Kolumne rund ums Rathaus Die provozierte Debatte um den Rau-Flughafen

Meinung | Düsseldorf · Geht es um Benennungen nach verstorbenen Politikern, hat Rathaus-Chef Thomas Geisel (SPD) kein glückliches Händchen: Als kurz nach seinem Amtsantritt bekannt wurde, dass er der Familie des früheren Oberbürgermeisters Joachim Erwin Hoffnungen gemacht hatte, einen zentralen Platz nach dem Christdemokraten zu benennen, war der Aufschrei groß.

Kolumne rund ums Rathaus: Die provozierte Debatte um den Rau-Flughafen
Foto: Mentefactum GmbH, Fotos: Imago/dpa. Grafik: Radowski

Geisel hatte es seinen politischen Mitstreitern nämlich vorher nicht gesagt. Es folgte eine unschöne Debatte. Denn Erwin hatte zwar viel bewegt für die Stadt, war aber nicht unumstritten. Da kühlten manche dann posthum in der Öffentlichkeit ihr Mütchen. Ob zu Recht oder nicht, spielte keine Rolle. Sechs Jahre nach Erwins Tod gab es einen Eklat statt eines würdigen Andenkens. Auch Erwins Familie schaltete sich ein, pochte auf die Zusage, die Geisel gegeben habe. Am Ende bekam der frisch ins Rathaus eingezogene Oberbürgermeister doch mit Mühe die Mehrheit für die zentrale Benennung zusammen - und hatte seine erste Lektion in kommunaler Realpolitik hinter sich. Viele weitere sollten folgen.

Dennoch kann man seit einigen Wochen ein ähnliches Schauspiel verfolgen: Diesmal geht es um einen Sozialdemokraten, den langjährigen Ministerpräsidenten Johannes Rau. Er soll, darauf haben sich Geisel und Landeschefin Hannelore Kraft geeinigt, mit einer Zusatzbenennung des Düsseldorfer Flughafens geehrt werden.

Doch wieder war die Politik im Vorfeld nicht eingebunden, nicht einmal der Fraktionschef der eigenen Partei im Stadtrat war informiert worden. Die SPD will dem Vorhaben zwar aus vollem Herzen zustimmen - doch sie allein stellt noch keine Mehrheit. Die CDU ist dagegen, hat nun für die nächste Ratssitzung den Antrag gestellt, darüber abzustimmen, die FDP stimmt ebenfalls mit Nein. Die Grünen wollen sich alle Optionen offen halten, können es sich aber nicht leisten, wie bei der Tour de France erneut auf die Stimmen von Rechtspopulisten angewiesen zu sein. In Leserbriefen und Kommentaren wird offen thematisiert, weshalb Rau eine solche Ehrung keinesfalls verdient hat.

Doch Geisel lässt die Debatte weiter laufen, wohlwissend, dass die Flughafengesellschafter mitziehen und eine - von ihm selbst angekündigte - Ratsentscheidung nicht zwingend ist. Formal mag das korrekt sein. Ein würdiges Andenken sieht aber anders aus.

(RP)
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