Serie So Wohnt Düsseldorf Dieses Haus passt sich an

Düsseldorf · Was wird, wenn sich das Leben noch mal ändert? Ein Rather Architektenpaar hat sich Gedanken gemacht und für die Zukunft geplant.

 Eine kuschelige Sitzecke für Lesestunden gibt es nah an dem wärmenden Kaminofen.

Eine kuschelige Sitzecke für Lesestunden gibt es nah an dem wärmenden Kaminofen.

Foto: Bretz Andreas

Man sieht es ihm nicht an, aber dieses Haus ist ein Verwandlungskünstler. Eines Tages, wenn sich die Lebensverhältnisse seiner Bewohner ändern, passt es sich an, dann wird sich das Haus noch einmal wandeln - mit relativ wenig Aufwand und geringen Kosten. Denn das Architektenpaar Mareike Schnitter und Tobias Adelt hat sein Zuhause von Anfang an so geplant, dass sich leicht eine Antwort auf die Frage finden lässt: "Was wäre, wenn...?"

Sie erleben es immer wieder bei ihren Bauherrn, wenn die plötzlich vor dem Problem stehen, was mit ihrem Haus wird, wenn die Kinder ausziehen oder die alten Eltern versorgt werden müssen, wenn ein Partner stirbt und das Haus dann viel zu groß ist oder wenn das obere Stockwerk im Alter unerreichbar wird. "Mit solchen Fragen werden wir oft konfrontiert", sagt Mareike Schnitter. Die Konsequenz: Sie wollten sich beim eigenen Haus schon bei der Planung damit auseinandersetzen.

 Schwebend über dem Wohnzimmer - zumindest optisch: Mareike Schnitter hat das Treppenhaus von vornherein so geplant, dass sich später mal eine zusätzliche Treppe aus dem Erdgeschoss damit verbinden ließe.

Schwebend über dem Wohnzimmer - zumindest optisch: Mareike Schnitter hat das Treppenhaus von vornherein so geplant, dass sich später mal eine zusätzliche Treppe aus dem Erdgeschoss damit verbinden ließe.

Foto: Andreas Bretz

Lange Zeit hatten sie eine Wohnung in ihrem Elternhaus in einer ruhigen Wohnstraße in Rath - direkt nebenan. Wo heute das neue Haus steht, war eine Doppelgarage und ein großer Garten. Als sie 2010 ihren Grundstein legten, da sollte ihr Haus nicht allzu sehr aus dem Rahmen fallen, sich als moderner Akzent in die Gründerzeit-Nachbarschaft einfügen und mit seinem schrägen Dach die Bauweise des Elternhauses zitieren.

Innen bietet das Haus auf drei Etagen mit insgesamt rund 180 Quadratmetern viel Platz für eine dreiköpfige Familie: Im Erdgeschoss ein großzügiger Wohnraum mit offener Küche, Esstisch und Kaminofen. Raum hohe Schiebetüren öffnen sich zu einem Garten, über dem ein mächtiger Walnussbaum seine Zweige ausbreitet für lauschige Schattenplätze. Allerdings wurde der Einfallswinkel der untergehenden Sonne genau kalkuliert, damit ihre Strahlen das Abendessen ungehindert illuminieren können. An beiden Seiten des Wohnraums fallen zwei hohe, schmale Fenster auf, die einander exakt gegenüber liegen. Nur dass das rechte der beiden gar kein Fenster ist, sondern eine Tür in die Zukunft.

 Blick ins Grüne: Der Essplatz unter dem alten Walnussbaum im Garten ist der perfekte Ort für warme Sommertage.

Blick ins Grüne: Der Essplatz unter dem alten Walnussbaum im Garten ist der perfekte Ort für warme Sommertage.

Foto: Bretz Andreas

Für einen späteren Zeitpunkt, "wann auch immer das sein wird", entwickelte das Paar verschiedene Pläne - Veränderung ist in Variationen möglich. "Angenommen wir wollten später einmal nur das Erdgeschoss bewohnen, dann könnten wir die oberen beiden Etagen vermieten", sagt Mareike Schmitter. Für diesen Fall würden Gäste-WC und Garderobe zu einem barrierefreien Bad zusammengelegt. Die erste Etage würde dann eine separate Wohnung, das große Zimmer der Tochter ließe sich in Küche und Schlafraum aufteilen, das heutige Schlafzimmer des Paares mit Blick in die Baumkronen in einen Wohnraum verwandeln - oder umgekehrt, "alles ist möglich."

Wahrscheinlicher aber ist eine zweite Lösung, bei der nur das Dachgeschoss mit 45 Quadratmetern Wohnfläche und Balkon vermietet wird - vielleicht auch möbliert. Dort hat die Hausherrin heute ein Arbeitszimmer, außerdem bewohnt ihr Bruder, der mit seiner Familie in Paris lebt, gern das große Gästezimmer. Mit geringem Aufwand ließe sich hier eine Tür versetzen und eine Küche einbauen - Wasser- und Stromanschlüsse wurden beim Bau bereits berücksichtigt, sogar Steckdosen sind schon dort angebracht, wo sie später gebraucht würden.

Clou all dieser Überlegungen aber ist eine zusätzliche Treppe, die später erstes und zweites Stockwerk verbinden würde. Wobei wir wieder bei dem Fenster im Wohnzimmer sind, das eigentlich eine Tür ist: der künftige zweite Hauseingang an der Seitenfront. "Dafür könnten wir von unserem Wohnzimmer einen Meter abzwacken und eine Wand ziehen", erläutert die Architektin. Dieser Meter reichte aus für eine zusätzliche Treppe in die oberen Etagen. "Das wäre gar nicht mal so teuer."

Als am "Tag der Architektur" das Haus in der Nähe zum Aaper Wald vorgestellt wurde, interessierten sich viele Besucher für dieses ausgeklügelte Konzept mit Zukunft. Für Mareike Schnitter wird sie wohl in nicht allzu ferner Zeit beginnen. Ihre Tochter ist jetzt 20 Jahre alt - und wird bald ausziehen.

(RP)
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