Düsseldorf Drittklässler spielen Zahnarzt: Kariesvorsorge zeigt Erfolge

Düsseldorf · Auf den Zahnarztstuhl will sich Merry Tariku nicht setzen, ihre Klassenkameraden aus der St.-Bruno-Schule "verarztet" die Drittklässlerin aber gerne. "Bei mir musste schon einmal gebohrt werden, deshalb habe ich ein bisschen Angst vor dem Zahnarzt", sagt die Achtjährige. Unter Aufsicht durfte sie absaugen, mit dem Spiegel Zähne kontrollieren und die Knöpfe auf der Stuhlkonsole bedienen.

 Susanne Gänzler erklärt, wie Zähne untersucht werden.

Susanne Gänzler erklärt, wie Zähne untersucht werden.

Foto: A. Orthen

Zum zehnjährigen Jubiläum des "Düsseldorf Zahnfrühlings" waren alle dritten Klassen in das zahnärztliche Fortbildungszentrum Karl-Häupl-Institut in Lörick eingeladen. Rund 150 Schüler beschäftigten sich dort auf mehreren Stationen mit den Themen Mundhygiene, Behandlung und zahngesunde Ernährung.

Der "Zahnfrühling" ist Teil des fast 30 Jahren bestehenden Programms "Aktion Zahngesundheit Düsseldorf" von städtischen Krankenkassen, Zahnärztekammer, Gesundheitsamt und Düsseldorfer Zahnärzten.

"Im Laufe der Jahre haben wir durch unsere Arbeit den Anteil von naturgesunden Kinderzähnen bei Grundschülern stark verbessert", sagt Rainer Pütz, Prophylaxe-Beauftragter der Kassenzahnärztlichen Vereinigung. Zur Gründungszeit der "Aktion Zahngesundheit" Mitte der 80er sei Kariesvorsorge noch nicht so ernst genommen worden wie dies heute der Fall sei. Damals habe die Zahl der deutschen Grundschüler, deren bleibende Zähne noch nicht behandelt werden mussten, bei etwas über 60 Prozent gelegen. Heutige Studien sprechen von einer Quote von über 92 Prozent, die die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 80 Prozent weit übertrifft. "Zahnärzte können nicht heilen, sondern nur reparieren", sagt Pütz. Es sei daher besonders wichtig, Kindern schon im Grundschul- oder Kindergartenalter spielerisch zu erklären, wie wichtig gesunde Zähne seien.

Im sogenannten "Boxensaal" des Instituts konnten die Schüler in acht einzelnen Behandlungsplätzen (Boxen) ausprobieren, wie ein Bohrer auf der Hand kitzelt und wie sie den Mundspiegel halten müssen, um sich ein Gebiss anzuschauen. Dabei betreut wurden sie von dem "Zahnkrokodil" Micky, Zahnärzten und zahnmedizinischen Fachangestellten wie Susanne Gänzler. "Es ist etwas ganz anderes, wenn die Kinder sich hier hinsetzen und selbst Zahnarzt spielen können", sagt Gänzler. Obwohl sie in der Praxis Kinder erlebe, die schon viele Behandlungen hinter sich haben, herrsche unter den jungen Patienten heute kaum noch Angst vor dem Zahnarzt: "Die meisten kommen halbjährlich zur Vorsorgeuntersuchung, dort gehen wir auf die Kinder ein und nehmen ihnen ihre Ängste."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort