Veranstaltungsort in Düsseldorf Boui Boui Bilk soll abgerissen werden

Das Boui Boui Bilk in der ehemaligen Schraubenfabrik Max Mothes gehört zu den interessantesten Veranstaltungsorten der Stadt - damit ist bald Schluss. Ein Investor hat nach Informationen unserer Redaktion eine Bauvoranfrage an die zuständige Bezirksvertretung 3 gestellt.

 Der Nachtflohmarkt am Samstagabend im Boui Boui Bilk war gut besucht.

Der Nachtflohmarkt am Samstagabend im Boui Boui Bilk war gut besucht.

Foto: Andreas Endermann

Der Schraubenhersteller Max Mothes hatte im Jahr 2011 das 5000 Quadratmeter große Fabrikgelände in der Nähe der Innenstadt verlassen - zur Freude der Agentur mit Sitz in München, die besondere Veranstaltungsorte in ganz Deutschland suchte. Sie startete zwei Jahre später das Boui Boui mit einer Mischung aus Nachtflohmärkten - wie zum Beispiel an diesem Wochenende -, Künstlerateliers, Büros, Firmenfeiern und Modenschauen. Die Fachhochschule ließ dort sogar 400 Prüflinge ihre Arbeiten schreiben, die Piratenpartei hatte zeitweise ihre NRW-Zentrale im Verwaltungstrakt der Fabrik. Auch für Partys nutzt die Agentur die alten Industriehallen.

Von Anfang an war der Agentur dabei bewusst, dass sie den Ort nicht auf Dauer würde nutzen können. Das Boui Boui gilt als Vorzeigeprojekt für Zwischennutzung - ein Konzept, das die derzeitige Rathausmehrheit aus SPD, Grünen und FDP vorantreiben will. Den besonderen Charme des ehemaligen Industriegebäudes schätzt nicht zuletzt auch Düsseldorfs Kreativwirtschaft, im Boui Boui gab es unter anderem Podiumsdiskussionen der Start-up-Szene.

Bald ist damit Schluss. Die Rede ist von einem Zeitraum von einem bis drei Jahren, einen fixen Zeitplan gibt es aber noch nicht. Der noch unbekannte Investor plant eine zwei- bis viergeschossige Bebauung, für die die alten Gebäude weichen sollen. Es sollen dabei auch 16 sozial geförderte Wohnungen entstehen. Geplant ist außerdem eine Tiefgarage, um die vorgeschriebenen Stellplätze zu den Wohnungen zu schaffen.

Durch das Projekt würde sich auch die Nutzung des Grundstücks ändern - was noch zu Konflikten führen kann. Denn an die Fläche zwischen Suitbertus- und Merowingerstraße grenzen Gewerbebetriebe, die Lärm erzeugen. Die Politik muss der Voranfrage noch zustimmen, danach wird das rechtliche Verfahren vor dem Bau weiterlaufen, die städtischen Ämter und die Ortspolitiker können in die Planung noch eingreifen. Der Wohnungsbau hat im Rathaus angesichts der Knappheit an Wohnraum aber höchste Priorität, man dürfte dem Projekt also wohlwollend gegenüberstehen.

Mit dem Boui Boui verliert Düsseldorf eine weitere provisorische Veranstaltungsfläche. Für das Neubaugebiet Quartier Central in Derendorf war bereits der eingesessene Club Les Halles abgerissen worden, einige Jahre zuvor verschwand der Event-Strand Monkey's Island an der Hafenspitze für das Hyatt-Hotel. Auch der Abriss des erst kürzlich gestarteten Kultur- und Veranstaltungsorts Postpost im ehemaligen Postgebäude zwischen Kölner und Erkrather Straße am Hauptbahnhof ist bereits abzusehen. Auch hier gilt eine Zwischennutzung, die der Investor ermöglicht.

(arl)
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