Nettwerk Düsseldorf Drei Handys geschrottet — Mutter sucht Nebenjob für Tochter

Düsseldorf · Weil sie ihrer Tochter beibringen möchte, besser auf Wertgegenstände aufzupassen, sucht Tatjana Abels bei Facebook nach einem Nebenjob für die 14-Jährige. Und erntet ganz unterschiedliche Reaktionen.

 Tatjana Abels mit ihrer Tochter Lea (14). Das Smartphone hat eine wilde Achterbahnfahrt nicht überlebt.

Tatjana Abels mit ihrer Tochter Lea (14). Das Smartphone hat eine wilde Achterbahnfahrt nicht überlebt.

Foto: Andreas Bretz

Mit so vielen Rückmeldungen hatte Tatjana Abels nicht gerechnet. In kurzer Zeit sammelten sich Dutzende Kommentare unter ihrem Eintrag in der öffentlichen Facebook-Gruppe "Nettwerk Düsseldorf" an. "Meine Tochter (14) hat zum wiederholten Mal ihr Handy geschrottet... Jetzt muss sie mal die Konsequenzen tragen und Verantwortung übernehmen!", hatte Abels gepostet. Und weiter: "Sie darf babysitten, Zeitungen austragen, bei Einkäufen helfen, Rasenmähen, Flyer verteilen. Und hier seid ihr gefragt! Wer kann ihr solche Arbeiten anbieten?" Daraufhin landeten diverse Angebote in Abels Postfach: vom Staubsaugen bis zur Homepagepflege in einem Modegeschäft.

Der Auslöser für die Suche bei den Abels ist ein Missgeschick. Denn die 14-jährige Lea steckte sich ihr Smartphone bei einer Achterbahnfahrt locker in die hintere Hosentasche. Das Ergebnis: Auf dem Display sind keine Whatsapp-Nachrichten oder Youtube-Videos mehr zu sehen, sondern nur bunte, wirre Linien und schwarze Löcher. "Das war innerhalb von einem Jahr jetzt das dritte Display, das dran glauben musste", sagt Tatjana Abels. Deswegen griff sie zu einer ungewöhnlichen Erziehungsmethode: Mit dem Lohn des Nebenjobs soll Lea das Geld für die Reparatur nach und nach selbst zurückzahlen. Bisher war ihre Mutter immer für die Kosten aufgekommen. Lea habe die Konsequenz für das dritte kaputte Handy eingesehen und sei grundsätzlich sehr vernünftig, sagt Abels. "Aber ich glaube, sie weiß nicht, wie schwierig es ist, Geld zu verdienen."

Aleksandra Schmidt, Leiterin der Abteilung Hilfen zur Erziehung der Awo Düsseldorf, findet die Maßnahme richtig: "Es ist für Jugendliche wichtig, zu erkennen, dass alles seinen Wert hat, damit sie sorgfältig mit ihren Sachen umgehen", sagt sie. Dafür hält Schmidt beispielsweise drei Stunden Zeitung austragen am Wochenende für angemessen. Grundsätzlich sollten Nebenjobs nicht überfordernd sein, keine schwere körperliche Arbeit beinhalten und nicht in den späten Abendstunden ausgeführt werden. "Lehrer beklagen sich nicht selten über übernächtigte Schüler, die beispielsweise an einer Tankstelle arbeiten", sagt sie.

Welcher Job für Jugendliche der richtige ist, hängt vom Reifegrad und den Interessen ab und muss individuell geprüft werden, sagt Friedel Beckmann, Leiter der Jugendberatung vom Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer Düsseldorf. "Er soll keine Belastung darstellen, sondern eine Bereicherung sein", sagt er. Dann könne die Arbeit das Selbstwertgefühl stärken und auf das Arbeitsleben vorbereiten.

Das finden auch viele Facebook-Nutzer. "Super Aktion, dass du für sie suchst", schreibt einer. Andere jedoch äußern Kritik. "Würde sowas nicht als Aufruf machen, wer weiß, was für kranke Menschen sich melden", schreibt eine Userin und bekommt für diese Antwort gleich 51 Likes. Tatjana Abels sieht das anders. Wenn Jugendliche mit einem Aushang im Supermarkt nach einem Nebenjob suchen, könnten sie schließlich auch unseriöse Angebote bekommen, sagt sie. Deshalb guckt sich die Düsseldorferin alle Angebote mit ihrer Tochter gemeinsam an, um zu entscheiden, welcher Job zu Lea passen könnte. "Beim ersten Mal würde ich sie natürlich auch begleiten", sagt Abels.

(tak)
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