Düsseldorf Die neue Mobilität der Stadtkinder

Düsseldorf · Weil Nahverkehr und Car-Sharing in Düsseldorf so gut sind, ist das eigene Auto nicht mehr so wichtig wie früher.

 Jill Ohligs mit ihrer Fahrschülerin Kristin Mücke. Für die 17-Jährige ist es wichtig, so früh wie möglich den Führerschein zu machen. Sie zählt damit zur großen Gruppe der Jugendlichen, die besonders früh ans Steuer wollen.

Jill Ohligs mit ihrer Fahrschülerin Kristin Mücke. Für die 17-Jährige ist es wichtig, so früh wie möglich den Führerschein zu machen. Sie zählt damit zur großen Gruppe der Jugendlichen, die besonders früh ans Steuer wollen.

Foto: Andreas Endermann

Immer weniger junge Erwachsene in Düsseldorf machen den Führerschein mit 18, noch weniger schaffen sich ein eigenes Auto gleich nach der bestandenen Prüfung an. Der Grund: In einer Stadt wie Düsseldorf mit wenig Parkplätzen und hektischem City-Verkehr ist es dank Car-Sharing und gut ausgebautem ÖPNV kaum mehr nötig, ein eigenes Gefährt zu besitzen.

 Morten Riese (18): "Ich habe den Führerschein, aber ich fahre eher weitere Strecken. In die Stadt geht es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln."

Morten Riese (18): "Ich habe den Führerschein, aber ich fahre eher weitere Strecken. In die Stadt geht es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln."

Foto: Naomi Bader

"Die Busse und Bahnen fahren so häufig und gut in der Stadt, und ein Auto ist gerade für junge Menschen teuer. Bei dem Angebot geben sie das Geld dafür nicht aus", sagt Kurt Bartels, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes NRW. Der Verband beobachtet zwei Trendentwicklungen bei den Fahranfängern: "Entweder sie sind noch sehr jung und machen den Führerschein mit 17, oder aber sie sind schon Mitte 20 und machen ihn, weil sie es etwa für den Job müssen." Letzteres hat auch Jill Ohligs beobachtet. Seit sieben Jahren ist sie Fahrlehrerin, hat zunächst in Oberhausen gearbeitet, und bringt nun in der Fahrschule Ohligs an der Ackerstraße ihren Schülern das Autofahren bei. "Früher waren die jungen Leute ganz wild darauf, den Führerschein zu machen. Das bedeutete Freiheit. Heute machen sie es später und mit weniger Begeisterung."

 Nele Schlagermann (19): "Es war mir wichtig, den Führerschein zu machen, um mit dem Auto in den Urlaub zu fahren. In der Stadt fahre ich ungern."

Nele Schlagermann (19): "Es war mir wichtig, den Führerschein zu machen, um mit dem Auto in den Urlaub zu fahren. In der Stadt fahre ich ungern."

Foto: Naomi Bader

Tatsächlich ist die Zahl der Fahranfänger in Düsseldorf insgesamt in den vergangenen Jahren zurückgegangen: 2014 machten 4750 Düsseldorfer den Führerschein, darunter erhielten 1364 junge Menschen die Erlaubnis für das Begleitete Fahren ab 17. Im Jahr darauf waren es nur noch 4.388 (1.388 ab 17) und vergangenes Jahr 4563 Fahranfänger (unter die ja alle Düsseldorfer mit einer Erstlizenz und nicht nur die jungen fallen) sowie 1294 Fahranfänger im Alter von 17 Jahren. Die Stadt schätzt, dass in Düsseldorf derzeit 20.000 18- bis 23-Jährige einen Führerschein haben. Entweder machen die Menschen besonders früh (sprich mit 17) oder viel später den Führerschein - das ist auch die Erfahrung im Straßenverkehrsamt.

 Yousef Alizadeh (18): "In Düsseldorf kommt man mit Bus und Bahn sehr weit. Den Führerschein finde ich aber auch wichtig."

Yousef Alizadeh (18): "In Düsseldorf kommt man mit Bus und Bahn sehr weit. Den Führerschein finde ich aber auch wichtig."

Foto: Bader (2)/Ihme

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Tickets für den ÖPNV. "Aktuell haben wir 8250 Abonnenten im Alter von 18 bis 23 Jahren, Tendenz steigend", sagt Georg Schumacher von der Rheinbahn. Hinzu kommen die Schüler, die ein Schokoticket besitzen - und die vielen Studenten in Düsseldorf mit Semesterticket. "Immer mehr junge Menschen fahren mit Bus und Bahn, darauf reagieren wir auch: So wird das Young Ticket, das es bisher in mehreren Preisstufen gab, ab Anfang nächsten Jahres im gesamten VRR gültig sein", so Schumacher.

Wichtig ist die junge Zielgruppe auch bei den Car-Sharing-Anbietern. Die ersten Kunden überhaupt seien die jungen Fahrer gewesen, heißt es zum Beispiel beim Anbieter Drive Now. Diese Gruppe sei sehr bedeutend, weil sie sich zunehmend gegen ein eigenes Auto entscheide. Bei Car2Go sind die meisten Kunden in der Landeshauptstadt zwischen 26 und 45 Jahre alt, also noch jung, aber auch keine klassischen Fahranfänger. Hauptsache unterwegs, ist offenbar das Motto der jungen Generation. Das Wie ist nicht entscheidend.

(RP)
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