Interview Jan Van Zanen "Die Tour war für uns ein Riesenerfolg"

Düsseldorf · Der Bürgermeister von Utrecht zieht eine positive Bilanz des "Grand Départ" der Tour de France in seiner Stadt in diesem Jahr. Eine Untersuchung der Universität soll dies noch mit Zahlen belegen.

 Jan van Zanen, hier in seinem Amtszimmer, ist Bürgermeister von Utrecht. Im Juli begann das berühmteste Radrennen der Welt in seiner Stadt.

Jan van Zanen, hier in seinem Amtszimmer, ist Bürgermeister von Utrecht. Im Juli begann das berühmteste Radrennen der Welt in seiner Stadt.

Foto: Stadt Utrecht

Herr van Zanen, im Sommer begann die Tour de France in Utrecht. Denken Sie noch manchmal dran?

van Zanen Ich bekomme noch fast an jedem Tag Post oder E-Mails zu diesem Thema oder werde darauf angesprochen. Diese Woche im Sommer verbuchen wir für unsere Stadt als Riesenerfolg: wirtschaftlich, für den inneren Zusammenhalt und für die Außenwahrnehmung, also das Marketing der Stadt. Wenn ich heute Besucher empfange, dann sind der Prolog und die 1. Etappe in Utrecht ein idealer Anknüpfungspunkt - jeder kennt die Tour de France, viele wissen auch, dass sie dieses Jahr bei uns losging.

Mit welchen langfristigen Effekten rechnen Sie?

Van Zanen Utrecht ist hinter Amsterdam, Rotterdam und Den Haag die viertgrößte Stadt in den Niederlanden. Die Stadt liegt zentral im Landesinneren, hat sicher viel zu bieten und eine besondere historische Bedeutung, aber um in einem größeren Zusammenhang bekannt zu werden, war und ist die Tour de France ein idealer Partner. Wir waren deswegen sehr froh, als es endlich geklappt hat. Wir haben uns zwölf Mal beworben. Es waren 2000 Journalisten in der Stadt, es wurde in der ganzen Welt berichtet.

Die ING-Bank hat eine Studie vorgelegt, nach der mehr als 30 Millionen Euro wegen der Tour de France in Utrecht umgesetzt wurden. Ist das in Ihren Augen realistisch?

van zanen Das ist sehr gut möglich. Wir hatten fast eine Million Besucher in der Stadt, um die 3500 Hotelbetten waren belegt. Eine genaue Untersuchung legt unsere Universität zum Jahresende vor. Das wollen wir auch genauer wissen, schließlich sind acht Millionen Euro öffentlicher Mittel eingeflossen, davon fünf Millionen durch die Stadt. Weitere acht Millionen Euro haben Sponsoren beigesteuert.

Wie war die Bevölkerung beteiligt?

van zanen Das war das wirklich Tolle. Wir hatten einen 100-Tage-Countdown geplant, und ich war, als es im März damit losging, ein bisschen skeptisch. Klappt das? Aber die Teilnahme war hervorragend. Sportvereine, die Hochschulen, selbst organisierte Studentengruppen, Schulen, Unternehmen, alle haben sich beteiligt. Das ging bis zum Seniorenempfang, bei dem alles gelb dekoriert war. In der Stadt ist mit dem Blick auf einen Punkt am Horizont eine Welle der Begeisterung aufgebaut worden.

Die Niederländer sind eine Radfahrnation. Haben Sie wegen der Tour hier noch einmal investiert?

van zanen Wir haben den Bau von 28.000 zusätzlichen Rad-Stellplätzen angekündigt und setzen das auch um. Utrecht hat 335.000 Einwohner, die Zahl der Räder in der Stadt ist mindestens drei Mal so hoch. Vor dem Rathaus entsteht gerade Europas größte Radstation mit 12.500 Plätzen.

Profitiert die Stadt noch heute?

van zanen Die Zahl der Touristen ist nach dem Grand Départ gestiegen. Das sind erste Rückmeldungen, auch da warten wir auf die Jahresstatistik. Für mich ist klar: Die Tour zu holen, war gut. Ich drücke Düsseldorf die Daumen, wir beraten gerne. Es kommen jetzt auch Vertreter des Giro d'Italia zu uns.

DAS INTERVIEW FÜHRTE UWE-JENS RUHNAU

(RP)
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