können", so Geisel. Er wolle keine Denkverbote. Am Ende sei jeder Entschluss für eine Sanierung eine Verteilungs- und damit eine Gerechtigkeitsfrage. Als Geisel später die Schließung von Schulen als Beispiel brachte, um die Tragweite eines Entschlusses für die Schauspielhaussanierung zu verdeutlichen, erntete er viele Buhrufe.

Buhrufe für Geisel

Als Vertreter des Landes NRW, das ebenfalls Gesellschafter des Schauspielhauses ist, nahm Staatssekretär Bernd Neuendorf aus dem NRW-Kulturministerium an der Debatte teil. Er wies Vorwürfe zurück, das Lande habe in der Diskussion zu lange geschwiegen. Das Land stehe weiter eindeutig zu seinem einzigen Staatstheater und wolle es an seinem jetzigen Platz erhalten. Ein Staatstheater müsse in herausragender Archtitektur untergebracht sein. Neuendorf erteilte damit Überlegungen des Oberbürgermeisters, das Central zum Hauptsitz des Theaters zu machen, eine Abfuhr. Das Land möchte auch am jetzigen Zeitplan festhalten: Das Schauspielhaus soll ab Sommer 2018 wieder am Gründgensplatz spielen.

Dass das grundsätzlich möglich sei, sagte Architekt Christoph Ingenhoven, der damit beauftragt worden war, den Sanierungsbedarf des Hauses grob einzuschätzen. Er bezifferte die Kosten für die Sanierung der Außenhaut des Theaters auf etwa 20 bis 25 Millionen Euro, wenn die Fassade des Pfau-Baus neu gebaut werde. Bei einer Sanierung der bestehenden Hülle seien Kosten in Höhe von 25 bis 30 Millionen Euro zu erwarten. Ingenhoven sprach sich dafür aus, die Eingangssituation an dem denkmalgeschützten Bau von Bernhard Pfau zu verändern, um eine Öffnung hin zum Gründgensplatz zu erreichen. "Es geht also nicht nur um die Sanierung des Schauspielhauses, sondern auch um eine Umpositionierung", so Ingenhoven. Das Haus habe seinen endgültigen Halt in der Stadt nie gefunden und sei in den vergangenen Jahren schwer vernachlässigt worden. "Wenn man außen um das Haus herum geht, kann man schon depressiv werden", so Ingenhoven.

Geisel zweifelt an Kalkulationen

Geisel zeigte sich skeptisch, was die Verlässlichkeit von Kostenkalkulationen angeht. Erfahrungen etwa bei der Sanierung des Aquazoos zeigten, dass solche Arbeiten letztlich unkalkulierbar seien. Die Politik müsse also eine Entscheidunge treffen, deren Reichweite sie nicht wirklich absehen könne. Daher müsse der Entschluss breit diskutiert werden.

Intendant Schulz zeigte sich am Ende enttäuscht, dass es nicht mal einen Konsens mit dem Oberbürgermeister darüber gibt, dass das Schauspielhaus in seinem Stammhaus erhalten bleiben soll. In welchen zeitlichen Abständen welche Sanierungen am Haus vorgenommen werden, könne man miteinander entscheiden, sobald eine genaue Analyse des Sanierungsbedarfs vorliege. Doch die Debatte drehe sich im Kreis, solange es kein grundsätzliches Bekenntnis dazu gebe, dass das Schauspielhaus dem Schauspiel gehört.

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