Postpost und Co. in Düsseldorf Das ungenutzte Potenzial der Kulturräume auf Zeit

Düsseldorf · Im Postpost können Kreative einmal in der Woche frei die Räume nutzen. Doch die Nachfrage könnte größer sein. Bei der Vermittlung von Gebäuden zur Zwischennutzung gibt es ganz andere Probleme.

 Im "Laden ein" auf dem alten Postgelände kochen verschiedene Gastronomen. Das Projekt läuft gut. Mit den Künstlern ist es schwerer.

Im "Laden ein" auf dem alten Postgelände kochen verschiedene Gastronomen. Das Projekt läuft gut. Mit den Künstlern ist es schwerer.

Foto: Anne Orthen

Düsseldorf wächst und wächst. Die Orte, an denen sich Kulturschaffende entfalten können, verschwinden. Gleichzeitig ist der Wunsch in der Kreativszene groß, Räumlichkeiten und Gebäude zumindest auf Zeit - zur so genannten Zwischennutzung - in Beschlag nehmen zu können, sie mit Kunst, Musik und Ideen zu füllen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis haben Vermittler der Kulturräume auf Zeit und jene, die sie verwalten, mit allerlei Problemen zu kämpfen, müssen nach Nutzern suchen und für jedes Projekt den geeigneten Raum finden.

"Sagen wir es mal so: Der Wunsch ist groß, aber die Taten, die folgen, sind gering", fasst es zum Beispiel Christian Fleischer zusammen. Mit seiner Agentur Zack Bumm verwaltet er die Zwischennutzung des ehemaligen Postverteilzentrums an der Erkrather Straße, hat das Postpost geschaffen. Auf dem 39.000 Quadratmeter großen Gelände gibt es 30 Ateliers, die derzeit von 70 Künstlern genutzt werden, unter dem Namen "Laden ein" serviert dort außerdem in einem kleinen Restaurant alle zwei Wochen ein anderer Koch seine Kreationen. Und unter dem Titel "Hashtag" stehen die Räume mittwochs Künstlern und Kreativen zur freien Verfügung. Genau an dieser Stelle hakt es jedoch: "Wir müssen die Leute aktiv ansprechen. Bei den Musikern haben wir ganz gute Kontakte, andere Künstler zu erreichen, ist schwer", sagt Fleischer. Seine Agentur organisiert auch das "Open Source Festival", dementsprechend gut ist er in der Musikszene vernetzt.

Er wünscht sich, dass die Künstler den Raum, den sie bekommen können, auch in Anspruch nehmen: "Sie haben die Chance, Düsseldorf für einen kurzen Zeitraum mitzugestalten. Das sollten sie auf jeden Fall nutzen", sagt er. Sie müssten aktiver werden, jene Möglichkeiten, die sich ihnen bieten, zu ergreifen. Das geschehe zu wenig.

Lars Terlinden vom Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft kennt ebenfalls die Probleme, die es bei der Organisation von kulturellen Zwischennutzungsmöglichkeiten gibt - allerdings auf eine andere Weise: Er ist der Fachmann der Stadt für dieses Thema und sucht für Künstler oft lange nach passenden Räumen für ihre Projekte. Dabei ist er jedoch für die Vermittlung und Hilfe bei der Realisierung eines Konzeptes zuständig, nicht für das Projekt selbst. Bis ein Raum oder ein Gebäude tatsächlich zur Zwischennutzung freigegeben wird, bedarf es viel Arbeit: Terlinden und seine Mitarbeiter vermitteln zwischen Veranstaltern und Ämtern, erläutern rechtliche Fragen und zeigen auch mögliche Alternativen auf. "Es ist ja nicht so, dass man einfach jemandem einen Schlüssel übergibt und fertig. Wir sind dazu da, zu schauen, ob das Geplante überhaupt mit den ganzen Auflagen vereinbar ist", sagt er. Versicherungen, Brandschutzauflagen, Lärmbelastung - das alles muss erst von den Behörden abgesegnet werden, bevor ein Gebäude zwischengenutzt werden kann. "Viele wissen gar nicht, was alles dazugehört und überheben sich dementsprechend manchmal mit ihrem Konzept", erläutert Terlinden weiter.

Die meisten Anfragen bekommt er aus der Kulturszene. Für Künstler und Co. ist er aber kein Immobilienmakler, das muss er immer wieder betonen: "Wir prüfen die Machbarkeit, bieten jedoch keine Immobilien an. Denn die Entscheidung obliegt ja immer noch den jeweiligen Besitzern. Das kann ein sehr aufwendiger Prozess werden." Sein Tipp ist deshalb für alle, die einen Raum nutzen wollen: auch Bereitschaft zeigen, einen Dämpfer zu kassieren, wenn es nicht auf Anhieb funktioniert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort