Düsseldorf Diese Frau trainiert Kinder für den großen Auftritt als Ballerina

Düsseldorf · Wenn am 18. Dezember das Ballett "Nussknacker" im Düsseldorfer Opernhaus Premiere hat, werden ihre Schülerinnen dabei sein: Martina Hardt trainiert mit Kindern und Jugendlichen für den großen Opern-Auftritt.

Düsseldorf: Diese Frau trainiert Kinder für den großen Auftritt als Ballerina
Foto: Anne Orthen

"Atmen, atmen, atmen!": Martina Hardt (53) steht am Rand des weiß getünchten Ballettsaals und stoppt die Musik. "Und denke immer daran, den Kopf zu heben", ermuntert sie ihre Schülerin Britta und erinnert erneut daran, weiterzuatmen. Die 17-Jährige verharrt in ihrem blauen, mit zahlreichen Pailletten bestickten Tutu noch einen Moment in der Endposition des Tanzes, verbeugt sich dann kurz und verlässt den Raum. Immer noch schwer atmend löst sie im Umkleideraum die Schleifen ihrer Schuhe und entnimmt ihnen die Silikoneinlagen, die ihre Zehen beim Spitzentanz schützen sollen. "Jetzt habe ich eine erste Blase", ist sich Britta, die die Rolle der Zuckerfee tanzt, sicher und untersucht gewissenhaft ihren linken Fuß.

Hier ist es wuselig, hier ziehen sich nach einer anstrengenden Probe auch die Schneeflocken um, rund 20 Mädchen, die in ihren weißen Kostümen nach ihren Schuhen suchen, nach ihren Mützen und Jacken. Auch Milla steht zunächst unentschlossen, bis sie ihre Kleidung zusammengesammelt hat. Klar, sie sei schon ein bisschen aufgeregt, erklärt die Achtjährige. Ihre Schritte beherrsche sie aber mittlerweile perfekt, schließlich übe sie auch zu Hause den Schneeflockenwalzer. Dann entschwebt auch sie dem Umkleideraum.

Bereits seit Sommer probt Hardt mit den Schülerinnen ihrer Ballettschulen "Ballett und Bewegung" in Düsseldorf und Erkelenz den "Nussknacker", ein Ballett in drei Akten, das, komponiert von Tschaikowski, auf eine Geschichte von E.T.A. Hoffmann zurückgeht. Rund 150 Tänzerinnen werden bei den Aufführungen am 18. Dezember im Düsseldorfer Opernhaus sowie einen Tag später im Theater Mönchengladbach dabei jeweils zu sehen sein. Die über 450 verwendeten Kostüme machen dabei nur einen Bruchteil der enormen Vorbereitungen hinter der Bühne aus. Und weil Hardt die meisten Rollen doppelt besetzt hat, probt sie derzeit mit bis zu 250 Schülerinnen das besonders zur Weihnachtszeit beliebte Ballett an sechs Tagen pro Woche. "An ein Privatleben ist aktuell nicht zu denken", sagt die zweifache Mutter und erzählt, dass sie in der vergangenen Nacht noch die Musik für die Durchlaufproben an diesem Tag zusammengestellt habe.

Die an der Bayrischen Staatsoper ausgebildete Tänzerin kam im Jahr 1982 an die Oper am Rhein, für die sie rund zehn Jahre tanzte. "Ich habe mich auf der Bühne immer frei gefühlt", sagt Hardt, die ihre Ballettschule in Wittlaer 2010 gründete und Ballett weniger als Beruf, vielmehr als ihre Berufung definiert. Sie lehre in ihren Schulen nicht nach der englischen Methode, vielmehr sei es ihr wichtig, dass jeder, der Lust auf Tanz hat, seine Freude daran haben solle. Dabei geht es der Ballettlehrerin weniger um die perfekten Körpermaße und das Alter einer Tänzerin, als um die Faszination am Tanz.

Dennoch. Dass die Proben für die aktuelle Aufführung harte Arbeit sind und ein Höchstmaß an Kondition erfordern, beweisen neben Britta Katharina (15) und Nina (19), die die weiteren Hauptrollen des Stückes spielen. "Ich tanze, seitdem ich vier Jahre alt bin", erzählt Nina, die die Rolle der Klara übernommen hat und damals durch eine Kindergartenfreundin zum Ballett kam. "Sich so verausgaben zu können, tut unheimlich gut", erklärt sie ihre Leidenschaft für den Tanz und betont, dass insbesondere das Training der vergangenen Wochen ein Ganzkörpertraining sei, das alle Muskelgruppen des Körpers anspreche.

Weil Martina Hardt das klassische Stück dramaturgisch um moderne Tanzelemente ergänzt hat, kommen Katharina ihre Erfahrungen aus anderen Tanzdisziplinen zugute. Die Fünfzehnjährige tanzt nebenbei Hip Hop und darf in der Rolle des Nussknackers auch Auszüge dieser Tanzart auf der Bühne präsentieren. Und weil es derzeit an männlichen Balletttänzern mangele, so Hardt, griff sie für die Aufführung des Nussknackers in diesem Jahr kurzerhand auf einen Tänzer aus der Rock'n'Roll- Szene zurück. "Den Pas de deux tanze ich nun erstmals mit einem Rocker", lacht Britta, die von der modernen Choreografie überzeugt ist. Die Hebefiguren seien schließlich fast identisch.

Termine und Tickets Am Sonntag, 18. Dezember, 11 Uhr, im Opernhaus Düsseldorf, und am Montag, 19. Dezember, 19 Uhr, im Theater Mönchengladbach. Tickets können an der Opernkasse Düsseldorf, Telefon 8925211, sowie an der Theaterkasse Mönchengladbach unter Telefonnummer 02166 6151100 reserviert werden.

(RP)
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