Düsseldorf Greys kreative Auferstehung

Düsseldorf · Nach langen Jahren der Krise hat Düsseldorfs größte Werbeagentur das kreativ erfolgreichste Jahr seiner Geschichte vollendet. 14 Löwen gewann Grey in Cannes. Wirtschaftlich war 2015 aber kein herausragend gutes Jahr.

 14 der begehrten Löwen aus Cannes (Mitte) hat Grey 2015 gewonnen, ein Rekord. Aus Anlass der Feier wurde der Raum der Pressekonferenz mit Stoff-Löwen dekoriert.

14 der begehrten Löwen aus Cannes (Mitte) hat Grey 2015 gewonnen, ein Rekord. Aus Anlass der Feier wurde der Raum der Pressekonferenz mit Stoff-Löwen dekoriert.

Foto: Thorsten Breitkopf

Das Werbefestival in Cannes ist die weltweit angesehendste Veranstaltung der Werbebranche. Die dort verliehenen Löwen in Bronze, Silber und Gold gelten demnach auch als die Oscars der Kreativszene. Und dort hat die Düsseldorfer Werbeagentur Grey in diesem Jahr gleich 14 der begehrten Metallskulpturen an den Rhein geholt. Außerdem gab es drei Mal den Werbe-Effizienzpreis Euro-Effie und neunmal Edelmetall bei einem Werbepreis in London.

 Greychef Dickjan Poppema: "Seit den Gewinnen der Cannes-Löwen wurden wir zu deutlich mehr Pitches eingeladen, als vorher."

Greychef Dickjan Poppema: "Seit den Gewinnen der Cannes-Löwen wurden wir zu deutlich mehr Pitches eingeladen, als vorher."

Foto: Andreas Bretz

Für Grey ein Grund, sich selbst zu feiern. "Das war das kreativ erfolgreichste Jahr in der Geschichte von Grey", sagt Grey-Kreativchef Fabian Kirner. Die Stimmung bei der traditionell um den Nikolaustag stattfindenden Jahrespressekonferenz war so gut wie seit vielen Jahren nicht mehr. Auf den Tischen stehen Stoff-Löwen, die den Stolz auf die begehrten Cannes-Löwen ausdrücken. Auf der Wand mit der Präsentation ist ein stilisierter Cannes-Löwe zu sehen, der Bart und Mütze des Kreativchefs Kirner trägt. Man traut sich wieder was bei Grey.

Vor drei Jahren war Dickjan Poppema als Chef gemeinsam mit Kirner bei Grey gestartet. Bei der Agentur lief es zuvor nicht rund. Kreativpreise waren genau so Mangelware wie Neukunden. Die Stimmung war im Keller. Und entsprechend fand die Pressekonferenz tatsächlich in der Tiefgarage von Grey statt. Damit wollte der Niederländer Poppema deutlich machen, wie ernst die Lage bei Grey ist.

Inzwischen haben die Werber vom "Platz der Ideen" in Derendorf wieder an kreativem Ansehen gewonnen. Besonders stolz sind Poppema und Kirner auf die "Berlin Wall of Fame", ein akkustisches Kunstwerk, dass an die Verbrechen an der Berliner Mauer erinnern soll.

Doch war 2015 auch wirtschaftlich ein Redkordjahr? "Nein, das kann ich nicht sagen", meint Poppema ohne Umschweife. Ende vergangenen Jahres hatte Grey mit der Allianz seinen zweitgrößten Kunden an die Konkurrenz verloren. Das Münchener Grey-Büro musste geschlossen werden. Im Sommer dieses Jahres folgte der nächste Schlag. Karstadt kündigte die Zusammenarbeit und teilte mit, auch ohne Agentur auszukommen. Der Umsatz sei rückläufig, sagt Poppema, ohne konkrete Zahlen zu nennen. "Es ist ein Einmaleffekt durch den Verlust von Allianz und Karstadt", sagt der Grey-Chef. Entsprechend wurde die Zahl der Mitarbeiter um 14 auf 348 gesenkt. Damit ist Grey immer noch die größte Werbeagentur Düsseldorfs.

Den Verlusten gegenüber stehen zwar 40 Neugeschäfte. Die aber können können den Wegfall der Großkunden nicht kompensieren. "So etwas ersetzt man nicht mal eben", sagt Poppema. Allerdings können sich die Neukunden durchaus sehen lassen. Darunter ist etwa die Krankenversicherung Barmer GEK, die Brauereien Warsteiner und Heineke, der Reifenhändler Tirendo sowie die Firmen Bosch, Lekkerland und Tillmans.

Derweil verabschiedet sich Grey von einem traditionsreichen Namen. Die Tochtergesellschaft Gramm - Keimzelle der von Karl-Heinz Gramm geschaffenen Agentur Grey in Deutschland, wird als Grey B2B in die Mutteragentur integriert. Für das kommende Jahr erwartet Poppema für Grey insgesamt ein Umsatzplus von fünf Prozent.

(tb.)
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