Düsseldorf "Die Täter tragen Prada"

Düsseldorf · Die Zahl der Taschendiebe ist so hoch wie nie. Die Polizei setzt eine eigene Ermittlungsgruppe ein.

Mit mehr als 5000 Fällen hat die Zahl der Taschendiebstähle im Sommer in Düsseldorf Rekordhöhe erreicht. Einer der Gründe, sagt Kripochef Markus Röhrl, sei das massive Polizeiaufgebot, das nach den Silvesterereignissen in Köln in der Innenstadt eingesetzt wurde. "Das hat die Täter auch zu uns verdrängt." Zwar sei man inzwischen wieder bei Vorjahreswerten angelangt, doch weil mit den zu erwartenden Besuchern der Weihnachtsmärkte nun auch die Taschendiebe wieder in die Stadt strömen werden, will der neue Kripochef gegensteuern. Eine eigene Ermittlungsgruppe ist seit vier Wochen im Dienst, soll Tätergruppen ermitteln und insbesondere die Profi-Diebe und Intensivtäter ins Visier nehmen.

Gestern waren mehr als 100 Polizisten in der Innenstadt im Einsatz, die teils verdeckt Verdächtige observierten, teils in Uniform Bürger auf allzu leichtfertiges Verhalten aufmerksam machten. Die Täter seien heutzutage nicht einfach zu erkennen, längst nicht mehr nur abgerissen aussehende "Klau-Kids" unterwegs. "Die Profidiebe von heute tragen Prada-Klamotten und sind tipptopp gestylt", sagte Ralf Korten, der den Einsatz gestern leitete. Er appelliert an die Bürger, Wertsachen am Körper zu tragen und insbesondere im Gedränge vorsichtig zu sein - ganz besonders beim Schuhkauf: "In Schuhgeschäften haben Diebe oft ganz besonders leichtes Spiel."

Erfolge hatten die Taschendieb-Fahnder schon vor dem Großeinsatz: Am Mittwoch wurden fünf Verdächtige gefasst, die Besucher der Medica-Messe in der Rheinbahn, am Hauptbahnhof und im Messerestaurant bestehlen wollten. Alle fünf seien eigens zur Messe nach Düsseldorf gekommen, einer wurde bereits per Haftbefehl gesucht und kam ins Gefängnis. Drei weitere Täter sollen im beschleunigten Verfahren im Lauf der nächsten Woche vor Gericht gestellt werden.

Ziel der Polizei sei es, möglichst viele Täter in Haft zu bringen, sagte Röhrl. Die Staatsanwaltschaft unterstütze die Arbeit der Fahnder mit einem neuen Dezernat, das ausschließlich für die Verfolgung von Intensivtätern zuständig sei. "Das letzte Wort aber haben immer noch die Richter."

(RP)
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