Düsseldorf Drucker-Gesellen gehen baden

Düsseldorf · 88 Auszubildende der Druckbranche wurden als neue Gesellen traditionell "gegautscht".

 Gesellin Sonja Mühlhausen wird gegautscht.

Gesellin Sonja Mühlhausen wird gegautscht.

Foto: Bernd Schaller

Berufe wie "Schriftsetzer" oder "Drucker" sind Geschichte. Heute arbeiten in der Druckbranche "Mediengestalter" und "Medientechnologen". Aber nicht nur die hochmodernen Berufe bauen auf den Traditionen auf - auch gefeiert wird nach alter Sitte Gutenbergs: 88 erfolgreiche Absolventen der IHK-Prüfungen wurden gestern auf dem Schulhof der Albrecht-Dürer-Schule in einen großen Bottich mit eiskaltem Wasser getunkt, "gegautscht" und damit traditionell von der Ausbildung losgesprochen. Und so hatten am Fürstenwall Gautschmeister Klaus Budde und seine kräftigen Helfer auch in diesem Jahr alle Hände voll zu tun, die "Jünger Gutenbergs" mit Schwung ins kalte Wasser zu werfen. Wieder trocken und sichtlich erleichtert, wurden den so hart Geprüften von Norbert Woehlke, stellvertretendender IHK-Geschäftsführer der Abteilung Berufsbildung/Prüfungen, und den Prüfungsausschussvorsitzenden die Zeugnisse und Gautschbriefe überreicht.

Ausgerichtet wird die Gautschfeier traditionell vom Verein der Freunde und Förderer der Druck- und Medientechnik der Albrecht-Dürer-Schule Düsseldorf.

Gautschen ist ein angeblich bis ins 16. Jahrhundert rückverfolgbarer Buchdruckerbrauch, bei dem ein Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einer Bütte untergetaucht oder auf einen nassen Schwamm gesetzt wird.

In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der Begriff "Gautschen" den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers, das Ablegen des frisch geschöpften Papierbogens vom Sieb auf eine Filzunterlage. Zu einem Gautschakt gehören neben dem so genannten Gäutschling der Gautschmeister, der erste und zweite Packer sowie gelegentlich der Schwammhalter. In Mainz findet das weltweit größte öffentliche Gautschen zu Ehren Gutenbergs bei der Mainzer Johannisnacht statt, zu der Tausende Besucher kommen.

(RP)
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