Düsseldorf-Süd Drei neue Standorte, über 600 Flüchtlinge

Düsseldorf-Süd · Im Düsseldorfer Süden sollen drei neue Flüchtlingsunterkünfte gebaut werden, unter anderem auf dem Gelände der ehemaligen Jugendverkehrsschule. Nicht alle Stadtteilpolitiker sind von der Auswahl der Grundstücke angetan.

Düsseldorf-Süd: Drei neue Standorte, über 600 Flüchtlinge
Foto: Staschik, Olaf (ola)

Kommende Woche Donnerstag, 11. Februar, 9 Uhr, können sich Interessierte die neue Flüchtlingsunterkunft am Karweg anschauen. Wenig später sollen dort rund 160 Flüchtlinge einziehen. Damit leben im Stadtbezirk 9 dann rund 770 Menschen. Ende März wird die nächste Unterkunft an der Duderstädter Straße im Stadtbezirk 10 in Betrieb genommen. Dort sollen ebenfalls rund 160 Asylsuchende einziehen.

 Zwei neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte: Links die ehemalige Jugendverkehrsschule an der Lützenkircher Straße, recht der Bolzplatz in Hellerhof.

Zwei neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte: Links die ehemalige Jugendverkehrsschule an der Lützenkircher Straße, recht der Bolzplatz in Hellerhof.

Foto: Olaf Staschik

Am Dienstag hat die Stadt mitgeteilt, wo in den nächsten Monaten weitere Unterkünfte errichtet werden sollen. Im Düsseldorfer Süden sind nach diesen Plänen drei weitere Flüchtlingsheime geplant: an der Ickerswarder Straße/Ecke Münchener Straße auf dem jetzigen Parkplatz, auf der Fläche der ehemaligen Jugendverkehrschule an der Lützenkircher Straße in Wersten sowie auf dem Bolzplatz an der Ingeborg-Bachmann-Straße in Hellerhof. Das Amt für Gebäudemanagement hatte rund 23 neue Standorte im Stadtgebiet unter die Lupe genommen. Das Ergebnis bekamen die Mitglieder des "Runden Tisches Asyl" am Dienstag präsentiert.

In Wersten sollen rund 160 Flüchtlinge eine Wohnstatt bekommen. Auf dem Parkplatz an der Ickerswarder Straße, der dafür verlegt werden soll, sollten nach ersten Überlegungen zuerst bis zu 550 Menschen untergebracht werden - in einer dreistöckigen Container-Modulanlage. Doch weil die Fläche als Frischluftschneise für die Stadt eine wichtige Funktion hat, hat man jetzt auf zweigeschossig reduziert. Demnach würde sich die Zahl der Menschen auf rund 350 reduzieren.

Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Graf (CDU) hält die Informationspolitik der Verwaltung insgesamt für ausreichend: "Ich halte das in Anbetracht der Zahlen, die Düsseldorf zu bewältigen hat, für durchaus tolerabel für unseren Stadtbezirk." Allerdings drängt auch er darauf, dass die Stadt sich noch einmal detailliert zu den vorhandenen Altlasten im Boden des Areals in Wersten äußert, da bis dato Wohnbebauung dort ausgeschlossen war.

Da bislang in den Sitzungen der Bezirksvertretungen alle neuen Unterkünfte behandelt wurden, geht Graf davon aus, dass das auch bei den neuen der Fall sein wird. Als weiterer Standort war zudem noch der Hugo-Wilderer-Weg im Gespräch gewesen, die Fläche liegt an der Bahnlinie. Doch diesen Standort hat die Verwaltung jetzt erstmal als nicht so geeignet abgelehnt.

Der stellvertretende Bezirksbürgermeister Udo Skalnik (SPD) hält die beiden hinzukommenden Grundstücke im Stadtbezirk 9 durchaus für geeignet. Die Verwaltung suche auch Möglichkeiten, dass die Flüchtlinge Privatsphäre erhalten. Das sei auch unbedingt erforderlich. "Wir müssen uns solidarisch zeigen", betont Sklanik

Mitten im Grünen, auf dem Bolzplatz in Hellerhof an der Ingeborg-Bachmann-Straße, soll die dritte, weitere Unterkunft im Düsseldorfer Süden gebaut werden. "Noch in diesem Jahr", heißt es von Seiten der Verwaltung. Dabei sieht die Planung vor, dass zunächst eine Außenhülle gebaut werden soll. Dahinein sollen dann Container in Modulbauweise gestellt werden. 150 Flüchtlinge sollen dort leben. Und wenn die Anlage nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft benötigt wird, soll die "Hülle" stehen bleiben und daraus eine Turnhalle für die Dependance der Willi-Fährmann-Schule und die Hellerhofer Sportvereine entstehen.

Vielleicht ist das ja sogar eine Variante, mit der die Holthausener endlich an ihre langersehnte Mehrzweckhalle kommen könnten. In großen Zelten auf dem nicht genutzten Sportplatz neben den Schulen an der Itterstraße hatten ja den Sommer rund 300 Flüchtlinge gelebt. Das sei sicherlich eine Anregung, die man prüfen könne, sagte Graf.

Uwe Sievers, Bezirksbürgermeister im Stadtbezirk 10, sieht die Not der Verwaltung. "Die nimmt jedes Grundstück, was sie bekommen kann", sagt der SPD-Mann, aber er möchte keinen Schnellschuss bei der Beurteilung abgeben. Deshalb hat er für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung 10 am Dienstag, 23. Februar, einen Fachmann der Verwaltung eingeladen, der die Pläne erläutern soll. Außerdem möchte Sievers die Möglichkeit für andere in Frage kommende Grundstücke erörtern. Die Garather SPD-Ratsfrau Ursula Holtmann-Schnieder weiß um den dringenden Bedarf für neue Flüchtlingsunterkünfte, kann sich aber die so genannte "Hülle" nicht so recht vorstellen. Zudem gibt sie zu bedenken, dass der Platz mitten im Hellerhofer Wohngebiet schwer erreichbar sei, weil dort eine enge Bebauung herrscht und alles abgepollert ist. Dass Platz für neue Unterkünfte benötigt wird, egal wo, das steht für sie außer Frage.

Bezirksbürgermeister Sievers hingegen kann nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet jetzt die Verwaltung den Bau einer Turnhalle in Aussicht stellt. "Ich lebe seit 32 Jahren in Hellerhof und habe mit den Bezirksvertretern für die Turnhalle gekämpft", sagt Sievers. Die Verwaltung habe sie immer abgelehnt, weil ihrer Ansicht nach kein Bedarf bestünde.

Sievers Stellvertreter, CDU-Ratsherr Klaus Mauersberger, glaubt, dass die Verwaltung mit dem "Zückerchen Turnhalle" die Gemüter der Anwohner beruhigen möchte. Seines Erachtens ist diese Grünfläche mitten im asphaltierten Wohngebiet "alles andere als glücklich". Mauersberger ist sich der Probleme der Stadt bewusst, die jetzt noch mehr Flüchtlinge aufnehmen muss. "Wir haben sicherlich noch andere freie Flächen in Hellerhof", sagt er und ist davon überzeugt, dass die Entscheidungsträger, die sich für die neue Nutzung des Bolzplatzes ausgesprochen haben, die dortigen Örtlichkeiten überhaupt nicht kennen.

(RP)
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