Düsseldorf Jetzt kommen die arabischen Touristen

Düsseldorf · Nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan lockt Düsseldorf mit erträglichen Temperaturen und reichlich Luxus arabische Gäste an.

 Die Einkaufstüten vom Shoppingbummel sind bereits gefüllt: Arabische Touristen am Freitagnachmittag auf der Königsallee.

Die Einkaufstüten vom Shoppingbummel sind bereits gefüllt: Arabische Touristen am Freitagnachmittag auf der Königsallee.

Foto: Anne Orthen

Vom Schreibtisch führt der Blick direkt aus dem Fenster. Etwas irreführend wartet dort das Grüne. Baumkronen erwecken den Eindruck, man befände sich an einem ruhigen, vielleicht abgeschiedenen Ort. Dabei kann man in Düsseldorf vielleicht zentraler gar nicht sein. Der Schreibtisch steht nämlich in der Suite 306 im Hotel Breidenbacher Hof an der Königsallee. Und eben diese Straße und eben dieses Hotel spielen für diese Geschichte eine übergeordnete Rolle. Die Mischung aus beidem ist so etwas wie ein Magnet. Der Magnet für arabische Touristen, denen die Stadt Düsseldorf offenbar so gut gefällt, dass sie jetzt,nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan, in Scharen anreisen.

Britta Germann steht in der Suite 306 mit dem grünen Blick und sagt, dass sich ihre Besucher das Zimmer viel prächtiger vorstellen müssten. Mit riesigen Blumensträußen, Obstplatten oder Käsesandwiches, vielleicht eiskalten Säften. Die Sales-Managerin vom Breidenbacher Hof findet die Räume gerade etwas kahl. Dabei reichen für den ersten Eindruck opulente Stühle, nein Sessel, Bücherregal, Lampen und Teppichboden, um zu ahnen, was sie mit prächtig meint. Aber eben nicht prächtig genug für arabische Touristen, für die Geld keine Rolle spielt.

Im Ramadan versuchen Muslime Reisen zu vermeiden, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Deshalb beginnt mit dem Ende des Fastenmonats die Reisezeit für viele Muslime. Scheichs aus Dubai und anderen arabischen Emiraten wird es gerade im Sommer auch zu heiß. Düsseldorf mit lächerlichen maximal 35 Grad ist da eine Abkühlung. Doch Düsseldorf hat mehr zu bieten, als nur passable Wetterbedingungen.

Arabisch sprechendes Personal ist in den meisten Hotels der Stadt Standard, ebenso arabische Tageszeitungen und Fernsehkanäle. Das Steigenberger Parkhotel erklärt den Umgang mit arabischen Touristen zur "Routine", da etliche schon seit vielen Jahren kommen. Sabine Caso vom Steigenberger weiß, dass die Gäste sehr anspruchsvoll sind. "Wir räumen auch den Alkohol aus der Minibar, weil viele Araber keinen trinken dürfen", sagt sie. Auch spezielle Obstsorten besorgt das Steigenberger für die wohlhabenden Hotelgäste.

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Klar ist, dass die Scheichs und arabischen Großfamilien, die es in die Luxushotels der Stadt zieht, ein enormer Wirtschaftsfaktor sind. Wie viel Geld sie in der Landeshauptstadt lassen, lässt sich nur erahnen. Der "Royal Floor" des Breidenbacher Hofs etwa, wo sich Gäste quasi die ganze neunte Etage mieten können, kostet pro Nacht 28 000 Euro. Insbesondere die vielen Boutiquen der Königsallee freuen sich naturgemäß über den Besuch der arabischen Touristen. Bei Chanel war dieser Tage zu beobachten, wie nach dem Aufstocken des Sortiments leere Kartons vor der Tür lagen. Und auch die anderen Luxusmarken kennen und schätzen ihre Kundschaft aus Dubai und Co. So viele zahlungskräftige Touristen finden sie sonst selten in der Stadt.

Doch abseits des Luxus spielt auch die medizinische Versorgung eine große Rolle. Medizintourismus heißt das und meint den guten Ruf der deutschen Ärzte in den arabischen Ländern. Am Flughafen etwa gibt es eine medizinische Station, bei der sich Patienten in Behandlung begeben. "Premium Health Care" heißt der Standort neben dem Flughafen, der fast alle medizinischen Fachrichtungen abdeckt. Gäste aus aller Welt nutzen das Angebot und verbinden es mit einem Shopping-Aufenthalt in der Düsseldorfer City. Sämtliche Luxushotels der Stadt verfügen inzwischen über Kontakte zu Schönheitskliniken oder anderen Ärzten, um ihren Gästen den Aufenthalt schmackhaft zu machen. Bei manchen gehören sogar eigene Kliniken zum Inventar.

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Foto: Meyer Schmitz Morkramer Architekten

Auf Werbereisen wirbt der Breidenbacher Hof immer zuerst mit Düsseldorf und dessen Stadtbild und dann erst mit dem Hotel. Luxushotels gibt es schließlich fast überall auf der Welt.

In den Sommermonaten gehören die arabischen Familien auf der Königsallee zu eben diesem Düsseldorfer Stadtbild. Vom Schreibtisch aus Suite Nummer 306 sieht man von dem Stadtbild recht wenig, Bäume versperren den Blick. Aber Mekka ist nah, der Pfeil in der Schublade weist ja die Richtung.

(RP)
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