Airline streicht Flüge 100 Air Berlin-Angestellte demonstrieren Flugbereitschaft

Mehr als 100 Air-Berlin-Angestellte opferten am Samstag ihre Freizeit, um in Düsseldorf gestrandeten Passagieren zu helfen. Die insolvente Fluggesellschaft hatte mehrere Flüge gestrichen.

Air Berlin-Crews helfen in Düsseldorf gestrandeten Passagieren
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Air Berlin-Crews helfen gestrandeten Passagieren

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Foto: Birgit Wanninger

In der Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens bildete sich am Mittag am Air-Berlin-Schalter eine mehr als hundert Meter lange Schlange. Die Passagiere warteten zum Teil schon seit Stunden und waren ohne Informataion über das weitere Geschehen.

Die helfenden Air-Berlin-Angestellten, ausschließlich Flugbegleiter und Piloten, verteilten nicht nur bis in den frühen Abend Getränke und Snacks: "Wir wollen auch demonstrieren, dass wir nicht krank sind, und dass wir sofort fliegen können", sagte ein Flugbegleiter unserer Reporterin vor Ort.

"Wir sind für Sie da"

Und sie wollen sagen: "Wir sind für Sie da." Sie trösten aber nicht nur die Passagiere, die nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Die Angestellten müssen auch sich selbst trösten. Denn auch sie wissen nicht, wie es um ihre Zukunft bestellt ist. Da gibt es immer wieder Trost, eine Umarmung, und es fließt auch das ein oder andere Tränchen. "Wir wollen fliegen, wir können fliegen. Wir sind nicht krank", betonen sie immer wieder gegenüber unserer Redaktion. Aber keiner will namentlich genannt werden. Sie haben Angst vor Repressalien. Und sie haben Angst um ihren Job.

Doch sie solidarisieren sich. Selbst die Crew, die nach einem elfstündigen Flug aus Los Angeles gelandet ist, hilft. "Das war ein furchtbarer Abschied, wir haben alle geweint. Die Passagiere haben uns geherzt, gedrückt und Glück gewünscht", berichtet ein Flugbegleiter, der aus LA kommt, immer noch gerührt. Doch dann kommt Wut auf. Wut über die Fluggesellschaft. Viele seiner Kollegen stimmen ihm zu. Einige haben sich mehrfach bei Air Berlin die Woche gemeldet und gesagt, dass sie fliegen können. Keine Reaktion — seit mehr als einer Woche. Die Informationspolitik sei miserabel. Eigentlich gleich Null. "Wir wissen nichts".

Abgebrochene Boardings

So ging es am Samstag auch der Crew, die nach Fort Myers (Florida) fliegen sollte. Das bestätigt Passagier Michael Gronau, der jetzt seit Stunden in der Warteschlange am Air-Berlin-Schalter steht. Am Morgen ist er von Berlin nach Düsseldorf geflogen, für den Weiterflug nach Florida. Als Transit-Passagier musste er glücklicherweise nicht mehr durch den Security-Check, war pünktlich am Gate, hatte sogar schon seine Bord-Karte. Um 10.45 Uhr sollte der Flieger nach Fort Myers abheben. Das Boarding hatte nach Angaben von Gronau schon begonnen, "da kam um 10.10 Uhr die Absage", erklärt er immer noch fassungslos. Inzwischen habe er gehört, dass sein Gepäck auf dem Weg nach Fort Myers sei, erklärt er ein wenig ungläubig. Was er und seine Frau jetzt machen, weiß er noch nicht. Irgendwie in die USA fliegen. Die Flugbegleiter von Air Berlin beraten ihn, doch die Entscheidung muss er selber fällen. Wie viele andere Passagiere auch, deren Flüge Air Berlin am Samstag annulliert hat.

Air Berlin antwortete auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Flüge aus operativen Gründen ausfallen mussten.

(felt)
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