Viereinhalb Jahre Haft für Nils D. "Angeklagter setzt sich kritisch mit IS auseinander"

Düsseldorf · Der aus Syrien zurückgekehrte Dinslakener Nils D. ist am Freitag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht wegen seiner Mitgliedschaft in der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu einer Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt worden.

Dinslaken:  IS-Terrorist Nils D. zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt
Foto: HSD

Durch seine Aussagen in Verhören hatte der 25-Jährige maßgeblich zu den Ermittlungen gegen weitere Anhänger des IS beigetragen — dies wirkte sich strafmildernd aus.

Nils D. war im Januar in Dinslaken festgenommen worden. Durch das Abhören privater Gespräche konnten Ermittler nachweisen, dass sich D. dem IS angeschlossen hatte. Während der zehn Hauptverhandlungstage zeigte sich D. geständig und gab Einblicke in die Strukturen der Terrormiliz.

Aussagen halfen Ermittlern

Seine Aussagen führten dazu, dass Haftbefehle gegen weitere nach Deutschland zurückgekehrte Anhänger des IS erlassen wurden. Zum vergleichsweise milden Urteil — bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe wären möglich gewesen — trug zudem bei, dass D. Interesse bekundete, sich einem Programm für IS-Aussteiger anzuschließen.

"Der Angeklagte hat begonnen, sich kritisch mit dem Vorgehen des IS auseinander zu setzen", so die Vorsitzende Richterin. Nach der Urteilsverkündung gab die Richterin Einblicke in die Aktivitäten von Nils D. So habe er im Auftrag des IS vermeintliche Spione verhaftet und ein Gefängnis bewacht.

Zudem habe er ein Trainingslager für Terroristen besucht, als Dolmetscher fungiert und Anleitungen zum Bau von Sprengstoffgürteln erhalten. Weil ihm die geringen Überlebenschancen als Mitglied des IS in Syrien bewusst geworden waren, entschloss sich D. im April 2014, unter dem Vorwand, seine Tochter für den IS zu entführen, nach Deutschland zurückzukehren.

Wegen Fluchtgefahr soll D. bis zur Vollstreckung des Urteils in Untersuchungshaft bleiben.

(tsp)
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