Düsseldorf Die Stadt der Diebe

Düsseldorf · Erstmals seit fünf Jahren liegt die Zahl der Wohnungseinbrüche wieder bei weit über 2000. Mehr als 40.000 Diebstähle hat die Polizei voriges Jahr stadtweit registriert, bei denen ein Schaden von über 41 Millionen Euro entstand. Auch viele Betrüger haben Düsseldorf als Arbeitsstätte entdeckt.

Die Kriminalitätsentwicklung in Düsseldorf 2009
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Die Kriminalitätsentwicklung in Düsseldorf 2009

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Foto: ddp

Es war ein junger Düsseldorfer, der die Bilanz der Polizei um über 3000 Fälle verschlechterte. Der 29-Jährige hatte im Internet Schnäppchen-Adressen und Rezepte angeboten und von den ahnungslosen Nutzern seiner Seite plötzlich 84 Euro Jahresgebühr verlangt.

Der Posten des Jung-Unternehmers fällt in der Kriminalstatistik unter die 3642 Fälle von Leistungsbetrug. Dass er ermittelt ist, bedeutet eine Aufklärungsquote von knapp 100 Prozent. Auch sämtliche Fälle im Deliktsbereich Kapitalanlagenbetrug sind geklärt worden — allen 710 stehen im Zusammenhang mit dem insolventen Fischeier-Züchter Caviar Creator.

Wieder mehr Einbrüche

Auf Aufklärungserfolge wie im Betrugsdezernat können die Einbruchsfahnder nicht verweisen. Auch sie haben es häufig mit dicken Fischen zu tun, mit professionellen Einbrecherbanden aus Südosteuropa etwa. Aber nur die wenigsten davon lassen sich erwischen. Und weil die Täter immer professioneller werden, musste Kriminaldirektor Jürgen Schneider gestern erstmals seit fünf Jahren wieder von mehr als 2000 Einbrüchen berichten.

"Jahrelang waren wir mit unserem gezielten Konzept gegen Wohnungseinbruch besser als alle vergleichbaren Städte — jetzt sind wir wieder auf dem selben Niveau", bedauerte auch Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. NRW-weit seien die Einbruchszahlen gestiegen, erklärte Schneider. "2009 war das ganze Jahr über Saison."

Dass 40 Prozent der mehr als 2254 Taten im Versuchsstadium stecken blieben, rechnet Schenkelberg der guten polizeilichen Aufklärungs- und Beratungsarbeit zu. Doch ein Einbrecher, der an einer gut gesicherten Wohnung scheitere, suche weiter, bis er fündig werde. In gut 220 Fällen, sagte Schneider, hätten die Täter offene Fenster, Türen oder Leitern vorgefunden: "Die Bürger müssen auch selbst ein wenig auf die Sicherheit ihres Hab und Guts achten."

240 Einbrecher hat die Polizei voriges Jahr gefasst. Das habe gerade bei den Profis wenig Bedeutung: "Von denen legt keiner ein Geständnis ab." Erschwert werde die Fahndung auch dadurch, dass die reisenden Täter kaum Spuren hinterließen oder sie selbst zerstörten.

Das gilt auch für professionelle Autoknacker-Banden, mit denen es die eigene Ermittlungskommission EK KfZ zu tun hat. Doch zu ihrer Klientel gehören auch drogensüchtige Gelegenheitstäter und jugendliche Einheimische.

Das und die hohe Konzentration von Spezialisten in der EK sorgt seit einigen Jahren für einen deutlichen Rückgang der Fälle — der Fahndungsdruck hat sich offensichtlich herumgesprochen. "Die Ermittlungskommission macht tolle Arbeit", lobten denn auch Schneider und Schenkelberg. Obwohl auch im KfZ-Bereich die Aufklärungsquote mit knapp über zwölf Prozent nicht gerade berauschend ist.

Ein schwieriges Jahr liege hinter der Polizei, sagte Herbert Schenkelberg. Bei 290 000 Einsätzen hatten seine Beamten allein 473 Demonstrationen zu bewältigen — zusätzlich zu den personalintensiven Einsätzen in der Altstadt, beim Fußball und "an allen Brennpunkten der Stadt, an denen wir, wie versprochen, Präsenz gezeigt haben."

(RP)
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