Düsseldorf Alles auf Null beim Glasmacherviertel?

Düsseldorf · Der Projektentwickler Patrizia will das alte Glashüttengelände in Düsseldorf-Gerresheim, auf dem bis zu 1500 neue Wohnungen errichtet werden sollen (Glasmacherviertel), verkaufen. Das hat auch die Politik dazu veranlasst, sich Gedanken über die Zukunft des Geländes zu machen.

 Das ehemalige Glashüttengelände in Gerresheim umfasst rund 300.000 Quadratmeter. Denkmäler wie der Wasserturm, sollen erhalten werden.

Das ehemalige Glashüttengelände in Gerresheim umfasst rund 300.000 Quadratmeter. Denkmäler wie der Wasserturm, sollen erhalten werden.

Foto: Petra Senn/Patrizia

Was sind die Konsequenzen? Martin Volkenrath, Verkehrsexperte der SPD, warnt vor "Schnellschüssen. Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, welche Perspektiven sich aus einem möglichen Eigentümerwechsel ergeben". Volkenrath geht davon aus, dass sich an der geplanten baulichen Gestaltung nicht viel ändern wird. Dass die äußere Verkehrserschließung, deren Überarbeitung zu einer Verzögerung von rund einem Jahr geführt hat, den Investor womöglich dazu getrieben hat, das Handtuch zu schmeißen, glaubt er nicht. "Das war einfach notwendig, wir haben da ganz klar die richtigen Weichen gestellt."

Wird es weitere Verzögerungen geben? Davon ist Andreas Hartnigk (CDU) fest überzeugt. "Dass der ohnehin zu optimistisch entwickelte Fahrplan jetzt noch einzuhalten ist, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Bis alles halbwegs fertig ist, dürfte es mindestens 2020 werden." Außerdem boome der Baumarkt, Firmen und Fachleute, die so ein Riesenprojekt stemmen könnten, seien schwer zu finden. Dennoch habe er keinerlei Bedenken, dass sich ein großes Unternehmen finden wird, die das Grundstück kaufen will. "Die Patrizia hat mit der diffizilen Bodensanierung sehr gute Vorarbeit geleistet und ein bestelltes Feld hinterlassen." Auch wenn es teuer wird: "Die Baupreise sind gestiegen, wir reden hier insgesamt von einem Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro."

Muss man einem neuen Eigentümer Zugeständnisse machen? Ganz ohne werde es wahrscheinlich nicht gehen, "zumindest diskutieren werden wir darüber müssen, wenn ein Investor mit viel Geld kommt und eigene Wünsche verwirklichen will", sagt Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP). Mit der Planung ganz bei Null anzufangen, komme für sie aber ebenso wenig infrage wie die ebenso denkbare Möglichkeit, dass die städtische Tochter IDR das Gelände kauft. "Das ist für die IDR eine Nummer zu groß", sagt Strack-Zimmermann.

Ist es nicht doch denkbar, dass die Stadt jetzt einspringt? Geht es nach den Grünen, heißt die Antwort ganz klar: Ja. "Der Stadt gehört etwa ein Drittel des ehemaligen Glashüttengeländes. Es würde Sinn machen, dass Gebiet jetzt komplett zu kaufen und über die Grundstücke die Entwicklung zu steuern", sagt Norbert Czerwinski. Die Stadt sollte die Chance nutzen und die Vermarktung der Flächen übernehmen, so wie sie es beispielsweise im Gebiet Am Quellenbusch in Gerresheim mache - wenn es sich denn finanziell trägt. Außerdem: "Es wäre lediglich ein vorübergehendes Investment, aus dem sich die Stadt nach und nach durch die einzelnen Weiterverkäufe und -verpachtungen ohne Verlust wieder zurückziehen könnte", sagt Czerwinski.

Welche Geschichte steht hinter dem zu bebauenden Areal? Die frühere Gerresheimer Glashütte hat dem noch zu bauenden Glasmacherviertel seinen Namen gegeben, Sie galt einst als eine der größte Glashütten ihrer Art. Das Unternehmen wurde 1864 von Ferdinand Heye als "Ferd. Heye, Glas-Fabrik, Gerresheim bei Düsseldorf" gegründet. Nach mehreren Veräußerungen der Betriebsstätte wurde entschieden, im August 2005 die Glasproduktion in Gerresheim nach 141 Jahren einzustellen.

Erst im Jahr 2009 begannen vor Ort die Abrissarbeiten, seit 2014 werden Geländearbeiten auf dem Glasmacherviertel zur Vorbereitung der geplanten Wohnbebauung durchgeführt.

(RP)
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