Düsseldorf Dieb trickst Portiers von Luxus-Hotels aus

Düsseldorf · Rund 4000 Euro erbeutete der Mann in einer Woche. Jetzt will er nur noch heim zu seiner Familie in Italien - und bekam Bewährung.

 Anwältin Tanja Kretschmar und ihr Mandant, der zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Er muss jetzt nach Italien ausreisen.

Anwältin Tanja Kretschmar und ihr Mandant, der zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde. Er muss jetzt nach Italien ausreisen.

Foto: Wulf Kannegießer

Exklusive Nobelhotels oder billige Herbergen im Bahnhofsviertel - für einen 33-jährigen Trickdieb sind sie alle gleich gewesen. Ende vergangenen Jahres ist der Mann in sechs Hotels zwischen Kö und Birkenstraße gewesen, auch an der Bismarckstraße und der Ludwig-Erhard-Allee hat man ihn kennengelernt - allerdings nicht als Gast.

"Im vierten Stock liegt jemand hilflos auf dem Boden", alarmierte der Mann etwa in vier Häusern die Portiers, die sofort besorgt nach oben eilten - und schon hatte der 33-Jährige eine günstige Gelegenheit geschaffen, sich aus der Kasse zu bedienen. Manchmal hätten sich die Möglichkeiten aber auch ohne sein Zutun ergeben, gestand der Familienvater gestern vor dem Düsseldorfer Amtsgericht. Dann habe er beispielsweise die Hotelkasse eben gleich geplündert, oder auch mal einen gut betuchten Gast bestohlen. Er nutzte jede Gelegenheit.

Details zu den Taten, mit denen er bis zu 1500 Euro in den einzelnen Hotels an sich brachte, erfuhren die Zuhörer im Gerichtssaal gestern nicht. Das Empfangspersonal in einem Kö-Hotel dagegen dürfte sich an den Mann erinnern, der eine falsche Zimmernummer nannte, sich so in den Frühstücksraum schummelte und einem Gast die Tasche samt 650 Euro und Kreditkarte stahl. Auch der Barmann in einem Luxushotel war nur kurz außer Sicht, als der vermeintliche Gast ihm 360 Euro aus der Kasse nahm. In den vier anderen Hotels kam die Geschichte vom Mann auf dem Boden zum Einsatz, dazu ein Brotmesser, mit dem er dann die Geldschublade öffnete.

Zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis hat das Gericht ihn deshalb verurteilt und sie unter einer Auflage zur Bewährung ausgesetzt, die dem Angeklagten angeblich große Freude macht: Bis Sonntag soll er Düsseldorf und Deutschland verlassen haben. "Er wünscht sich nichts sehnlicher als das", versicherte Verteidigerin Tanja Kretschmar. Ihren Mandanten zieht es nämlich nach Italien. Dort leben seine Frau und sein Kind, und zu ihnen will er schnell zurück. An die Familie war auch ein Teil des Geldes gegangen, das er in den Hotels erbeutet hatte - immerhin fast 4000 Euro. Was er nicht nach Italien schickte, will er verzockt haben.

Ob er nur die sechs Hotels, die in der Anklageschrift genannt waren, heimgesucht hatte, daran könne sich ihr Mandant "nicht mehr erinnern", sagte Anwältin Kretschmar, die nicht ausschließen kann, dass es weitere Fälle gab. Die Anklage aber entspreche der Wahrheit, räumte sie für den Mandanten ein.

Da der zuletzt 2010 verurteilt wurde und nun nur noch nach Hause will, ließ sich das Gericht auf die Bewährungsstrafe ein - mit der Auflage, bis Sonntag auszureisen. Tut er das nicht, würden 2000 Euro fällig - und wenn er die nicht zahlen kann, würde die Bewährung widerrufen. Unter diesen Vorzeichen hat sich der Mann gleich nach der Urteilsverkündung die nächste Zugverbindung nach Italien herausgesucht.

(RP)
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