Düsseldorf SEK-Hund soll Box-Karriere zerstört haben

Düsseldorf · Ein 25-Jähriger fordert vor Gericht Schmerzensgeld: Bei einem Einsatz eines Sondereinsatzkommandos war er von einem Diensthund so schwer verletzt worden, dass er seine Karriere als Profiboxer aufgeben musste.

 Ford Jay Spencer wurde am Unterarm verletzt.

Ford Jay Spencer wurde am Unterarm verletzt.

Foto: Kannegießer

Selbst schuld. Mit dieser knappen Begründung haben Vertreter des Landes NRW am Dienstag vor dem Landgericht einen SEK-Einsatz mit einem Polizeihund im Jahr 2012 gegen einen Profiboxer in einer Asylunterkunft an der Burgunderstraße verteidigt.

Der Kläger Ford Jay Spencer (25) war dabei von einem SEK-Hund so schwer am linken Unterarm verletzt worden, dass er seine Karriere als Profiboxer aufgeben musste. Er verlangt jetzt 2000 Euro Schmerzensgeld plus Ersatz für künftige Schäden. Ein Urteil steht noch aus.

Boxer soll mit Pistole in der Hand gerufen haben: "Ich mache euch alle platt!"

Für die Einsatzkräfte habe es in jener Dezembernacht 2012 keine Alternative gegeben. Andere Bewohner der Unterkunft hatten gemeldet, der Kläger sei mit einer Pistole über den Flur gelaufen und habe gedroht: "Ich mach' hier alle platt!" Da eine Polizeistreife zudem erfuhr, dass der Mann ein Profiboxer ist, habe man das SEK angefordert. Und von den Beamten wurde zunächst der speziell geschulte Hund freigelassen. Genauso hätten sie auch ihre Schusswaffen einsetzen können, so die NRW-Anwältin im Prozess.

Fakt ist: Der Hund verbiss sich in den Unterarm des inzwischen anerkannten Asylbewerbers, fügte ihm dort und auch an Bauch und rechtem Unterschenkel tiefe Wunden zu. Die Klage sei aber abzuweisen, so die Anwältin des Landes, weil er sich "den Einsatz durch herausforderndes Verhalten" selbst zuzuschreiben habe.

Boxer behauptet, er habe nicht mit Waffe gedroht

Der Kläger betont aber, er habe niemals in der Unterkunft mit einer Waffe hantiert. In seinem Zimmer lag zwar eine Soft-Air-Pistole, aber nur als Spielzeug. Er könne sich den ganzen Vorfall nur so erklären, dass Kinder von Mitbewohnern seine offene Tür genutzt hätten, um seinen Geldbeutel und seine Uhr zu stehlen, dabei die Pistole gesehen hätten - und auch zur Verdeckung ihres Diebstahls nach der Polizei gerufen hätten.

Der massive Einsatz samt Diensthund, der den 25-Jährigen im Schlaf attackiert hat, sei unnötig gewesen, die Folgen erheblich. Zwar habe er danach noch einige Kämpfe bestritten und die meisten gewonnen, aber an eine Zukunft als Profi-Sportler sei nicht mehr zu denken.

2000 Euro hat das Land bereits gezahlt. Ob der Kläger weitere 2000 Euro erhält und das Land für Folgeschäden aufkommen muss, will die Richterin erst nach Anhörung weiterer Zeugen entscheiden.

(wuk)
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